Gegen den Willen des OB setzen CDU, SPD und Freie Wähler eine Sanierung der Besuchertoiletten und der Künstlergarderoben für maximal 500 000 Euro durch.

Leonberg - So mancher Künstler, der in der Stadthalle ein Gastspiel gibt, wird sich fragen, wo er denn bitte schön hier gelandet ist. Denn die Garderoben sind in einem erbärmlichen Zustand, heruntergekommen und alles andere als ein angemessener Ort, um sich auf einen kreativen Auftritt einzustimmen.

 

Doch nicht nur die Musiker, Schauspieler oder Artisten haben solch grenzwertige Erfahrungen. Auch die WC-Anlagen für die Besucher sind in keinem guten Zustand. Dass insbesondere die Damentoiletten dringend saniert werden müssen, fordert die CDU schon seit geraumer Zeit.

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Cohn und die Grünen sind skeptisch

So wird es jetzt auch kommen. Der Gemeinderat hat auf Antrag von CDU und SPD 500 000 Euro in den Haushalt des kommenden Jahres eingestellt, um die Toiletten und Garderoben auf Vordermann zu bringen.

Ein Vorhaben, das von Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD) und den Grünen skeptisch beurteilt wird. Die Umweltpartei hat noch nie ihre Meinung verhehlt, dass sie die Stadthalle angesichts der hohen Defizite für verzichtbar hält. Und auch der OB hält es für sinnvoller, erst ein schlüssiges Sanierungskonzept zu erstellen, bevor die Gelder fließen.

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Das wird eine Aufgabe des neuen Veranstaltungsmanagers sein, der zum 1. Februar des kommenden Jahres seinen Dienst antritt, sagt der SPD-Fraktionschef Ottmar Pfitzenmaier. „Er muss die dringende Sanierung umsetzen.“

Seine CDU-Kollegin Elke Staubach hält weiteres Zögern ebenfalls für nicht verantwortbar: „Das sind Dinge, die sofort gemacht werden sollen. Sonst dürfen wir niemanden mehr in die Stadthalle hineinlassen.“ Doch ohne Spiel- und Tagungsbetrieb werde das Defizit noch größer.

Das Finanzloch ist riesig

In der Tat kratzen die Jahresverluste mittlerweile an der Millionenmarke. Alle Versuche, das Finanzloch zu verkleinern, sind in den vergangenen Jahren gescheitert. Deshalb ging der Oberbürgermeister im Oktober mit einem spektakulären Vorschlag ins Rennen: Die jetzige Stadthalle solle abgerissen und von einem privaten Investor wieder neu aufgebaut werden, der dann auch als Eigentümer eines neuen Kongresszentrums fungiere.

Die Idee stieß auf ein geteiltes Echo. Freie Wähler, CDU und SPD finden es problematisch, dass die Stadt ihr Recht als Hausherrin bei einem Verkauf an ein Privatunternehmen aus der Hand geben würde. Auch sei nicht geklärt, ob eine Sanierung nicht doch kostengünstiger wäre. Und schließlich, darauf wies Axel Röckle hin, könne man die Pächter des Stadthallen-Restaurants „Corfu Palace“ nicht einfach vor die Tür setzen. Denn diese, so argumentierte der Fraktionschef der Freien Wähler, würden die Gastronomie erstmals erfolgreich betreiben. Mit den früheren Pächtern hatte es hingegen immer Probleme gegeben. Martin Georg Cohn hält alle diese Punkte für lösbar. Die Stadt würde sich vertragliche Belegungsrechte sichern. Notfalls könne sie einen Neubau sogar zurückkaufen. Auch könne man mit dem Investor vereinbaren, dass die Restaurant-Pächter auch in einer neuen Stadthalle weiterhin zum Zuge kommen.

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Der Ball liegt beim Hallenmanager

Trotzdem: Die Mehrheit des Gemeinderates hält die jetzigen Investitionen für sinnvoll und notwendig. „Selbst wenn wir am Ende zum Schluss kommen, dass ein Neubau Sinn macht, werden wir die jetzige Stadthalle noch mehre Jahre nutzen“, sagt SPD-Fraktionschef Pfitzenmaier.

Genau wie er sehen auch Freie Wähler und CDU den künftigen Hallenmanager am Zug. Er müsse die Sanierung und die Frage nach einem eventuellen Neubau durch ein externes Unternehmen aktiv begleiten. Dass der neue Mann das kann, wird nicht angezweifelt. Er ist schon lange im Veranstaltungsmanagement tätig und zudem aktiver Musiker. So waren die Grünen-Fraktionsvize Birgit Widmaier und der OB am Ende die einzigen, die sich gegen die 500 000 Euro gesperrt hatten.