Nach und nach werden 45 Busstationen barrierefrei umgerüstet. Der Zeitplan ist noch unklar.

Leonberg - Genau 119 Bushaltestellen gibt es im gesamten Stadtgebiet von Leonberg. Doch nur 32 davon sind barrierefrei umgebaut, das sind 27 Prozent. Dabei soll es nicht bleiben. Spätestens im kommenden Jahr will die Stadt mehrere wichtige Stationen so umrüsten, damit Gehbehinderten das Einsteigen leichter fällt. Zudem soll der Boden geriffelt werden, so dass sich Blinde und Sehbehinderte besser orientieren können.

 

Doch in welchem Umfang und wann das geschieht, das ist, wie so oft, eine Frage des Geldes. So schnell und so viel wie möglich, sagen der Stadtseniorenrat und der Sozialverband VdK. Beide Institutionen hatten bereits im vergangenen November auf die Gesetzesvorgabe hingewiesen, wonach bis zum Jahr 2022 der Nahverkehr in Deutschland barrierefrei sein muss.

Nicht zuletzt angesichts dieser Kritik haben sich die Stadtwerke als Nahverkehrsträger und der Arbeitskreis Inklusion auf eine Prioritätenliste geeinigt, wonach 45 Haltestellen „mit vertretbarem Aufwand“ umgebaut werden könnten. Ganz oben stehen die Stationen von ASG und JKG, die sehr stark frequentiert sind. Für eine schnelle Aufrüstung der Haltestellen Samariterstift und Schleiermacherstraße spricht das naheliegende Seniorenheim.

Ebenfalls als vordringlich angesehen werden die Gerlinger Straße in der Nähe der Behinderteneinrichtung Atrio, die Geislinger Straße im Ezach und die Carl-Zeiss-Straße, die als einzige in Gebersheim als umbaufähig eingestuft wird. In Höfingen ist die stark genutzte Haltestelle in der Lachentorstraße vorgesehen, in Warmbronn jene in der Ortsmitte.

Eine Sanierung der stark in die Jahre gekommenen Haltestelle am Krankenhaus liegt nicht in den Händen der Stadt. Sie gehört formal dem Landkreis.

10 000 Euro pro Haltestelle

Rund 10 000 Euro setzt der zuständige Erste Bürgermeister Ulrich Vonderheid (CDU) für die Umrüstung einer jeden einzelnen Station an. Würde man sich bis zum kommenden Jahr gedulden, so erklärte er jetzt im Gemeinderat, könne die Stadt mit Landeszuschüssen von bis zu 50 Prozent rechnen.

In diesem Jahr hingegen sei Geld aus Stuttgart nicht zu erwarten. Die Stadt müsste alles selbst bezahlen. Deshalb will er erst einen Förderantrag stellen, bevor die Baufirmen beauftragt werden: „Dann wissen wir, wie viel wir bauen können.“

Den Grünen dauert das viel zu lange. „Wir haben doch jetzt schon einen großen Druck“, kritisiert der Stadtrat Sebastian Werbke. „Deshalb sollten wir zeitnah anfangen.“ Christa Weiß sieht es mit einigen vorbildlichen Haltestellen in Leonberg nicht getan: „Wenn die Menschen hier gut einsteigen und in Stuttgart schlecht aussteigen, hilft es auch nicht wirklich“, mahnt sie ein gut geplantes Sanierungskonzept für den gesamten Verkehrsverbund an.

Axel Röckle, der Fraktionschef der Freien Wähler, hält es in diesem Punkt mit dem Bürgermeister: „Wir sollten nicht jetzt auf Teufel komm raus bauen und dann auf einen Landeszuschuss verzichten.“

Es ist der erfahrene Parlamentarier Bernd Murschel, der beide Haltungen zusammenführt. Am besten ist es doch, so sagt der Fraktionschef der Grünen und Landtagsabgeordnete, Zuschüsse und einen vorgezogenen Baubeginn gleichzeitig zu beantragen. Dann könne in diesem Jahr noch etwas laufen, und die Chance auf Landesmittel seien nicht vertan.

Dieser Vorschlag leuchtet ein und wird vom Gemeinderat einstimmig beschlossen.