Einmal zahlen, zehnmal feiern: In der Altstadt und im Ramtel wird an zehn Orten nach Herzenslust gesungen und getanzt. Ein nächtlicher Streifzug. Laura Schmittinger

Leonberg - Es ist Samstag, 20.25 Uhr. Das Domizil am Marktplatz ist gut gefüllt. Es wird geredet, laut gelacht und getrunken. Im Hintergrund läuft Musik. Die Bedienung huscht von Tisch zu Tisch. „Zwei Bier bitte“, heißt es, dann „Stößchen“, Gläser klirren. Die dritte Leonberger Partynacht beginnt so langsam.

 

Neun Bars in der Altstadt und die Schwabengarage in der Neuen Ramtel-straße haben ihre Türen geöffnet. DJs und Live-Acts sind die ganze Nacht aktiv.

Dazu gehört auch die vierköpfige Band Simeon. Schon seit einem Jahr lassen sie im Keller des Domizil ihren Funky-Pop- Sound erklingen. Und so auch an diesem Abend. „Die Partynacht ist das höchste der Gefühle“, meint der Frontsänger Benjamin Simeon Langenbeck. „Wir mögen das Publikum. Es ist sehr herzlich. Schließlich kennen wir auch einige“, schmunzelt der 28-Jährige. Sein Bandkollege Klemens Fregin stimmt ihm zu, während er eine Pommes in sein Ketchup stippt. Insgeheim sei er nur wegen des guten Essens hier, witzelt der Schlagzeuger. Er wischt sich die Hände ab und steht auf. Es ist Zeit für den Auftritt. Die ersten Trompetentöne erklingen, der Bass setzt ein und los geht’s. Viele stehen im Raum, manche auf der Treppe. Füße und Köpfe wippen, getanzt wird noch nicht.

Das Domizil als guter Startpunkt

„Das Domizil ist ein guter Start, und langsam steigern wir uns über den Irish Pub bis zur Bar Republik: Dort können wir es so richtig rocken lassen“, meinen Manfred Thiel und Janine Wirth. Beide sind schon drei Mal dabei gewesen und hatten mit dieser Taktik immer viel Spaß gehabt. Nach dieser Anleitung macht sich auch Nadine Maurmaier auf den Weg zu Murphy’s Law, jenem besagten Irish Pub. Es ist 21.38 Uhr, als sie dort ankommt. Aus der Bar Republik nebenan erklingen bereits die Gitarrenriffs der Heavy Headbanger Party.

„Die Vorfreude steigt“, sagt die Höfingerin und lacht. Sie ist schon ziemlich aufgeregt, ist sie schließlich das erste Mal auf der Partynacht dabei. „Es ist eine super Gelegenheit, das Nachtleben von Leonberg zu entdecken“, meint sie, „allerdings nur, wenn man gerne oft die Bar wechselt.“ Die Zeit ist zu knapp, um alles sehen zu können.

Sie geht hinein, ihre Freunde hinterher. „When I saw her Face. Now I’m a Believer“, singen sie laut mit den anderen mit. Manche tanzen, andere starren versunken in ihr Bier. „Die Stimmung ist gut. Der Laden ist schön, das Publikum anständig, was will man mehr?“, grinst Sänger Michel Schneider verschmitzt. Mit seinem Duo-Partner Ralph Gläser war er bereits in Amerika und Japan auf Tour. „Dort erwarten sie, dass man als Deutscher Tag und Nacht Bier trinkt.“ Dabei mag er gar kein Bier.

In weißem T-Shirt, zerrissener Jeans und langen grauen Locken sitzt er nun auf seinem Stuhl, spielt Gitarre und singt. Im Repertoire vor allem ältere Hits, die jeder kennt. „Das macht auf so einer Veranstaltung einfach mehr Sinn“, erklärt der Heidelberger. „Die Leute machen schneller mit.“ Und schon spielt er die ersten Takte von „Ring of Fire“.

Das Lokal von Inge und Hansi im Adler ist seit der ersten Partynacht dabei. Ganz im Gegensatz zur Sonne. Das seit Jahren leer stehende Gasthaus wurde extra vom Veranstalter x-Events gebucht, um einen weiteren Raum zu bieten. Dort an der Wand stehen Tische, an denen sich die älteren Rockfreunde tummeln. Vereinzelt singt jemand mit. Ein Mann mit Cowboyhut tanzt. Ansonsten ist es ziemlich leer, obwohl Oliver Tröscher mit seiner Ein-Mann-Band alles gibt. Mit Mundharmonika, Gitarre und Gesang bringt er Oldies wie „Es geht mir gut“ von Westernhagen.

Nun beginnen auch vier Jugendliche zu tanzen. „Es freut mich, dass so junge Leute noch diese Hits kennen“, lächelt Tröscher.

Es ist 22.35 Uhr. In fünf Minuten sollte der Shuttlebus kommen, doch keiner weiß genau, wo. Schließlich hält ein Auto und die ersten sechs Leute dürfen einsteigen. „Irgendjemand hat meinen Bus mitgenommen“, entschuldigt sich der Fahrer. Der nächste komme gleich.

Und fünf Minuten später ist er da, ein weißer Van. „Nicht auf den Schoß sitzen“ und „Anschnallen“ heißt es. Die Fahrt beginnt. Electro Beats dröhnen durch das Auto und lassen selbst auf der kurzen Fahrt die Partynacht weiterleben. Die Arme in die Luft gereckt, tanzen alle auf den Sitzen, so gut es eben angeschnallt geht.

Viel zu schnell ist es vorüber. Es gibt fast schon enttäuschte Gesichter, als der Bus das Autohaus im Ramtel erreicht. „Es geht um Sicherheit und Spaß“, meint der Fahrer lächelnd. Denn dank des Shuttlebusses muss niemand den Führerschein riskieren.

Ein roter Teppich weist den Weg

An der Schwabengarage angekommen, sieht man bereits die zuckenden Lichter. Ein roter Teppich ist vor der Tür ausgerollt, in der Halle stehen statt Autos sehr viele Menschen. Auf der Bühne rockt die Band „Good News“. Die Stimmen gewaltig, die Songs gut ausgewählt, die Atmosphäre begeistert. Einige Gäste lehnen an den Stehtischen, andere singen und tanzen mit zu „Poison“ von Alice Cooper. Hier ist das Durchschnittsalter auch ein wenig jünger als in den anderen Bars. Zwar steht auf dem Flyer, die Musik reiche von Rock über Schlager und Hip-Hop bis hin zu Techno. Doch in Wirklichkeit besteht das Programm vorwiegend aus Rock- und Popklassikern. Kein Wunder also, dass fast alle Fans über 30 sind.

Nadine Maurmaier hat es trotzdem gefallen: „Der Abend war super schön“, meint die Höfingerin. Ihr absolutes High-Light war der Irish Pub mit Michel & Friends. „Die Atmosphäre war super, die Lieder gut. Einfach perfekt für eine schöne Zeit“, sagt die 21-Jährige lächelnd, während sie ihre Jacke anzieht. Noch den letzten Schluck ausgetrunken, dann macht sie sich auf den Weg nach Hause. Es ist ein Uhr. Vereinzelt grölen noch ein paar Leute Lieder. Der Barmann fängt an, Gläser zu putzen. Die Band baut so langsam ihre Technik ab. Die Partynacht geht zu Ende.