Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hebt bei seinem Auftritt in Leonberg die Verdienste von Clemens Binninger (beide CDU) um das neue Bosch-Zentrum in Renningen hervor. Ganz nebenbei erklärt er den Menschen die internationale Finanzpolitik.

Leonberg - Wären da nicht die kleinen Spitzen gegen SPD und Grüne oder das gute Dutzend stets begeistert klatschender Mitglieder der Jungen Union in ihren orange-farbenen Polohemden gewesen – kaum jemand hätte bemerkt, dass es sich am Samstagnachmittag in der Steinturnhalle um einen Wahlkampfauftritt des Bundesfinanzministers gehandelt hat. Schäuble spult seinen exakt einstündigen Vortrag in der Steinturnhalle professionell und mit ein paar Witzen garniert ab. Seine Botschaft: behalten Sie die Ruhe, wir haben die Lage im Griff. Ein Auftritt wie maßgeschneidert auf den bisherigen Verlauf des Wahlkampfes.

 

Gut 150 Menschen sind gekommen, um sich die Rede von Wolfgang Schäuble anzuhören. Die Steinturnhalle ist gut gefüllt. Die CDU-Landtagsabgeordnete und Chefin des Leonberger Stadtverbandes der Partei, Sabine Kurtz, huscht noch einmal ans Rednerpult und erledigt letzte Handgriffe. Unter großem Applaus kommt Wolfgang Schäuble exakt um 16.30 Uhr in die Halle.Der Böblinger CDU. Kandidat Clemens Binninger ergreift zuerst das Mikrofon. Er spricht über die Erfolge beim Thema Straßenbau rund um Leonberg: „Wir haben dafür gesorgt, dass die A 8 und die B 295 ausgebaut wurden“, sagt er, „wir haben einiges erreicht.“ Binninger lobt die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Region. „Auch dafür habe ich mich stark gemacht.“ Er habe einen Anteil daran, dass das ehemalige Bundeswehrgelände in Renningen schon früher als ursprünglich gedacht frei gegeben wurde. „Dort sind jetzt dank des Forschungszentrums von Bosch 1500 hochwertige Jobs entstanden“, sagt er.

Es ist einer der wenigen lokalen Aspekte, die Wolfgang Schäuble in seine Rede mit einbaut. „Das können Sie gar nicht hoch genug einschätzen“, sagt der Bundesfinanzminister und blickt zu Binninger herüber. Mehrfach hebt er die Leistung seines Parteifreundes um den Bosch-Standort hervor. „Forschung, Know-How und Entwicklung sind der Schlüssel zum Erfolg in der Zukunft“, mahnt Schäuble. Neben seinen Ausflügen in die lokale Wirtschaftsförderung nutzt der Bundesfinanzminister seinen Auftritt in der Steinturnhalle, um den Menschen eine simple Botschaft zu vermitteln: Mit uns seid Ihr gut durch Finanz- und Eurokrise gefahren. Also jetzt bloß keine Experimente am Wahltag.

Schäuble erinnert daran, wie heftig die Krise um die Banken, den Euro und Griechenland in den vergangenen Monaten und Jahren getobt hat. „Wir haben uns all diese Entscheidungen nicht leicht gemacht“, betont der Politprofi immer wieder. „Aber“, fügt er auch immer wieder hinzu, „wir sind auf einem guten Weg und dafür ist unsere Politik maßgeblich verantwortlich.“

Schäuble versteht es, die großen Zusammenhänge der Weltwirtschaft einfach und verständlich darzustellen: „Die Schuldenbremse bedeutet, unsere Wirtschaft, und somit die Einnahmen des Staates, müssen schneller wachsen als unsere Schulden“, sagt er. Der Finanzminister hat die Lacher auf seine Seite, wenn er Angela Merkels Brummen nachahmt und sagt: „Die Kanzlerin war eigentlich immer meiner Meinung, sie wollte es nur nicht so direkt sagen. Aber das ist in Ordnung, es muss ja auch Arbeitsteilung geben.“

Auf politisch neue Botschaften warten die Menschen bei diesem Wahlkampfauftritt natürlich vergebens. Schäuble wiederholt, was er schon an anderer Stelle mehrfach gesagt hat. Sein Credo: Bei uns sind Sie in guten Händen. Die CDU ist nach dem Bild, dass der Bundesfinanzminister zeichnet, der Fels in der Brandung einer komplexen Welt. Auch beim Thema Griechenland verweist Schäuble auf Erfolge. „Das war der schwierigste Fall, aber auch die sind auf einem guten Weg.“

Die Leonberger CDU-Chefin Sabine Kurtz bringt das Motto der Veranstaltung am Ende auf den Punkt: „Es ist für uns alle beruhigend, sie, Herr Schäuble, in Berlin zu wissen.“