Berührungsängste abbauen und Vertrauen vermitteln: Kreis richtet einen Treffpunkt an der Rutesheimer Straße ein.

Leonberg - Die Atmosphäre ist entspannt. Die Frauen reden angeregt miteinander, die Kinder lassen sich nicht in ihrem Spiel stören. Manchmal muss auf die Hilfe einer Übersetzerin zurückgegriffen werden. Seit Kurzem bietet das Müttercafé bei der Unterkunft in der Rutesheimer Straße in Leonberg einen Treffpunkt für Flüchtlingsfrauen mit ihren Kindern an.

 

Das Café bietet die Möglichkeit, gemeinsam etwas zu unternehmen und sich untereinander auszutauschen. Und die Mütter können sich bei dieser Gelegenheit darüber informieren, wie sie die gesunde Entwicklung ihrer Kinder selbst oder mit Hilfe anderer unterstützen können.

Familien leben oft sehr zurückgezogen

„Das Angebot kommt bei den Frauen gut an. Sie schätzen es, sich in einer entspannten Runde ganz auf ihre Kinder konzentrieren zu können“, sagt Rose Volz, Koordinatorin des Regionalteams Leonberg von „Familie am Start“, dem Initiator des Cafés.

Das Konzept des Müttercafés entstand, weil viele Flüchtlingsfamilien in direkter Nachbarschaft zur psychologischen Beratungsstelle untergebracht sind. Dort arbeiten auch die Sozialpädagogin Rose Volz und ihr Team von „Familie am Start“.

„Uns ist aufgefallen, dass die Familien sehr zurückgezogen leben. Vorhandene Angebote wie unser Familiencafé in der Familienbildungsstätte können sie nicht nutzen, weil die sprachlichen und kulturellen Barrieren noch zu hoch sind“, erklärt Volz. Die Frauen kommen aus Afghanistan, Syrien und dem Irak. Dort steht die Familie an erster Stelle, Kinder wachsen häufig in Großfamilien auf. „In der westlichen Welt übernehmen immer mehr institutionelle oder ehrenamtliche Organisationen die Funktionen der traditionellen Großfamilie. Aber man muss wissen, wie unser Gesellschaftssystem funktioniert und wo man sich in Notsituationen hinwenden kann“, erläutert Volz das Ziel des Müttercafés.

Geschützter Raum mit festen Strukturen

Indem ein geschützter Raum mit festen Strukturen in angenehmer Atmosphäre angeboten wird, können Berührungsängste abgebaut und Vertrauen und Sicherheit vermittelt werden. Letzteres ist wichtig, weil die Frauen und ihre Familien durch die Flucht aus der Heimat stark belastet sind.

Bei der Verständigung unterstützen zwei Übersetzerinnen aus der Unterkunft, gesprochen wird auch über Themen wie Ernährung und Gesundheit. „Die geflüchteten Familien müssen sich hier im Alltag zurechtfinden und gleichzeitig für ihre Kinder sorgen. Das ist eine besondere Herausforderung“, meint Gruppenleiterin Silke Voss, die als Kinderkrankenpflegerin ganz praktisch bei der Babypflege anleiten und Spielanregungen geben kann.

Silke Voss teilt sich die Aufgabe mit ihrer Kollegin Cathy Blum. „Wir bieten den Müttern gleichzeitig ein Sprachmodell auf Deutsch an, wenn wir uns zwischendurch unterhalten – auch die Kinderreime und Fingerspiele, die die Frauen erlernen, sind auf Deutsch“, so Voss weiter.

Kostenloses Kreis-Angebot

Das Modell „Familie am Start“ ist ein kostenfreies Beratungs- und Unterstützungsangebot des Jugendamts im Landkreis Böblingen, gefördert von der Bundesinitiative „Frühe Hilfen“. Das Angebot richtet sich an Mütter und Väter, von Beginn der Schwangerschaft bis zum dritten Geburtstag des Kindes. Alle Eltern können sich bei Erziehungs- und Gesundheitsfragen dorthin wenden. Auch wenn das Baby unruhig ist und viel schreit oder sich die Eltern erschöpft und überfordert fühlen, wird hier Hilfe geboten.

Auskunft
Das Müttercafé für Flüchtlingsfamilien findet jeden Dienstag von 10 bis 11.30 Uhr in der Rutesheimer Straße 50/7 statt. Für weitere Fragen steht Rose Volz unter der Telefonnummer 0 71 52 / 3 37 89 42 oder per E-Mail an r.volz@lrabb.de zur Verfügung.