Mit einem Schauspiel in der Liederhalle würdigt das „Dein Theater Wortkino“ Christian Wagner.

Stuttgart/Leonberg - Vor einhundert Jahren starb der Warmbronner Dichter Christian Wagner. Doch wer war dieser Wagner, der von 1835 bis 1918 lebte, eigentlich? So manchem älteren Literaturfreund ist der schwäbische Dichter vielleicht noch ein Begriff. Einem jüngeren Kreis ist Wagner jedoch weitgehend fremd. Dies soll sich zum 100. Todestag Wagners ändern. Das „Dein Theater Wortkino“ möchte den Dichter und Autor mit einer Aufführung in der Liederhalle wieder einem breiteren Publikum näherbringen.

 

Unter dem Titel „Dichter und Bauer“ nimmt der Schauspieler Stefan Österle die Zuschauer mit auf eine Reise durch Wagners Werk. „Christian Wagners Denkweise und seine umfassende Weltsicht sind heute aktueller denn je“, sagt Österle. Der Dichter aus einfachen Verhältnissen, dem als Landwirt eine höhere Schulbildung verwehrt blieb, setzte sich für den Naturschutz, die Gleichberechtigung und den Weltfrieden ein. Menschen, Tiere, Pflanzen und Gestirne waren für Wagner gleichberechtigte Teile eines Ganzen.

Der kauzige Sonderling sprach mit Tieren und Pflanzen, machte sich Gedanken über die Wiedergeburt und weigerte sich trotz finanzieller Nöte, seine Kälber schlachten zu lassen. Während der Arbeitspausen auf dem Feld schrieb er Gedichte. Sein Wissen eignete sich Christian Wagner autodidaktisch an. Da er sich keine Bücher kaufen konnte, wanderte er regelmäßig von Warmbronn zur rund 15 Kilometer entfernten Landesbibliothek nach Stuttgart. Mit blutigen Füßen kehrte er bei einem Verwandten im Gablenberger „Hasen“ ein, um sich für den Rückweg zu stärken.

Vom Schicksal getroffen

Schicksalsschläge ließen den Poeten nicht verzweifeln: Vier seiner Kinder starben nach der Geburt, später verstarb auch seine erste Ehefrau. Eine erste Textsammlung ließ er 1885 auf eigene Kosten drucken. Die Exemplare waren rasch ausverkauft, sodass der Verleger eine zweite Auflage drucken ließ. Bekanntheit erlangte Christian Wagner erst mit über 70 Jahren durch die Freundschaft mit seinem Seelenverwandten Hermann Hesse.

Für den Schauspieler Stefan Österle ist Christian Wagner kein Unbekannter. Der 52-Jährige schlüpfte in der Vergangenheit bereits mehr als 20 Mal in die Rolle des Bauerndichters und ist seit vielen Jahren aktives Mitglied in der Christian-Wagner-Gesellschaft. „Wagner ist mir über all die Jahre ans Herz gewachsen“, so Österle, der zudem einen guten Kontakt zu Wagners Urenkeln pflegt. „Es ist faszinierend, mit welch starkem Willen, Energie und Ausdauer Wagner aus der bäuerlichen Enge herausbricht, um die Welt zu verbessern“, schildert Österle. Dabei habe er sich zu keiner Zeit von einer bestimmten Partei, Ideologie oder Bewegung vereinnahmen lassen.

In seiner Präsentation in der Liederhalle wirft Stefan Österle, der seit 32 Jahren für das Dein Theater spielt, nicht nur einen Blick auf Wagners literarisches Werk, sondern auch auf die Lebensverhältnisse des Dichters aus ärmlichen Verhältnissen. „Christian Wagner ist eine bewundernswerte und besondere Figur, die mehr Beachtung in der Weltliteratur verdient“, betont der Schauspieler.

Am Sonntag, 25. März, um 18 Uhr, spielt das „Dein Theater Wortkino“ das Schauspiel „Dichter und Bauer“ in der Liederhalle. Karten sind unter 07 11/262 43 63 erhältlich.