Erwin Gutmann ist seit 2011 der musikalische Leiter der Stadtkapelle Leonberg. Nun will Gutmann in der Nachwuchsförderung in der Stadtkapelle Leonberg neue Wege gehen.

Leonberg - - Erwin Gutmann ist seit 2011 der musikalische Leiter der Stadtkapelle Leonberg. Nun will Gutmann in der Nachwuchsförderung in der Stadtkapelle Leonberg neue Wege gehen.
Herr Gutmann, Sie wollen, dass schon Anfänger, die in der Stadtkapelle an ihrem Instrument klassischen Einzelunterricht bekommen, von Anfang an im Orchester mitspielen. Wie soll das aussehen?
Schon bisher bietet die Stadtkapelle den Schülern professionellen Unterricht. In der Regel erhalten sie einmal wöchentlich Einzelunterricht. Ab sofort werden sie aber ebenso oft im Orchester mitspielen.
Was wollen Sie damit erreichen?
Ich will damit nicht den Drill für die angehenden Musiker verstärken. Im Gegenteil bin ich davon überzeugt, dass die Freude am Musizieren im Orchester die Begeisterung der Kinder für ihr Instrument ganz entscheidend erhöht. Wir spielen Stücke, die dem Alter und dem Ausbildungsstand der jungen Musiker entsprechen. Schon wenn sie den ersten Ton auf ihrem Instrument gelernt haben, dürfen sie in ein Orchester, das auf ihre Fähigkeiten ausgerichtet ist. Von Anfang an dürfen sie jetzt also coole Musik machen. Ich bin überzeugt, dass das die Schüler extrem motivieren wird und ihnen einen richtigen Kick gibt.
Ab wann dürfen die Anfänger mit den langgedienten Musikern zusammen spielen?
Bei größeren Auftritten sollen alle bestehenden Orchester bei einigen Stücken zu einem großen Orchester zusammengeführt werden. Das ist dann gewissermaßen ein generationenübergreifendes Orchester, in dem das acht Jahre alte Flötenkind zusammen mit dem zwölfjährigen Posaunisten, der 45 Jahre alten Klarinettistin und dem 80-jährigen Tubisten musiziert. Der Lehrer spielt mit dem Schüler, der Beamte mit der Technikerin, der Handwerker mit dem Angestellten. Das klingt dann gleich ganz toll und motiviert natürlich ungemein. Auch das Ziel der Ausbildung zum Orchestermusiker wird so deutlich.
Gibt es mit dieser Art der Instrumentenausbildung schon Erfahrungen anderer Orchester und wie viele unterschiedliche Orchester gibt es in der Stadtkapelle Leonberg?
Ja. In der Stadtkapelle Asperg habe ich dieses System schon vor ungefähr zehn Jahren eingeführt. Wir haben damit großen Erfolg, viel und guten Nachwuchs und, ganz wichtig, freudig musizierende Kinder. Seit ein paar Jahren können wir auch die Früchte unserer Arbeit ernten. Jedes Jahr, nach bestandener D2-Prüfung des Blasmusikverbandes Baden-Württemberg, kommen junge Musiker in die Stadtkapelle, teilweise schon mit 13 Jahren. Eine Hemmschwelle zu den „Großen“ gibt es nicht, man kennt sich ja seit Jahren. In der Stadtkapelle werden nach und nach vier Orchestergruppen bestehen: Das Flötenorchester, das Juniororchester, das Jugendorchester und die Stadtkapelle. Wir nehmen auch junge Musiker auf, die nicht in der Stadtkapelle ausgebildet werden, aber gerne in einem Orchester spielen wollen, zum Beispiel von Flötenkindern an Schulen oder Schülern der Musikschulen. Unsere Schüler werden hauptsächlich Unterricht an der Jugendmusikschule Leonberg erhalten.
Was für ein Repertoire hat die Stadtkapelle?
Unser umfangreiches Repertoire macht den Einstieg leicht. Denn es ist für wirklich jeden etwas dabei. In mehreren Orchestern spielen die Musiker der Stadtkapelle etwa Transkriptionen klassischer und kirchlicher Musik, sinfonisch-konzertante Blasmusik, traditionelle Blasmusik, also so etwas wie Marsch, Polka oder Walzer. Außerdem spielen wir Folklore, Spirituals, Gospels, Musical-, Film- und Fernsehmusik, moderne Unterhaltungsmusik, Rock- und Popmusik bis hin zu Blues- und Jazztiteln.
Seit wann gibt es die Stadtkapelle?
Der Musikverein Stadtkapelle Leonberg ist seit über hundert Jahren in der Stadt und im Umland als musikalische Institution und als Kulturträger der Blasmusik etabliert und bekannt. Er hat sich längst in die Herzen der Zuhörer gespielt. So finden regelmäßig Konzerte in der Stadthalle, der Steinturnhalle und in Kirchen statt. Bei Festen und bei befreundeten Vereinen wird Unterhaltungsmusik gespielt. Darüber hinaus arbeiten wir musikalisch mit den Partnerstädten von Leonberg und anderen Vereinen und Institutionen zusammen. Unser erster Vorsitzender Harald Zeeb hat es neulich so ausgedrückt: „Bei uns ist immer was los. Entweder es findet gerade etwas statt oder wir bereiten etwas vor.“