Immer wieder wurden Tunnels als Lösung für die Blechlawinen in der Stadt ins Auge gefasst.

Leonberg - Leonberg war vom Ursprung her niemals als Stadt gedacht, die Menschen anzieht, sondern sie sollte sie davon abhalten, näherzukommen. Als die Württemberger sie 1248/49 gründeten, war sie eine „Kriegsstadt“, mit der der Westrand ihres Herrschaftsbereiches gegen die Reichstädte Weil der Stadt und Markgröningen gefestigt werden sollte.

 

So wurde die Neugründung auf einem an drei Seiten abfallenden Felsgebilde oberhalb der Glems gebaut, die von der vierten Seite durch einen Graben geschützt werden konnte. Günstige Wegeanbindungen waren nicht gefragt – daran leidet die Stadt heute noch: die enge Grabenstraße ist der einzige Zugang von Norden her.

Als die Diskussion um die Zukunft des alten Engelbergtunnels begann, der mit der Fertigstellung des Engelbergbasistunnels zugeschüttet werden sollte, und nach einer Lösung für die schon immer brisanten Leonberger Verkehrsprobleme gesucht wurde, brachte der damalige Baubürgermeister Michael Hassler den „Hasenbrünnle-Tunnel“ ins Spiel.

Start am Hasenbrünnle

Der Tunnel sollte sich von der B 295 auf Höhe der gleichnamigen Quelle auf einer Länge van etwa einem Kilometer weit bis zur Hauptpost durch den Untergrund schlängeln. 1997 hielt man ihn technisch machbar. So sollte der Tunnel in einfacher Variante rund 40 Millionen Mark kosten. Die teuere Variante, die einen Anschluss an die Bahnhofstraße sowie an die Parkkaverne am Marktplatz vorsah, wurde auf 67 Millionen Mark geschätzt. Im Dezember 1997 verwarf der Gemeinderat diese Pläne.

Die Stadt schaltete weitere Verkehrsplaner ein. So wurde im Herbst 1998 eine „Nord-West-Tangente“ als weitere Erschließungsstraße vorgestellt, die die B 295 mit dem Westanschluss verbinden und ihrerseits verknüpft sein sollte mit der Bahnhofstraße, Römerstraße, Gebersheimer Straße und Brennerstraße. Ausgangspunkt sollte erneut das Hasenbrünnle sein und von hier ein Tunnel unter dem historischen Stadtkern, der „Altstadttunnel“, bis zur Bahnhofstraße bei der Clausenmühle verlaufen. Die Gartenstadt rebellierte.

Hohe Dringlichkeit

Ein Tunnel – und zwar der „Altstadttunnel“ – wurde im Jahr 2005 wieder mit der Feinstabproblematik akut. Ins Gespräch brachte ihn die damalige Baubürgermeisterin Inge Horn. Damit hätte man die Altstadt um 22 000 Autos am Tag entlasten und die Schadstoffbelastung in der Luft um zehn Prozent senken können.

Die 2008 im Gemeinderat vorgelegte Machbarkeitsstudie hat dazu geführt, dass der Tunnel in den Regionalverkehrsplan aufgenommen wurde. Hier, wo alle Straßenverkehrsprojekte aufgelistet sind, die bis zum Jahr 2025 realisiert werden sollen, wird der „Altstadttunnel“ als innerstädtische Lösung geführt, die die Belastung durch Feinstaub und Lärm verringert. Eingestuft ist er als „hohe Dringlichkeit“.