Beim CDU-Neujahrsempfang stellt Landtags-Fraktionschef Wolfgang Reinhart die Vorzüge Deutschlands in den Mittelpunkt. Die Stadtverbandschefin Sabine Kurtz erneuert ihr Angebot, einen parteiübergreifenden OB-Kandidaten zu suchen.

Leonberg - Es ist nicht die OB-Wahl, es sind nicht die Attacken des AOK-Chefs gegen eine Sanierung des Krankenhauses und es sind auch nicht die millionenschweren Investitionen, die die Stadt zu schultern hat. Nein, im Mittelpunkt des Neujahrsempfangs der Leonberger CDU stehen die innere Sicherheit und der Konflikt zwischen Populismus und demokratischen Werten im Vorfeld der Bundestagswahl.

 

Es geht um das Wohl der Stadt

Nur kurz spricht die Stadtverbandschefin Sabine Kurtz im voll besetzten Gemeindehaus Eltingen die im September anstehende Wahl des Oberbürgermeisters an: „Es geht einzig und allein um das Wohl der Stadt und ihrer Bürger“, untermauert die Landtagsabgeordnete ihre in unserer Zeitung bereits geäußerte Haltung, dass parteipolitische Erwägungen nachrangig seien. Sie erneuert ihr Angebot an „die anderen Kräfte im Gemeinderat“, über einen gemeinsamen Kandidaten zu sprechen.

Das ist es dann aber auch schon mit der Kommunalpolitik. Die Augen der Christdemokraten richten sich vornehmlich auf die großen Themen. „Beim Asyl haben wir in der Vergangenheit den Schwerpunkt auf die Barmherzigkeit gelegt“, sagt Sabine Kurtz. „Aber wenn der Staat glaubwürdig bleiben will, müssen wir Recht und Gesetz durchsetzen.“ Das bedeutet in ihren Augen auch Abschiebungen nach Afghanistan, da das Land sicher sei.

Ähnlich sieht es der Hauptredner. „Die unkontrollierte Einwanderung des Jahres 2015 darf sich nicht wiederholen“, fordert Wolfgang Reinhart. Der Chef der CDU-Landtagsfraktion ist von der Parteiklausur mit Angela Merkel im Kloster Schöntal direkt nach Leonberg geeilt. Und bringt von dort die Botschaft mit, dass die Kanzlerin das genauso sehe: „Wir dürfen das Recht auf Asyl nicht beliebig werden lassen.“

Ansonsten konzentriert sich der einstige Stuttgarter Europa-Minister, der jetzt mit dafür sorgen muss, dass die grün-schwarze Koalition nicht auseinanderfliegt, auf die Vorzüge Deutschlands.

In Baden-Württemberg herrsche quasi Vollbeschäftigung. Als Innovationsregion rangiere das Land noch vor Bayern und der Region Ile de France rund um Paris. Das „gesunde Wirtschaftswachstum“ der vergangenen Jahre setze sich fort: „Uns geht es gut, die Stimmung ist schlechter als die Lage.“ Ausländische Wissenschaftler würden Deutschland in Sachen Lebensqualität, Wohlstand und Wirtschaft bisweilen als „das beste Land der Welt“ bezeichnen.

Die hohe Dynamik fordere freilich ihren Preis. „Die Zeiten, in denen die Stechuhr das Berufsleben geregelt hat, sind vorbei“, sagt der Arbeitsrechtler. Heute bestimmten Smartphones die dienstliche Erreichbarkeit der Menschen. „Die Frage ist, ob wir uns dabei noch entschleunigen können?“

Letztlich liege es an jedem selbst, wie er sein Leben gestaltet. „Reich ist, wer zufrieden ist“, gibt Reinhart den Zuhörern auf den Weg. „Wer dankbar ist, lebt länger.“

Seinen ersten großen Auftritt in Leonberg hat Marc Biadacz. Der Böblinger, der das Bundestagsmandat von Clemens Binninger beerben will, bekennt sich zu den Grundwerten einer freien und offenen Gesellschaft. „Diese Werte müssen verteidigt werden.“ Zwar sei Populismus gerade „en vogue“, das aber nicht dauerhaft.

Versöhnliche Worte richtet Biadacz an den Leonberger Stadtrat Oliver Zander, der ebenfalls Bundestagskandidat werden wollte, aber bei der parteiinternen Abstimmung unterlag: „Ich danke dir für den fairen Wahlkampf. Es hat sich gelohnt, dass wir uns näher kennengelernt haben.“

Als Gastgeber empfahl Pfarrer Dennis Müller den Christdemokraten, sich von Jesus inspirieren zu lassen: „Jesus sprach in einfachen Bildern und erzählte Geschichten, die das Volk verstand.“ Dennoch seien seine Lösungen alles andere als einfach: „Oder ist Feindesliebe mainstream-fähig?“