Die Stiftung Hoffnungsträger kümmert sich um Jungen und Mädchen von Strafgefangenen in Sambia, in Kambodscha und Kolumbien.

Leonberg - Die neunjährige Mervis aus Ndola (Sambia) hat wie alle kleinen Mädchen auf der Welt große Träume. Ihr späterer Berufswunsch lässt jedoch aufhorchen. „Ich möchte einmal zur Armee und als Soldatin die Menschen in unserem Land beschützen“, erzählte sie Mitarbeitern der Hoffnungsträgerstiftung aus Leonberg, die sie vor Kurzem zu Hause besucht haben. Mervis gehört wie andere Mädchen und Jungen aus der 500 000-Einwohner-Stadt zu einem ganz besonderen Patenkind-Programm, das die Hoffnungsträger zur Unterstützung für Kinder von Strafgefangenen gestartet haben. Das Projekt läuft auch in Kambodscha und in Kolumbien.

 

Die Worte der Neunjährigen machen deutlich, wie allgegenwärtig Angst und Unsicherheit im Leben der Kleinen und der Familie sind. Ihr Vater sitzt seit zwei Jahren im Gefängnis. Mervis, ihr sechsjähriger Bruder Lucky und ihre Mutter leben im kleinen Haus der Großmutter im Stadtviertel Katakombo. Dort herrschen Arbeitslosigkeit und Armut vor.

Die Großmutter bemüht sich redlich, die Familie über die Runden zu bringen. Doch auch sie kämpft allein, dass alle genug zum Essen haben. Ihr Mann starb bereits vor 16 Jahren. Ohne Unterstützung würde sie es wohl nicht schaffen. Ganz sicher könnten Mervis und Lucky nicht zur Schule gehen. Dank des Patenkind-Programms der Hoffnungsträger ist das nun möglich. „Mein Lieblingsfach ist Englisch“, sagte Mervis mit einem Lächeln.

Ohne engmaschiges Helfernetz geht es nicht

Mit Hilfe eines engmaschigen Netzes aus Sozialarbeitern und Freiwilligen in den Stadtvierteln erfahren die Partner der Hoffnungsträger in Ndola von Schicksalen wie dem von Mervis und ihrer Familie. Wenn die Kinder ins Paten-Programm aufgenommen sind, schauen die Sozialarbeiter vor Ort regelmäßig nach dem Rechten.

Sie kümmern sich darum, dass die Mädchen und Jungen in einem stabilen und geschützten Umfeld leben, medizinisch versorgt werden und bringen Lebensmittel vorbei. Außerdem bieten sie den Kindern die nötige emotionale Unterstützung und helfen ihnen, Anschluss an Jugendgruppen zu finden. Mit einer Patenschaft tragen inzwischen Menschen aus Deutschland zu dieser wichtigen Unterstützung der Kinder in Ndola bei. Es gibt jedoch noch eine ganze Menge zu tun. In Sambia leben etwa 61 000 Kinder von Strafgefangenen. Darüber hinaus leiden rund 35 Prozent der 14,5 Millionen Einwohner des Landes an Unterernährung. Eine Million Menschen sind mit dem HI-Virus infiziert.

„Es ist beeindruckend zu sehen, wie Hoffnung ein Leben verändert. Wir haben bei unserem Arbeitsbesuch herzzerreißende Lebensgeschichten gehört und mehr als einmal gespürt, was wirkliches Leid bedeutet. Dennoch strahlen die Menschen zugleich Stärke und Würde aus und schauen trotz aller Probleme nach vorne“, sagte Marcus Witzke, der Vorstand der Hoffnungsträger über die Zeit in Sambia. „Es ist großartig zu sehen, welche Fortschritte die Kinder dank der Patenschaft machen. Deswegen wünsche ich mir, dass wir noch viele Paten und Spender finden, die Kinder wie Mervis in Ndola unterstützen.“

Hilfe für die Kleinen

Patenschaft
Weltweit gibt es mehr als 12,4 Millionen Kinder, von denen mindestens ein Elternteil im Gefängnis sitzt. Etwa eine Million von ihnen sind dadurch stigmatisiert und leben in extremer Armut, sind Hunger, Gewalt, sexueller Ausbeutung und Menschenhandel schutzlos ausgeliefert.

Außenseiter
In vielen Ländern gibt es kein soziales System, das ihnen hilft. Die Kinder werden zu Außenseitern und später oft selbst kriminell. Die Hoffnungsträger engagieren sich gezielt für Kinder von Strafgefangenen, um diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Sie fangen diese Kinder auf – mit der Hilfe von Paten.

Stiftung
Die Hoffnungsträger sind eine Stiftung mit Sitz in Leonberg. Sie wurde 2013 gegründet. Sie stehen den Menschen zur Seite, die auf der Suche nach Schutz und einem würdevollen Leben sind. Die Hoffnungsträger setzen sich für die Integration von Flüchtlingen in Deutschland ein, wie mit dem kürzlich fertiggestellten Hoffnungshaus in der Heinrich-Längerer-Straße in Leonberg. Zudem vermitteln sie weltweit Kindern, deren Väter oder Mütter im Gefängnis sind, eine Patenschaft.

Förderer
Darüber hinaus fördern die Hoffnungsträger ausgewählte Partnerprojekte im sozialen Bereich im In- und Ausland. Gründer der Stiftung ist Tobias Merckle, der Geschäftsführer des Seehauses . Als Vorstand der Stiftung fungiert Marcus Witzke. Dem Aufsichtsrat gehören Personen aus der Wirtschaft und dem öffentlichen Leben an