Der städtische Fundsachen-Keller war rappelvoll: Bei einer öffentlichen Versteigerung der Stadtverwaltung warten die Schnäppchen auf neue Besitzer. Vom rosa Damenfahrrad bis zur gelben Baustellenleuchte ist alles dabei.

Leonberg - An diesem frühen Samstagvormittag wird das Alte Leonberger Rathaus zum Eldorado für wahre Schnäppchenjäger: ein Fahrrad, eine Bohrmaschine oder eine Fotokamera für nur wenige Euro zu ergattern, das ist das Ziel der rund dreißig Interessenten, die zur öffentlichen Versteigerung gekommen sind.

 

Die vergangene Aktion ist bereits vier Jahre her. Und da hat sich mittlerweile natürlich einiges angesammelt. Ordnungsamtsleiter Jürgen Beck und Wolfgang Schneider vom Leonberger Bürgeramt leiten die Versteigerung. Alle Fundgegenstände müssen sechs Monate aufbewahrt werden. In dieser Zeit können die Besitzer ihre Rechtsansprüche noch geltend machen.

Danach können die Fundsachen für kleines Geld neue Besitzer finden. Vor allem Fahrräder und gut erhaltene Kinderroller finden reißenden Absatz. Nur den alten roten Tretroller will wirklich niemand haben, nicht mal für einen Euro. Das ist nämlich das Mindestgebot. Der kommt am Ende dann wohl auf den Wertstoffhof.

Gleich zwei Fahrräder für eine Handvoll Euro

Ein klappriges rosa Damenrad findet dagegen tatsächlich für nur einen Euro eine neue Besitzerin. Bei Rädern, die besser in Schuss sind, überbieten sich die potenziellen Käufer schnell. Ute Schuler aus Leonberg sucht günstige Räder für ihr Urlaubsdomizil am Bodensee. Für eine Handvoll Euro ersteigert sie gleich zwei der Drahtesel. „Für unseren Zweck reichen die gut aus und wenn etwas kaputt ist, können wir es reparieren“, sagt sie und lacht.

Viele suchen gezielt, manchen geht es aber auch um den Spaß an der Sache. So wie dem 16-jährigen Johannes Kübler aus Höfingen. Gekommen ist er, um ein Rad zu kaufen für seinen täglichen Weg zum Bahnhof. Für fünf Euro bekommt er ein gut erhaltenes Herrenrad. Und als sich für den angebotenen Rollator kein Käufer finden will, kommt so etwas wie Jagdfieber in ihm auf und er hebt flink die Hand. Für einen Euro bekommt er den Zuschlag.

„Den bekommt mein Kumpel beim nächsten Geburtstag als Gag“, freut er sich über das Schnäppchen. Und auch bei der Versteigerung von Kleinteilen hält er mit: Ein altes Steuerungsgerät für einen Lastkran nimmt er für einen Euro mit. „So etwas liebt mein kleiner Neffe zum Basteln“, ist er überzeugt.

Heißbegehrt ist die gelbe Baustellen-Warnleuchte, die Jürgen Beck anpreist, obwohl niemand weiß, ob sie überhaupt noch funktioniert. Alles wird ohne Garantie verkauft. Aber das ist das Risiko und auch das Spannende an einer solchen Auktion.

Sogar Sonnenbrillen gibt es

„Die ist dekorativ“ ruft jemand aus dem Publikum und ersteigert sie für sieben Euro. Sonnenbrillen gehen im Vierer-Set für zwei Euro weg und auch das Paket Regenschirme ist ein Renner. Aber mehr als vier Euro werden dafür nicht geboten. „Das lohnt sich ja sonst nicht“, sagt eine der Käuferinnen, die sich damit wohl auskennt.

Auch Koffer mit Kleidung sind dabei. Aber auf den Fund von Wertsachen darf niemand hoffen: „Wir schauen vorher, ob Wertsachen darin sind, die werden dann separat angeboten“, erklärt Wolfgang Schneider, der Leiter des Bürgeramts im Leonberger Rathaus. „Das ist zum Beispiel anders als bei einer Kofferversteigerung am Flughafen.“ Gut anderthalb Stunden dauert es, bis fast alle Sachen weg sind. Die Käufer sind zufrieden und auch für die Stadt hat es sich gelohnt: Rund 650 Euro hat die Versteigerung gebracht. Und auch im städtischen Keller ist wieder viel Platz – neue Fundsachen können sich also wieder ansammeln.