Trotz des abgespeckten Bühnenprogramms schreibt der zentrale Veranstaltungsort in Leonberg tiefrote Zahlen. Auf 687 400 Euro beläuft sich der Gesamtverlust für das Jahr 2012. Dennoch wird am Konzept festgehalten.

Leonberg - Es ist keine gute Nachricht, die Gottfried Dollansky für die Fraktionen im Gemeinderat erarbeitet hat: Im ersten Jahr mit einem deutlich reduzierten Kulturangebot schreibt die Stadthalle tiefrote Zahlen. Einen Gesamtverlust von gut 687 400 Euro hat der Chef des städtischen Rechnungsprüfungsamtes am Ende des Geschäftsjahres 2012 festgestellt. Das sind fast 45 000 Euro mehr als geplant.

 

Damit konnte zwar der Gesamtverlust des Vorjahres unterschritten werden – 2011 hatte das Defizit fast 800 000 Euro betragen. Doch eine wirkliche Entlastung angesichts eines radikal eingedampften Spielplans und einer eingesparten Geschäftsführerstelle sieht freilich anders aus.

Allein die Kosten für die elf Mitarbeiter waren mit 375 000 Euro rund 5000 Euro höher als geplant. Für den Chef des Rechnungsprüfungsamtes eine „erstaunliche“ Entwicklung, die er sich nur mit einem zu niedrig kalkulierten Planansatz erklären konnte. Im Vorjahresvergleich sind die Personalkosten um 38 000 Euro höher.

Damit fährt die Stadthalle ein ähnliches Defizit ein wie im Jahr 2005. Damals allerdings zog ein umfassendes Bühnenprogramm 20 000 Zuschauer mehr an. „Entsprechend ist der Verlust bezogen auf jeden einzelnen Besucher deutlich höher“, analysiert Dollansky: 9,75 Euro gegenüber 7 Euro vor sieben Jahren. Nüchternes Fazit des obersten Rechnungsprüfers: „Wir müssen das höchste Defizit seit dem Betriebsjahr 2009 feststellen.“

Dieser Umstand sei aber kein Indiz dafür, dass der Ansatz der reduzierten Veranstaltungen damit fehlgeschlagen wäre. Immerhin konnte der Gesamtverlust im Vergleich zum Vorjahr um 110 000 Euro verringert werden.

Wie berichtet, hatte der Gemeinderat angesichts der dauerhaften Defizite vor zwei Jahren die Reißleine gezogen. Die Stelle des scheidenden Geschäftsführers Günter Philippi wurde nicht wiederbesetzt, die Zahl der Eigenveranstaltungen und Kooperationen von 30 auf elf verringert. Entsprechend kleiner waren hier die Einnahmen: knapp 85 000 Euro im Betriebsjahr 2012. Das Jahr zuvor waren noch knapp 201 000 Euro in die Kassen der Leonberger Stadthalle geflossen.

Mit Böblingen und Sindelfingen wurde stattdessen eine Zusammenarbeit vereinbart. Die drei Großen Kreisstädte bieten jetzt ein gemeinsames Programm an, das auf ihre drei Hallen aufgeteilt ist. Auswärtige Besucher werden per Bus an den jeweiligen Spielort gebracht. Diese Form der Kooperation gilt seit Anfang 2012.

„Interessant wird es, die Zahlen des laufenden Jahres 2013 zu analysieren“, erklärt Dollansky. „Dann wird genau zwei Jahre nach dem neuen Konzept gearbeitet.“

So will Klaus Wankmüller von der Grün-Alternativen Bürgerliste erst das Ergebnis des aktuellen Betriebsjahres abwarten, „um dann darüber nachzudenken, ob dieses Konzept das beste und das glücklichste war.“

Skeptisch beurteilt auch Ottmar Pfitzenmaier die Zahlen: „Die Entwicklung verheißt nichts Gutes“, schwant dem stellvertretenden SPD-Fraktionschef. „Unbefriedigend ist, dass trotz des kleineren Programms Defizite wie vor sieben Jahren gemacht werden.“ Gleichwohl: „Leonberg braucht eine Stadthalle.“

Das sieht auch Elke Staubach so: „Wir können darauf nicht verzichten“, meint die Vorsitzende der CDU-Fraktion. „Völlig kostendeckend geht es wohl nie. Und durch das Kongress- und Tagungsgeschäft ist immer noch viel Bewegung in der Stadthalle.“

Tatsächlich wurden die Räume und Säle der Stadthalle 2012 insgesamt 537 Mal vermietet – 37 Mal öfters als im Vorjahr. In diesem Segment haben sich die Einnahmen von 236 335 Euro auf 254 269 Euro erhöht.

Mehr Geld fließt zudem durch die Erhöhung der Restaurantpacht um 7600 Euro auf jetzt 36 000 Euro.

Bernhard Schuler warnt unterdessen vor Schnellschüssen: „Die Zusammenarbeit mit den beiden Städten ist zunächst bis Herbst des kommenden Jahres befristet. Dann sollten wir unsere Erfahrungen mit denen aus Böblingen und Sindelfingen abgleichen und bewerten.“

Seine Präferenz verschweigt der Oberbürgermeister nicht: „Aus meiner Sicht sollten wir die Kooperation fortsetzen.“