Einst gab der Heilige seinen halben Mantel für einen Armen. Heute bündeln Tafel und Kontaktladen in Leonberg die Hilfe für die Bedürftigen. Darauf greifen auch Initiativen wie der Arbeitskreis Asyl zurück.

Leonberg - Fast jedes Kind kennt die Legende des Heiligen Martin, des Soldaten, der mitten im bitterkalten Winter seinen Mantel für einen unbekleideten armen Mann teilt, für den sonst keiner Erbarmen zeigt. Während am heutigen Martinstag die Laternenumzüge und Martinsgänse das Bild bestimmen, ist die Lehre dieser Heiligengeschichte doch aktueller denn je. Geht doch die Schere zwischen Arm und Reich in Deutschland immer weiter auseinander, kommen doch immer mehr Menschen aus den Kriegs- und Krisenregionen der Welt nach Europa in der Hoffnung auf ein Leben in Frieden und Sicherheit.

 

Um die Flüchtlinge etwa, die seit September in der neuen Gemeinschaftsunterkunft am Leonberger Krankenhaus untergebracht sind, kümmert sich die evangelische Kirchengemeinde in der Gartenstadt. Im Moment leben in der Unterkunft 43 Menschen, zumeist Paare und Familien. Mit dem Heimleiter und der Sozialbetreuerin, die beim Landkreis Böblingen angestellt sind, stehe man im engen Kontakt, berichtet Pfarrer Thomas Koser-Fischer von der Gemeinde Gartenstadt.

Ein erstes Vorhaben ist das Begrüßungscafé, das am Donnerstag, 20. November, im Gemeindehaus stattfinden soll. „Wenn das gut läuft, möchten wir es gern einmal im Monat anbieten“, sagt Koser-Fischer. Beim gemeinsamen Kaffeetrinken sollen sich Asylbewerber und Einheimische besser kennenlernen, Kontakte knüpfen. Der Pfarrer hat bereits eine kleine Liste zusammen von Interessierten, die gern helfen möchten. Zum einen finanziell, aber zum anderen auch mit Rat und Tat zur Seite stehen, etwa bei Behördengängen, Arztbesuchen, Hausaufgabenbetreuung oder Sprachkursen. Das nächste Netzwerktreffen findet am 8. Januar, 17 Uhr, im Gemeindehaus Gartenstadt statt. „Wir legen Wert darauf, gegenseitig zu teilen“, meint Thomas Koser-Fischer. „Wir sehen uns nicht als die großen Wohltäter. Diese Menschen haben ja auch etwas zu geben.“ So hätten jugendliche Flüchtlinge bereits bei den Kinder-Bibelwochen der Gemeinde mitgeholfen.

Der Mantel, der geteilt wird, besteht in der Gartenstadt also eher aus immateriellen Dingen. „Sicher werden auch immer wieder Kleider und andere Dinge des täglichen Lebens benötigt. Aber wir haben leider keinerlei Möglichkeit, das zu lagern“, erklärt der Pfarrer. Menschen, die Sachspenden abgeben möchten, verweist er deshalb an den Kontakt- und den Tafelladen der Diakonie Leonberg. Dort können sich alle Bedürftigen – von Flüchtlingen über Sozialhilfebezieher, von Rentnern mit kleinem Einkommen bis zu Bafög-Empfängern – für kleines Geld eindecken.

Genauso hält es der Arbeitskreis Asyl in Leonberg, der sich um diejenigen Flüchtlinge kümmert, über deren Asylantrag bereits entschieden wurde und die von den staatlichen Sammelunterkünften auf die Kommunen verteilt werden. „Wir haben gar nicht die Kapazitäten, Sachspenden anzunehmen“, sagt die Sprecherin des AK Asyl, Heidi Fritz. Wenn etwas Spezielles benötigt werde, suche man dann entsprechend. „Etwa im Kontaktladen oder wir machen einen Aushang an den Gemeindehäusern“, sagt sie. Viel werde auch durch persönliche Kontakte ermöglicht. Auch beim AK Asyl wird nach immaterieller Hilfe gesucht. „Wir suchen Menschen, die bereit sind, regelmäßigen Kontakt und Vertrauen zu einer Familie aufzubauen, eine Art Patenschaft“, erklärt Heidi Fritz. Diese begleiten die Familien im Alltag, aber auch zum Arzt, zum Amt oder anderen organisatorischen Dingen. Einmal im Jahr gibt es zudem das Fest der Begegnung, in diesem Jahr am 5. Dezember, 18 Uhr, im Haus der Begegnung.

Materielle Hilfen sind dagegen im Kontakt- und im Tafelladen gern gesehen. Gerade Wintersachen, aber auch Kleidung und Spielsachen für Kinder – natürlich in gutem Zustand – werden im Kontaktladen in der Bahnhofstraße benötigt. „Wir brauchen lang haltbare Lebensmittel wie Zucker, Mehl Nudeln oder Konserven. Aber auch Hygieneartikel wie Zahnpasta oder Duschgel“, berichtet Andrea Scharein vom Tafelladen. Bei der Tafel denke jeder automatisch ans Essen. Doch frische Lebensmittel erhalte man ausreichend von den hiesigen Supermärkten und Gastronomen. Bedarf besteht zudem bei Schulsachen für Kinder.

Eine große Hilfe für den Tafelladen sind außerdem die Erntedankgaben und die neuen „Nudelsonntage“. Mittlerweile vier Kirchengemeinde sammeln einmal im Monat, ähnlich wie zum Erntedankfest, Lebensmittel und sonstige Spenden für den Tafelladen. „Für alle Spenden möchten wir uns sehr herzlich bedanken“, sagt Andrea Scharein, die neben dem Tafelladen auch beim Kontaktladen hilft. Auch wenn der Heilige Martin seinen Mantel heutzutage dort abgeben müsste. Der Gedanke des Teilens mit den Bedürftigen, der ist zeitlos.

Hier werden Spenden angenommen

Sachspenden
: Der Kontaktladen der Diakonie ist wie folgt erreichbar: Bahnhofstraße 32, Telefon 0 71 52 / 33 83 30. Der Tafelladen befindet sich in der Wilhelmstraße 39, Telefon 0 71 52 / 92 99 77. Jeder, der hier einkauft, muss seine Bedürftigkeit nachweisen.

Geldspenden
: Wer die Initiativen finanziell unterstützen möchte, fragt am besten direkt bei den Verantwortlichen nach. Darüber hinaus gibt es in Leonberg weitere Vereine und Projekte, die sich um benachteiligte Menschen kümmern, vor allem Kinder.

Kontakt
: AK Asyl, Heidi Fritz, Telefon 0 71 52 / 2 45 17. Gemeinde Gartenstadt, Rutesheimer Straße 47, Telefon 0 71 52 / 2 71 86. Wer sich engagieren will, aber nicht weiß wo, kann sich bei der Freiwilligenagentur oder der Anlaufstelle für Bürgerschaftliches Engagement der Stadt Leonberg beraten lassen: im Bürgerzentrum Stadtmitte, Neuköllner Straße 5, Telefon 0 71 52 / 30 99 -26 oder -77.

Weitere Infos bei der Stadt: www.leonberg.de