Sarah und Daniel Mann reisen auf ihrer Benefiz-Rallye rund 7500 Kilometer durch acht Länder in 16 Tagen. Sie sind restlos begeistert.

Leonberg - Mehr als zwei Wochen sind Sarah und Daniel Mann beim sogenannten Baltic Sea Circle ohne größere Probleme in acht Ländern unterwegs gewesen. Doch ausgerechnet auf der letzten Etappe, die sie nur noch rund 350 Kilometer von Usedom zurück nach Hamburg führte, wären sie fast zu spät ins Ziel gekommen. „Bis 17.30 Uhr mussten wir das Roadbook, in dem unsere Aufgaben notiert waren, abgeben, um 17.10 Uhr waren wir da“, erzählt Sarah Mann.

 

Zum einen lag es daran, dass es fast zwei Stunden gebraucht hatte, bis sie beim Campingplatz auschecken konnten. Zum anderen gerieten sie nach der Wiedereinreise nach Deutschland zum ersten Mal in einen Stau. „Die A 20 war wegen Bauarbeiten gesperrt und wir hatten kein Handynetz, um uns eine Umleitung anzeigen zu lassen“, sagt Daniel Mann kopfschüttelnd.

Als sie dann aber kurz vor Meldeschluss doch die Ziellinie überquerten, hatten beide eine Gänsehaut. „Die Veranstalter haben alle Teams persönlich begrüßt, das war schon eine ganz besondere Atmosphäre“, erinnert sich Sarah Mann.

Unfall mit einem Elch

Und die Bilanz der beiden Eltinger fällt rundum positiv aus: „Wir hatten auf den 7500 Kilometer mit unserem 20 Jahre alten VW  T 4 Multivan keine einzige Panne“, sagt Daniel Mann erfreut. Insgesamt habe es auf der Benefiz-Rallye nur zwei schwerere Unfälle gegeben, einer mit einem Elch. „Und ein Team, das 20 Kilometer vor dem Ziel eine Panne hatte, hat sich ein Taxi genommen, um das Roadbook noch rechtzeitig abzugeben“, berichtet Daniel Mann.

Gestartet waren der Entwicklungsingenieur und die Wirtschaftspsychologiestudentin Mitte Juni zusammen mit rund 260 anderen Teilnehmern, die vorab für wohltätige Zwecke insgesamt mehr als 431 000 Euro gesammelt hatten, in der Nähe des Hamburger Fischmarkts. Am ersten Tag legten sie mit rund 620 Kilometer eine ihrer längsten Strecken zurück, da sie Dänemark durchqueren und in Schweden übernachten wollten. Die erste Aufgabe aus dem Roadbook ging allerdings daneben: sie lautete, den ersten Tourbus von „Abba“ zu fotografieren, der auf einem Autofriedhof in Ryd steht. „Wir waren auch in Ryd, allerdings im falschen, rund 180 Kilometer zu nördlich. Und da wollten wir nicht mehr zurückfahren“, erzählt Sarah Mann und schmunzelt.

Dafür erreichten sie bereits nach drei Tagen – ohne Navi und ohne Autobahnen zu benutzen – Norwegen, wo ihnen 200 Meter nach der Grenze der erste Elch begegnete. Während sie die Begegnung mit dem für Skandinavien typischen Säugetier genossen, machte ihnen ebenso typisches kleineres Getier mächtig zu schaffen: Moskitos. „Wir hatten auf einem Campingplatz nachts ein Fenster wegen eines Ladekabels ein Stück weit geöffnet, und als ich nachts um drei Uhr aufgewacht bin, waren wohl 500 Moskitos im Bus“, erinnert sich Daniel Mann mit Schaudern. Seine Frau hatte an beiden Füßen 25 Stiche, den Rest der Nacht verbrachte das Paar in der Rezeption und schaute schwedisches Fernsehen.

Einer der Höhepunkte ihrer Rallye war für alle Teilnehmer eine Party, die der Veranstalter „Superlative Adventure Club“ auf den Lofoten ausrichtete – an einem Strand mit türkisfarbenem Wasser. „Die Lofoten werden nicht umsonst die Malediven des Nordens genannt“, sagt Sarah Mann. Nur das Wetter war deutlich schlechter als auf den Malediven: Wie schon seit dem Beginn der Rallye war es nass und regnerisch.

Nach genau einer Woche erreichten die beiden Eltinger das Nordkap. „Die letzten sechs Kilometer geht es auf einer Einbahnstraße durch einen sehr engen Tunnel“, erzählt Daniel Mann. Anschließend führte die Route das Ehepaar durch die Weiten von Finnland. „Da gibt es Häuser, deren nächster Nachbar 200 Kilometer weg ist“, hat Sarah Mann staunend festgestellt. Bisweilen begegneten ihnen an einem Tag gerade mal 20 Autos. „Die erste Ampel haben wir in Helsinki erlebt“, sagt Daniel Mann.

Preise wie in Deutschland

Zwei Tage verbrachten die Eltinger in Estlands Hauptstadt Tallinn, wo sie sich über sündhaft teure Parkplätze wunderten. „Pro Minute wurden dort zehn Cent verlangt“, berichtet Sarah Mann, die froh war, dass sie einen Hotelparkplatz mit Festpreis fanden. Als teuer erwies sich auch das Essen in Tallinn. „Das waren Preise wie in Deutschland, aber das haben wir gebraucht, um mal wieder in die Zivilisation einzutreten“, ergänzt sie.

Nach einer Party im größten Holz-Tipi der Welt führte der Weg die beiden Eltinger schließlich über Lettland, Litauen und Polen wieder zurück nach Deutschland. „Wir können jedem empfehlen, so eine Reise auch mal zu machen“, lautet das Fazit der beiden. Man lasse den Alltag sofort hinter sich und beschränke sich darauf, seine Grundbedürfnisse zu stillen.