Rathaussturm und Schmotziger Doorschdich: Die Berlesklopfer in Warmbronn führen den Ortsvorsteher ab. Die Bäckerei Zachert bekommt Besuch vom Weihnachtsmann. Und die Leonberger Krawallzeitung mischt auch noch mit.

Leonberg - Ha, wer seid ihr denn da oben?“ Marc Schaefer, der Zunftmeister der Warmbronner Beerlesklopfer reibt sich die Augen. Statt des Ortsvorstehers Wolfgang Kühnel und seiner Mitarbeiter in der Ortsverwaltung stecken vier Wesen, mit gelben Roben und weißen Flügeln ausgestattet, die Köpfe aus den Fenstern. „Wir sind die zurückgegebenen gelben Engel“, ruft es von oben zurück. Warum die Antwort so lang gedauert hat? „Wir können zwar bescheißen, aber net hexen“, antwortet Oberengel Kühnel, der brav sein „Rathaus“, das Bürgerhaus in Warmbronn, gegen den Sturm der Narren verteidigt. Und weil Kühnel nicht nur der Ortsvorsteher dieses Teilorts ist, sind neben den Beerlesklopfern und ihren Kienholzweibern auch die Gebersheimer Leichahexa zum Rathaus-Sturm angerückt. Sehr zum Leidwesen eines kleines Mädchen, das angesichts der schaurigen Masken in herzzerreißende Tränen ausbricht.

 

Währenddessen spielen sich gelber Oberengel und Zunftmeister Bälle rund um ADAC, FDP und – einen weiteren gefallenen Engel – den Ex-Bischof von Limburg, Tebartz van Elst, gekonnt gegenseitig zu. Kostprobe: „Bei der nächsten Wahl steigt die FDP wie Phönix aus der Asche.“ – „Für das schnelle Aufsteigen sind doch die Helikopter des ADAC zuständig.“ – „Du hackst aber auf allem rum, was mit Gelb zu tun hat.“ – „Vielleicht hätte es der FDP gutgetan, wenn der ADAC die Auswertung zur Bundestagswahl macht.“ Aber alles Geplänkel hilft nichts, die Narren führen den Schultes ab. Für die rund 40 Kinder regnet es nun Süßigkeiten und die Narren stürmen das Bürgerhaus. „Wieso?“, fragt eine kleine Prinzessin. Die Antwort eines gleichaltrigen Jungen erfolgt prompt: „Damit wir essen und trinken können.“

Während in der Bäckerei Zachert am Eingang Fasnetküchle verkauft werden, empfängt die Besucher in der zum Festsaal umfunktionierten Backstube erst einmal der Weihnachtsmann. „Die Leonberger haben so viele Wünsche, die kann nur der Weihnachtsmann schaffen“, erklärt dieser. Unter dem roten Mantel und hinter dem weißen Rauschebart verbirgt sich der oberste Finanzhüter der Stadt, der Erste Bürgermeister Ulrich Vonderheid. Der ja bekanntermaßen selten Geldgeschenke verteilt. Entsprechend hat er den Sack mit Geschenken und Süßigkeiten auch daheim gelassen.

Stattdessen hat er ein Lied geschrieben. Zur Melodie von „Vom Himmel hoch da komm’ ich her“ trägt er es auch gleich vor. „Vom Rathaus-Schrott, da komm’ ich her, und soll euch sag’n, es taugt nichts mehr“, intoniert er. Singen kann er übrigens. Dafür gibt es ein langes „Eieieiei, auwauwau“.

Etwa 100 Leute haben sich zum „Schmotzigen Doorschdich“ in der Bäckerei eingefunden. Da tänzelt Gisela Ringeis als graziles Bienchen durch die Reihen. Dieter Maurmaier, der Chef der FDP im Gemeinderat, hat die Kapitänsmütze auf und Wolfgang Röckle von der CDU hat als fescher Bayer in Lederhosen ganz unbajuwarisch ein Weinchen vor sich stehen. Seit 1999 veranstaltet die CDU den Schmotzigen, der dieses Jahr ganz besonders geadelt wurde. Die Gesellschaft Möbelwagen aus Stuttgart bereicherte das Programm mit nicht weniger als einem singenden Prinzenpaar, drei Tanzmariechen und zwei Garden.

Dann drängt der närrische Bademeister alias Wolfgang Schaal (links im Foto) ans Mikrofon und der politische Rundumschlag beginnt. Nach dem Hallenbad im vergangenen Jahr brennt ihm diesmal das Thema Sauna unter den Nägeln. „Au muss i schempfa, ihr werns ahna, weil d’Sempel bloß zwoi Saunen plana. Dabei hot Ditzinga scho vier. Mir wärn die Letschte em Revier!“

Doch Fasnet wäre nicht Fasnet ohne das größte politische Thema derzeit: das Krankenhaus. Und so schulte der Redaktionsleiter der LKZ, der „Leonberger Karnevalszeitung“ kurzerhand um. Thomas Slotwinski berichtete als neuer Chefarzt an der Leonberger Klinik von seinem Einstellungsgespräch mit Klinikverbundschefin Frau Dr. Bernhard und davon, was ein Chefarzt heutzutage alles so können muss: vom Operieren über drei Abteilungen in drei Krankenhäusern leiten bis zum Spendensammeln. Das wäre ja alles nicht so schlimm, meint Frau Dr. Bernhard. Wenn da nicht nur diese schlimmen Leute von der „Leonberger Krawallzeitung“ wären. Eieieiei, auwauwau . . .