Der Landesverkehrsminister Winfried Hermann prämiert den Existenzgründer Gunter Schulte.

Leonberg - Lob für einen Leonberger Unternehmer hat es am Freitagabend im Alten Rathaus von Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) gegeben. Für sein Projekt „Diesel aus Müll“ ist Gunter Schulte als sogenannter „Übermorgenmacher“ ausgezeichnet worden. Der Preis ist pünktlich zum 60. Geburtstag des Landes ausgelobt worden.

 

Im Beisein von OB Bernhard Schuler, dem designierten Ersten Bürgermeister Ulrich Vonderheid sowie seinem Parteifreund und Landtagsabgeordneten Bernd Murschel und einigen Gemeinderäten freute sich der Verkehrsminister Winfried Hermann, dass gerade für das Verkehrsressort „tolle Ideen ausgezeichnet“ wurden. „Ich bin heute extra nicht mit dem Elektrodienstwagen gekommen, sondern mit dem Diesel-Hybrid“, sagte Hermann mit Blick auf die Idee einer bestechenden Recycling-Technologie des Leonberger Vermarkters, aus alten Bahnschwellen, Farben und sonstigem Müll dioxinfrei Diesel herzustellen.

Gunter Schulte ist Geschäftsführer der Leonberger Firma „Sustainable Technologies“. Er arbeitet daran, die Technologie der „Katalytischen Drucklosen Verölung (KDV)“ an den Markt zu bringen. Hinter dieser Technologie, die derzeit in Versuchsanlagen in mehreren europäischen und außereuropäischen Ländern erprobt wird, steckt die Idee, kohlenstoffhaltige Wert- und Reststoffe wie Biomasse, Müll, Kunststoff, Klärschlamm, Altöl, Altreifen oder Bahnschwellen in hochwertigen Diesel umzuwandeln. Minister Hermann lobte Schulte „für seinen Pioniergeist“ und seine Bemühungen, sich für die Gewinnung alternativer Kraftstoffe einzusetzen und damit Alternativen zur Mineralölerzeugung aus Erdöl zu schaffen, so der einstige Bundestagsabgeordnete der Ökopartei, der von seinem Wahlkreis Tübingen aus auch den Landkreis Böblingen mit betreut hatte. Bei dem hergestellten Diesel handelt es sich nicht um Biodiesel, sondern um synthetischen Diesel, der qualitativ hochwertiger sei und deshalb ohne Einschränkungen in jedem Dieselmotor genutzt werden könne, beschreibt Gunter Schulte.

Die Herstellung erfolgt ohne Emissionen bei geringen Temperaturen unter 300 Grad Celsius – so dass dabei kein Dioxin freigesetzt werden. „Eine Alternative zur Mineralölerzeugung aus Erdöl stellen Treibstoffe aus Reststoffen und biologisch nachwachsenden Rohstoffen dar“, glaubt Gunter Schulte. Über ein anderes Projekt, bei dem es um einen kleinen, effektiveren und preisgünstigeren Motor ging, ist Gunter Schulte auf die KDV-Technologie des Chemieanlagenspezialisten Christian Koch aufmerksam geworden. Koch ist Chemiker und entwickelte früher bei Siemens Anlagen für Kernkraftwerke.

„Christian Koch, der bei Chemnitz eine Testanlage betreibt, hat nicht unbedingt gute Erfahrungen im eigenen Land gemacht“, erzählt Schulte. Bürokratische Hürden, keine Fördergelder und auch die Enttäuschung über negative Expertisen hätten den Fachmann dazu bewogen, die Technologie ins Ausland zu verkaufen. In Spanien, Kanada und Mexiko laufen deshalb bereits Anlagen, in denen unter anderem kohlenstoffhaltiger Hausmüll, Elektronikschrott sowie Altöle, Fette und Farben zu Dieselkraftstoff verarbeitet werden.

Mit den Worten „Wenn du es dir antun willst!“, habe ihn Koch autorisiert, die zukunftsträchtige Technologie auch in Deutschland zu vermarkten. Schulte bringt die Enttäuschung des Entwicklers damit auf den Punkt. Die Zweifel, ob so etwas funktionieren könne, seien groß, das weiß Schulte. „Dass aus einer Tonne Stroh 250 Liter und aus einer Tonne Kunststoffabfälle 850 Liter synthetischer Dieselkraftstoff hergestellt werden können, klingt unglaublich, ist aber mit der KDV-Technologie möglich“, bekräftigt Schulte dann aber doch.

Es ist Schulte mittlerweile gelungen, im westfälischen Ennigerloh in einem privaten Entsorgungsbetrieb eine Probe-Anlage aufzubauen. Die kann nach seinen Angaben bis zu 750 Liter Diesel pro Stunde erzeugen. Als Preisträger darf er sich darüber hinaus im Rahmen von 1000 Euro etwas für sein Projekt wünschen – was im Fall des Existenzgründers aber noch wichtiger wäre, ist Hilfe und Bereitschaft von Behörden, seine Idee auch zu genehmigen und nicht zu blockieren. Eine Botschaft, die Hermann gehört haben will: „Auch die besten Ideen werden nur verwirklicht, wenn Behörden sie am Ende ermöglichen“, sagte er im Blick auf die bürokratischen Hürden, die Schulte und seine Mitstreiter immer wieder kritisiert hatten.