Referendarin Merve Sezer unterrichtet im neuen Schuljahr erstmals selbstständig am ASG.

Leonberg - Nicht nur für die Schüler des Altkreises Leonberg geht am Montag mit dem neuen Schuljahr eine Reise ins Ungewisse los. Neue Aufgaben warten nicht nur auf Gymnasiasten, Real- und Hauptschüler, sondern auch auf die Referendarin Merve Sezer: Sie wird am Albert-Schweitzer-Gymnasium (ASG) erstmals allein vor ihren Schülern stehen. Bammel hat sie deswegen nicht, ganz im Gegenteil: „Jetzt darf ich endlich meinen Unterricht selbstständig planen, Arbeiten konzipieren und Noten vergeben – alles das, worauf ich seit dem Studium hingearbeitet habe“, sagt die 25-Jährige mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Vor der neuen Verantwortung habe sie zwar Respekt, aber die Freude überwiege.

 

Im Herbst vergangenen Jahres hat Merve Sezer ihr Examen abgelegt. Nach einem einmonatigen Kompaktkurs am Staatlichen Seminar für Didaktik und Lehrerbildung in Stuttgart im Januar hat sie von Februar bis Juli begleiteten Unterricht am ASG gegeben. „Ich bin entweder im Unterricht eines Kollegen hinten dringesessen und habe mir seine Methodik angeguckt, oder ich stand selbst vor Schülern, und ein Lehrerkollege war dabei und hat mir anschließend Feedback gegeben“, erläutert sie das. Während ihrer Zeit als Referendarin hatte sie zudem in der Mathe- und Englischlehrerin Christina Michael, die Teil des Schulleiterteams ist, eine feste Mentorin.

Ihre Fächer haben alle mit Logik zu tun

Selbst zur Schule gegangen ist die 25-Jährige, die in Sindelfingen geboren ist, in Weil der Stadt und Böblingen. Studiert hat sie an der Universität Stuttgart. Unterrichten wird sie in den Fächern Mathematik, Philosophie und Ethik. „Das waren auch schon in der Schule meine Lieblingsfächer“, verrät sie. Die Kombination aus Natur- und Geisteswissenschaft erscheint nur auf den ersten Blick ungewöhnlich: „Beide Fächer haben viel mit Logik zu tun“, erklärt Merve Sezer. Darüber hinaus seien einige Mathematiker Philosophen gewesen und umgekehrt, wie zum Beispiel Gottfried Wilhelm Leibniz und Gottlob Frege. Die Philosophie betrachte sich zudem als die oberste aller Wissenschaften, die sich mit allen anderen, also auch der Mathematik, beschäftige.

Mathematik wird die 25-Jährige im kommenden Schuljahr in einer zehnten Klasse unterrichten und versuchen, den Schülern Dinge wie Vektorgeometrie, Differenzialrechnung und Wahrscheinlichkeitsrechnung näherzubringen. Ethik wird sie in den Klassenstufen neun, zehn und elf – am ASG J 1 genannt – unterrichten. Während in Klasse neun Themen wie Liebe/Ehe/Familie, Lebensgestaltung sowie Gewalt und Gewaltlosigkeit auf dem Lehrplan stehen, müssen sich die Zehntklässler mit Naturethik und Geistesgrößen wie Sokrates, Thomas Hobbes und David Hume auseinandersetzen.

Merve Sezer schätzt alle Klassenstufen

Eine besondere Vorliebe für die Unter-, Mittel- oder Oberstufe hat Merve Sezer im Übrigen nicht. „Jede Klassenstufe hat ihre Vor- und Nachteile“, erklärt sie. In den Stufen fünf und sechs seien die Kinder leichter zu begeistern. „Da kann man auch noch viel spielerisch machen“, sagt die 25-Jährige. In der Oberstufe könne man dafür Themen viel intensiver behandeln und inhaltlich mehr in die Tiefe gehen. „Außerdem sind Schüler immer motivierter, je näher es in Richtung Abitur geht“, weiß Merve Sezer aus eigener Erfahrung nur allzu gut.

Als Referendarin hat sie ein Deputat von elf Unterrichtsstunden. Mit ihrem Stundenplan ist sie sehr zufrieden: Der Mittwoch ist mit sechs Stunden ihr umfangreichster Tag, dafür hat sie am Freitag nur eine Stunde Unterricht. Sie muss aber zudem donnerstags und dienstagabends am Staatlichen Seminar selbst noch die Schulbank drücken – Fachdidaktik steht vor allem auf dem Programm.

Am Ende des Schuljahres im Juli 2019 wird Merve Sever ihr Referendariat abgeschlossen haben. Ob sie dann am Albert-Schweitzer-Gymnasium bleiben kann, hängt davon ab, ob dort für ihre Fächer Bedarf besteht. „Ich würde mich sehr freuen, wenn ich hier bleiben könnte, da ich in der näheren Umgebung wohne“, erklärt sie. Doch auch wenn sie sich für andere Schulen bewerben müsste – mit der Energie und der Begeisterung für ihre Arbeit, die Merve Sezer ausstrahlt, dürfte sie allerbeste Chancen haben.