Nur noch acht Prozent der Fünftklässler gehen von Herbst an auf die ehemaligen Hauptschulen. Fast genau so viele haben sich inzwischen für die fünf neuen Gemeinschaftsschulen im Kreis gemeldet, die sich großer Beliebtheit erfreuen.

Kreis Böblingen - Noch gibt es keine offiziellen Zahlen, doch in den Schulen des Kreises kursieren diese inzwischen relativ offen. Eine Entwicklung ist klar absehbar: Die Werkrealschulen verlieren immer mehr Schüler, sie verzeichnen nur noch 256 Anmeldungen, während die Gemeinschaftsschulen fast genau so viele Aufnahmen haben. Rund die Hälfte der künftigen Fünftklässler wollen aufs Gymnasium, ein knappes Drittel auf die Realschule, mit leicht abnehmender Tendenz.

 

Dramatisch ist die Lage in den Werkrealschulen. Schon im vergangenen Jahr war diese Schulart mit zwölf Prozent der Schüler eher ein Auslaufmodell. „Das ist ein starker Trend“, sagt Clemens Homoth-Kuhs, der Sprecher des Regierungspräsidiums (RP). Im Kreis Böblingen haben die ehemaligen Hauptschulen ein Drittel weniger Zugänge als noch vor einem Jahr.

Zumal schon damals, als die Grundschulempfehlung aufgehoben wurde, die Zahlen stark eingebrochen sind. So sind zum Beispiel vor zwei Jahren, als die Grundschulen noch ohne Mitsprache der Eltern entschieden haben, wer auf welche Schulart wechseln darf, 832 Schüler auf die Werkrealschulen im Landkreis gewechselt, was einem Anteil von 22 Prozent entsprach. Zur Jahrhundertwende, also vor 13 Jahren, ging rund ein Drittel auf die Hauptschule, das waren damals fast 1400 Schüler.

Der Schwund bei den Werkrealschulen korrespondiert direkt mit dem Aufstieg der Gemeinschaftsschule. In Grafenau gab es sogar 82 Anmeldungen, damit hat sich die Zahl fast verdoppelt, und es können drei Klassen eingerichtet werden. „Eine besonders erfreuliche Entwicklung“, schreibt sogar das Kultusministerium in seiner landesweit verteilten Pressemitteilung.

Großer Andrang auf die Gemeinschaftsschulen

Aber auch in Ehningen (48 Schüler), Weissach (40) und im Sindelfinger Eichholz (34) gibt es zweizügige Jahrgänge, lediglich in Magstadt wird mit 20 Anmeldungen nur eine Klasse gebildet. Insgesamt hat sich die Zahl der Gemeinschaftsschul-Anwärter verdoppelt – allerdings gibt es mit Weissach, Ehningen und Magstadt vom kommenden Schuljahr an drei weitere Standorte für diesen neuen Schultyp.

Leichte Rückgänge verzeichnen die Gymnasien im Kreis. Insgesamt 1597 Schüler wollen die Oberschulen besuchen, etwas weniger als im vergangenen Jahr. In Leonberg ist die Zahl mit 196 Schülern mit der des Vorjahres fast identisch; ebenso in Renningen (90 Schüler) und Weil der Stadt (103), wobei sich hier weniger Pennäler als zuvor eingetragen haben. Das entspricht dem Landestrend.

„Wir haben beobachtet, dass die Gymnasien in den ländlichen Gebieten eher noch Schüler verlieren“, sagt Clemens Homoth-Kuhs. In Rutesheim als einzigem G-9-Gymnasium gibt es wie berichtet 164 statt 152 neue Schüler, von denen fast alle auch den langsameren G-9-Zug wollen. Ähnlich der Trend im restlichen Kreis: In Sindelfingen gibt es elf Schüler weniger mit Gymnasialwunsch, in Böblingen sogar 31 und in Herrenberg 25, auch in Holzgerlingen gab es einen Rückgang von 153 auf 135 Schüler – alles in allem aber keine starken Schwankungen. In Böblingen ist das Albert-Einstein-Gymnasium mit 101 Schülern das größte, in Sindelfingen das Unterrieden mit 124. Die beiden Herrenberger Oberschulen sind traditionell besonders groß, insgesamt wollen in Herrenberg 220 Schüler Abitur machen.

Etwas Federn lassen müssen die Realschulen. Rund 35 Prozent der aktuellen Viertklässler wollen im nächsten Jahr diese Mittelschulen besuchen, sieben Prozent weniger als im vergangenen Schuljahr. Das Böblinger Schulamt war am Mittwoch für Auskünfte nicht zu erreichen, daher gibt es keine detaillierten Aufschlüsselungen der Zahlen. Mit Spannung dürften daher die kommunalen Schulpolitiker auf das übernächste Schuljahr schauen, wenn etwa die Gerhart-Hauptmann-Realschule in Leonberg Gemeinschaftsschule werden will.