Die Geschäftsführerin Simone Zwicker der Diakonie wechselt nach 15 Jahren nach Geislingen.

Leonberg - Der Marktplatz wird mir fehlen“, sagt Simone Zwicker und seufzt. „Aber noch mehr fehlen wird mir mein Team.“ Mit einem weinenden und einem lachenden Auge wechselt die Bezirksgeschäftsführerin der Leonberger Diakonie Ende Juli vom hiesigen Haus der Diakonie in der Agnes-Miegel-Straße in die Diakonie in Geislingen. 15 Jahre lang hat sie in Leonberg die Fäden in der Hand gehalten und im Bezirk so einiges auf den Weg gebracht.

 

Ungewöhnliches Projekt

Zum Beispiel den Tafelladen in Eltingen oder die Diakonie-Kontakt-Läden, zuletzt den in Malmsheim. „Das war ein wirklich ungewöhnliches Projekt, weil es so schnell ging“, das hat die tatkräftige Sozialpädagogin schon ganz anders erlebt. Zum Beispiel, als im alten Lochmüllerhaus auf dem Marktplatz ein Diakonie-Kontakt-Laden eingerichtet wurde und sie von einer alteingesessenen Leonbergerin gefragt wurde, ob man mit dem Laden im Haus nicht etwas Sinnvolles hätte machen können. „Da ist mir, ehrlich gesagt, der Mund offen geblieben.“

Für die Beschreibung ihres Arbeitsalltags in Leonberg fallen der Simone Zwicker viele Begriffe ein, doch ein Wort fällt nicht: langweilig. „Wenn ich morgens komme, weiß ich nicht, was mich im Lauf des Tages erwartet“, sagt sie lachend und erklärt: „Ich gehe aus dem Büro, um etwas zu erledigen, und auf dem Weg dorthin kommen vier, fünf andere Dinge dazwischen – und am Ende weiß ich nicht mehr, warum ich losgelaufen bin!“ Sie lacht und trägt’s mit Fassung, das gehört eben zum Job. Sie ist die Steuerungseinheit im Haus, sie sorgt dafür, dass alles reibungslos funktioniert, ob sie nun Papier oder Handwerker bestellen muss. „Dafür zu sorgen, dass alles läuft und meinen Mitarbeitern den Rücken freihalten, das sehe ich genauso als meine Aufgabe wie die Verwaltungsaufgaben“, erklärt sie.

Konflikte lösen, Strategien entwickeln

Dazu gehört auch, eine gute Atmosphäre zu schaffen, damit jeder im Team sein Bestes geben kann. Mitzubekommen, wo es gerade hakt, die Berater der Diakonie unterstützen, Konflikte lösen und Strategien entwickeln helfen oder einfach auch nur mal zuhören – das ist Simone Zwicker überaus wichtig. Wenn bei ihr die Batterie aufgeladen werden muss, geht sie selbst zur Supervision. „Oder in den Wald. Aber meistens bin ich schon froh, wenn ich es mir mit einem Buch auf dem Sofa oder im Liegestuhl gemütlich machen kann.“

Mit dem Wechsel nach Geislingen kehrt die Endvierzigerin nicht nur in ihre Heimatregion zurück, sondern auch zu ihren sozialpädagogischen Wurzeln: „In Geislingen werde ich wieder mehr in der Beratung tätig sein und weniger im Verwaltungsmanagement.“ Und lässt in Leonberg eine von den Bürgern akzeptierte und gut funktionierende Diakonie mit motivierten Mitarbeitern zurück.

Simone Schächterle folgt

Das Team dagegen hat ihrem Weggang mit gemischten Gefühlen entgegengesehen. Die Einarbeitung der neuen Bezirksgeschäftsführerin Simone Schächterle, die ihre Stelle am 1. Juli angetreten hat, wurde mit Argusaugen beobachtet. Doch nachdem das Team gesehen hat, wie mühelos die alte und die neue Chefin harmonieren, ist es beruhigt: „Wir hatten Sorge, wie es ohne Sie wird. Aber jetzt glaube ich, dass doch alles gut wird“, hat eine Mitarbeiterin kürzlich zur „alten“ Chefin gesagt. Simone Zwicker treibt ein großes Thema um, das sie auch nach Geislingen begleiten wird.

Sie sorgt sich um den sozialen Frieden in Deutschland und macht das am Beispiel des Malmsheimer Diakonie-Kontakt-Ladens deutlich: „Für mich war ganz klar, der Laden muss für alle Bedürftigen offen sein, nicht nur für Asylsuchende“, sagt sie. „Auch, wenn er vom Arbeitskreis Asyl initiiert wurde und von dort anders geplant war.“

„Aber es gibt auch hierzulande viele Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind. Warum sollen diese schlechter gestellt werden als Flüchtlinge?“, und sie appelliert: „Wir müssen das Gleichgewicht wahren.“ Egal ob in Leonberg oder an der Schwäbischen Alb.