Mit „Schneewittchen on Ice“ können sich die Zuschauer in der Stadthalle dem großen Märchen erneut nähern. Jedoch auf eine ganz ­andere, eigene und neue Weise.

Leonberg - Wer kennt es nicht, das Schneewittchen von den Gebrüdern Grimm? Oft schon wurde es in den verschiedensten Versionen auf die Bühne gebracht oder verfilmt. „Spieglein, Spieglein an der Wand – wer ist die Schönste im ganzen Land?“, hieß es nun ein Mal mehr in der Leonberger Stadthalle. Mit „Schneewittchen on Ice“ konnten sich die Zuschauer dem großen Märchen erneut nähern. Jedoch auf eine ganz andere, eigene und neue Weise.

 

Angefangen hat es damit, dass alle Darsteller der Truppe von „Russian Circus on Ice“ Kufen unter ihren Füßen trugen und das gesamte Programm mit Schlittschuhen bestritten. Obwohl Eis eigentlich gar nicht Eis war, sondern sogenanntes Kunststoffeis – was die Sache nicht gerade einfacher machte. „Die Künstler brauchen auf Kunststoffeis mehr Kraft“, betont Produzentin, Rimma Wachsmann. So geht das typische „lang gezogene auf dem Eis gleiten“ zwar etwas verloren, was dem Spektakel jedoch keinen Abbruch bescherte. Denn die Show war eben eine ganz eigene.

Hohe technische Präzision

Was sich da oben auf der Bühne abspielte, war viel mehr als „Märchen“, viel mehr als „Schneewittchen“. Mit hoher technischer Präzision wurden die Zuschauer mit einer fulminanten Akrobatikshow überrascht. Da gab es Hula-Hoop-Präsentationen, Jonglage, Seilakrobatik, Einradvorführungen, fantasievolle Musikeinlagen und vieles mehr.

Insgesamt umfasst das Ensemble 23 Künstler. „Wir waren jedoch nicht zu jeder Zeit mit allen Künstlern auf der Bühne, da die Bühne nicht sehr groß ist“, erklärt Rimma Wachsmann. So sah man tatsächlich den ein oder anderen Clown zwischen den Zuschauern hin und her stolpern. Und auch in der Pause waren die Akrobaten präsent und spielten mit den Gästen auf einer im Foyer aufgebauten Kunststoffeisbahn. Und überhaupt waren die Gäste in die Performance stets einbezogen. So ließen die Akteure einzelne Besucher Eier gen Bühne in einen Korb werfen und auch mitsingen durfte das Publikum. Mit riesigen, bunten Bällen zeigte sich dann die ganz spezielle Verbundenheit zwischen Akteuren und Besuchern. Von den Künstlern in die Zuschauerreihen geworfen, bahnten sich die Bälle ihren Weg durch die Reihen wieder hinauf zur Stadthallenbühne.

Von Anfang an also wurde das Märchen als eine Art Zauberzirkus dargestellt. Neue Technologien, aufwendige Bühnenbilder und faszinierende Requisiten kamen ebenso zum Einsatz, wie ein durchdachtes Lichtdesign und 3D-Projektionen. Auch die rund 300 Kostüme waren aufwendig, bunt und schillernd.

Die künstlerische Leitung oblag Julia Plashchinskaja. Sie war es auch, die das Schneewittchen verkörperte. Immer froh gelaunt und lächelnd bewegte sie sich elegant über das Kunststoffeis. Dabei erlebte sie so einiges. Nicht nur die Zeit mit ihrem Vater, dem König, das Zusammenleben mit den sieben Zwergen oder das Aufeinandertreffen mit der bösen Königin wurde aufwendig dargestellt. Nein, auch einzelne Nebenszenen wurden herausgearbeitet und mit Akrobatik gespickt und mit erstaunlichen Kostümen verfeinert. So gab es beispielsweise eine Waldszene. Dort war die große Tierwelt vertreten. Ein Waschbär, ein Wolf, ein Fuchs, ein Vogel und Schmetterlinge – sie alle waren mit von der Partie. Allesamt herrlich bunt und charaktervoll.

Herausragende akrobatische Leistung von Anastasia Anosova

Herausragend auch die akrobatische Leistung von Anastasia Anosova. Sie mimte bei der Aufführung die böse Königin und Stiefmutter. Trat sie hier eher zurückhaltend auf, zeigte sich ihr ganzes Potenzial in der freien Akrobatik zwischen den eigentlichen Märchenszenen. Und auch mit Pavel Detkov hat das Ensemble einen ganz besonderen Darsteller gefunden. Er besticht mit seiner ungeheuren Schnelligkeit auf dem Kunststoffeis. Seine Drehungen und Pirouetten sind einfach begeisternd.

So ist es der Produktion toll gelungen, ein elegantes Eisballett mit einem traditionellem russischem Zirkusprogramm verschmelzen zu lassen. Ein Abend also, der sich in ganz verschiedenen Genres bewegt und verschiedenste Interessen anspricht. Den Besuchern jedenfalls gefiel es sichtlich.