Rami Aswad hat bei Geze erfolgreich seine Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer abgeschlossen. Der 30-Jährige arbeitet nun mit einem unbefristeten Vertrag als Facharbeiter in dem Traditionsunternehmen.

Leonberg - Die Hoffnungen waren auf beiden Seiten groß, als Rami Aswad nach einer halbjährigen Einstiegsqualifizierung im September 2017 seine Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer bei Geze begonnen hat. Zwei Jahre später ziehen sowohl Rami Aswad als auch sein Ausbildungsmeister Werner Weis ein sehr positives Resümee: „Ich hatte das Vergnügen, einen ehrgeizigen und lernwilligen Azubi erleben zu dürfen“, freut sich Weis.

 

Rami Aswad, der in der Nähe von Leonberg wohnt, ergänzt: „Die Ausbildung bei Geze hat mir gut gefallen – weil sie so praxisnah aufgebaut ist.“ Die Schule liege ihm nicht so, er arbeite lieber mit seinen Händen, bekennt der 30-Jährige. „Bei Geze konnte ich den Großteil der Zeit im Betrieb verbringen und hatte das Glück in einem tollen Team zu arbeiten. Die Kollegen sind nett und offen. Das hat mir auch geholfen, die Sprache besser zu lernen“, sagt er. „In der Lehrwerkstatt bekommen die Azubis eigene Projektarbeiten und schnell Verantwortung übertragen – das finde ich gut!“, sagt der 30-Jährige.

Ausbildungsmeister Weis ist voll des Lobes: „Ich konnte während der gesamten Ausbildungsdauer die Freude bei ihm darüber spüren, diese Chance bekommen zu haben. Das fand ich großartig und es hat mich zusätzlich motiviert.“

Schnelles Geld oder fundierte Ausbildung?

Und die Erfolgsgeschichte geht weiter. „Wir freuen uns, Rami nach seiner Ausbildung mit einem unbefristeten Vertrag übernehmen zu können. Er wird ab sofort bei uns als Facharbeiter tätig sein“, berichtet Weis. Das sah zu Beginn noch etwas anders aus. Da hätte Rami Aswad am liebsten ohne Ausbildung bei Geze angefangen, um möglichst schnell Geld für seine Familie zu verdienen.

Glücklicherweise konnte Rolf Böhmler, der Ausbildungsleiter, den jungen Mann überzeugen, einen „Umweg“ zu machen. Damit hat Rami Aswad bei Geze mittlerweile Pionierarbeit geleistet, denn er war der erste Auszubildende innerhalb des Integrationsprojekts. „Deshalb finden wir es bemerkenswert, dass sein Bruder Ahmad vom 1. September an auch als Azubi bei Geze in seine Fußstapfen treten wird. Das verstehen wir unter gelungener Integrationshilfe“, betont Werner Weis mit einem gewissen Stolz.

Rami Aswads Weg zu Geze

Eine solch positive Entwicklung für den Flüchtling aus Syrien lag im Jahr 2015 noch in weiter Ferne, als der damals 26-Jährige seine Heimatstadt Aleppo wegen des Bürgerkriegs verlassen musste. Wie viele seiner Landsleute kam er aus seinem Heimatland in die Türkei. Von hier aus setzte er seine Flucht zu Fuß fort. Nach ungefähr einem Monat erreichte er Ungarn, saß dort zehn Tage fest, bevor er nach Deutschland weiterreisen konnte. Rami Aswad erhielt eine befristete Aufenthaltsgenehmigung und belegte mehrere Sprachkurse.

Gleichzeitig meldete der junge Mann sich bei der IHK Stuttgart, in der Hoffnung so schnell wie möglich eine Arbeit zu finden. 2017 war es dann so weit: Rami Aswad erhielt die Zusage von Geze. Seine Zukunft in Deutschland konnte beginnen.

Hochdeutsch versus Schwäbisch

„In meinen Sprachkursen habe ich Hochdeutsch gelernt. Aber im Betrieb und in der Schule klang die Sprache plötzlich völlig anders. Zum Glück haben mir die Azubi-Kollegen und der Ausbilder sehr geholfen, zurechtzukommen“, sagt der frischgebackene Geze-Facharbeiter im Rückblick.

Mit zu den größeren Herausforderungen bei einer solchen Integration gehört die Sprache, zeigt die Erfahrung bei Geze. Dadurch sei gelegentlich eine Eins-zu-eins-Betreuung erforderlich – etwa bei den Prüfungsvorbereitungen. Das bedeute einen gewissen Mehraufwand für die Ausbilder, den diese allerdings gern auf sich nehmen. Für den Deutschunterricht wurde Rami Aswad von dem Betrieb freigestellt. Die Integration in die Azubi-Gruppe sei zu keinem Zeitpunkt ein Problem gewesen, Rami Aswad war von Anfang an fester Teil des Teams. „Als Familienunternehmen fühlen wir uns traditionell der Region und den Menschen verpflichtet – egal woher sie stammen“, heißt es bei Geze. Gemeinsam mit der IHK Stuttgart vermittelt das Leonberger Traditionsunternehmen mit dem Projekt „Integration durch Ausbildung – Perspektiven für Flüchtlinge“ motivierten Menschen Praktikums- und Ausbildungsplätze. Die Ausbildung wird dafür speziell auf die Bedürfnisse der Geflüchteten zugeschnitten und beginnt mit einer sechsmonatigen Einstiegsqualifizierung bei Geze in Leonberg. Die hat auch Rami Aswad durchlaufen.

Ein Gewinn für beide Seiten

Mit dieser Initiative wird bei Geze nicht nur aktiv die Integration von Geflüchteten unterstützt. Auf der anderen Seite entwickeln sich daraus „Win-win-Situationen“ für beide Seiten. „Die neuen Kollegen werden zu wichtigen, dringend gesuchten Fachkräften, die obendrein mit ihrem kulturellen Hintergrund und ihren Erfahrungen unsere Teams bereichern“, ist die Geze-Geschäftsführung überzeugt. Was die Unternehmen auch dringend benötigen, denn laut aktuellem Arbeitsmarkt-Report der Deutschen Industrie- und Handelskammer können von 23 000 befragten Unternehmen fast die Hälftet ihre offenen Stellen längerfristig nicht besetzen – Tendenz steigend. Allein diese Zahl zeigt, dass eine fundierte Ausbildung gute Chancen eröffnet, um beruflich durchzustarten.

Für alle, die einen praxisnahen Weg in den Beruf bevorzugen, bietet Geze mit seinem dualen Ausbildungsangebot die Rahmenbedingungen. Tatsächlich verbringen die Lehrlinge rund 70 Prozent der Ausbildungszeit im Betrieb, arbeiten früh eigenverantwortlich und erhalten Unterstützung vom Ausbilder und den Azubi-Kollegen. Nur etwa 30 Prozent der Zeit entfällt auf die Berufsschule.

Nach mindestens zwei und maximal dreieinhalb Jahren ist die Ausbildung nach einer Abschlussprüfung absolviert. Dann steht einem Berufseinstieg nichts mehr im Weg. „Hoffentlich bei Geze, denn wir übernehmen unsere Auszubildenden in der Regel in unbefristete Anstellungen“, sagt Gabi Bauer, die Abteilungsleiterin Internationales Marketing.