Am Tag des Ehrenamts berichten engagierte Menschen über ihre Motivation und ihre Glücksgefühle, die sie in Vereinen und Institutionen empfinden. Der Empfang findet erstmals mit Kulturprogramm in der Stadthalle statt.

Andreas Schneider drückt die nicht ganz so angenehmen Aspekte seines Ehrenamtes folgendermaßen aus: „Wenn mitten in der Nacht der Funk geht, dann heißt es raus aus dem Schlafanzug und rein in die Einsatzkleidung.“

 

Zum Glück hat der Chef der Abteilung Gebersheim der Leonberger Feuerwehr solche Unterbrechungen des nächtlichen Schlafs nicht permanent. „Die meisten Einsätze sind tagsüber“, sagt der Brandschützer. Und die meisten Leonberger Firmen lassen ihre Leute, die bei der Feuerwehr sind, problemlos ziehen, wenn es tatsächlich brennt.

Schon mit 17 aktiv dabei

Andreas Schneider ist einer von fünf Menschen, die anlässlich des Tages des Ehrenamts auf der Bühne der Stadthalle aus ihrem nicht beruflichen Alltag berichten. Saskia Küsell ist zweiter Vorstand bei der Sportvereinigung Warmbronn, und Eva Ott leitet den Galerieverein. Die Jüngste in der Runde ist Berenike Keller. Die 17-jährige Schülerin ist im Jugendausschuss der Stadt Leonberg aktiv. Veteran unter den Engagierten, die vom Kulturamt zu einer Talkrunde eingeladen worden sind, ist Albert Kaspari, der langjährige Chef des Obst-, Garten und Weinbauvereins. Den gebürtigen Moselaner stört es überhaupt nicht, Vereinsmeier genannt zu werden, sagt er der Moderatorin Adrienne Braun. Die Kulturredakteurin unserer Zeitung führt eloquent durch die Gesprächsrunde und entlockt nicht nur Kaspari, was ihn an der Vereinsarbeit so begeistert: „Man tut etwas für die Menschen. Gerade die Themen Natur, Obst, Wein: Das spricht die Leute an und erfreut sie.“ In der Coronazeit hätten sich viele Leute einen Garten oder einen kleinen Wengert zugelegt.

Freude schenken, Freude haben

Der langjährige Einsatz für das Gemeinwohl ist auch Berenike Keller nicht fremd. Sie hat sich in der Kirche engagiert, war Klassensprecherin, treibt aktiven Vereinssport und ist eben jetzt im Jugendausschuss – einem Gremium, in dem die Aktiven den Stadträten und auch dem Oberbürgermeister sagen, was ihnen gefällt, oder eben auch nicht. Eine große Herausforderung? „Ich versuche, an meinen Aufgaben zu wachsen“, sagt die junge Frau, und das klingt bei ihr ganz unaufgeregt.

Die Arbeit für Menschen, das ist das Motiv, das alle antreibt. Eva Ott nennt aber noch einen weiteren Aspekt: „Es muss auch mir Spaß machen“, sagt die Vorsitzende des Galerievereins. „Ich freue mich, wenn ich ein Programm zusammenstellen kann, das auch anderen Freude bereitet.“ Ohne Ehrenamt, das steht für die gelernte Kunsterzieherin außer Frage, wäre eine Einrichtung wie der Galerieverein in einer Stadt von der Größe Leonbergs überhaupt nicht machbar.

Gelungene Integrationsarbeit

Saskia Küsell nennt einen weiteren wichtigen Aspekt, der für ein Vereinsengagement spricht: „Es gibt nichts Schöneres für eine gelungene Integration als Vereinsarbeit“, sagt die Sportfrau. „Viele Neuhinzugezogene suchen Kontakte über einen Verein.“ Sie selbst habe das in Leonberg als Reingeschmeckte erlebt, sagt sie augenzwinkernd mit Blick auf ihre Stuttgarter Herkunft.

Wer viel ehrenamtlich schafft, hat wenig Zeit für andere Dinge, gerade beim Rund-um-die-Uhr-Betrieb Feuerwehr. Ist dieses Engagement ein Karrierekiller, will die Moderatorin wissen. „Eher ein Familienkiller“, sagt der Gebersheimer Feuerwehrmann Andreas Schneider. „So mancher gemütliche Abend im Wohnzimmer ist für mich abrupt zu Ende gegangen.“ Das mit dem „Killer“ will er aber nicht so stehenlassen: „Ich bin daheim trotzdem gerne gesehen,“ sagt er und lächelt dabei.

Kabarett und Musik

Die Freude am Gemeinsinn und an der Hilfe für andere, das klingt bei allen in der Talkrunde durch, wiegt deutlich mehr als der zeitliche Einsatz. Dafür gibt es großen Applaus, denn den Menschen im Publikum geht es nicht anders. Sie alle engagieren sich ehrenamtlich und sind von der Stadt eingeladen worden.

Dass die Stadthalle trotz Nikolausabend gut gefüllt ist, freut den Oberbürgermeister ganz besonders. „Ehrenamt ist keine Arbeit, die nicht bezahlt wird, sondern Arbeit, die unbezahlbar ist“, würdigt Martin Georg Cohn das Engagement aller Aktiven vom Roten Kreuz bis zum Musikverein.

Und als kleines Dankeschön bekommen sie Kabarett vom Feinsten mit Uli Böttcher und Musikgenuss eines Ensembles des Leonberger Sinfonieorchesters. Der Umzug des Ehrenamtempfangs von der Steinturnhalle in die deutlich größere Stadthalle war die richtige Entscheidung.