Die Stadt Leonberg plant ein Pilotprojekt mit Glascontainern, die unterirdisch versenkt werden. Das soll Lärm, Gestank und Müll vermeiden. Vorgesehen sind zunächst zwei Standorte, ein dritter könnte noch dazukommen.

Leonberg - Es ist kein schöner Anblick. Neben den Containern für Glas und Dosen stapelt sich der Unrat. Kartons, Mülltüten, Sperrmüll. Sobald die Stadt es wegräumt, ist der nächste Abfall da, der dort nicht hingehört. Solche Dreck-Ecken wie an der Ecke Neue Ramtel- und Göppingerstraße gibt es ein paar in Leonberg. Die Verursacher zu erwischen, ist fast unmöglich, zudem extrem aufwendig. Was also tun, hat man sich in der Stadtverwaltung gefragt?

 

Eine App, über die man Müll, Verunreinigungen oder Schäden melden kann, gibt es. „Leo-Oh“ wird seit Anfang Februar eingesetzt, zuvor gab es ein Meldeformular auf der Internetseite. In der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses wurde nun ein im Kreis Böblingen bislang einzigartiges Pilotprojekt vorgestellt: im Boden versenkbare Container für Altglas und Dosen.

„Es ist ein Ärgernis, dass immer wieder Sachen an den Containern abgestellt werden“, meint auch der Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD). Wenn die Container aber jetzt plötzlich im Straßenbild fehlen beziehungsweise nur durch kleine Einwurfsäulen ersetzt werden, gebe es weniger Anreiz, seinen Müll dort abzuladen. Zudem reduziere man damit den Lärm, der beim Einwerfen der Gläser entsteht. Und im Sommer gebe es weniger Gestank. „Das kommt auf jeden Fall unserer Stadtsauberkeit zu Gute“, sagte Wolfgang Schönleber (SPD).

Grundsätzlich ist die Müllentsorgung Sache des Landkreises, worauf einige Gemeinderäte in der Debatte hinwiesen. „Das ist ein Bruch der Zuständigkeiten“, sagte etwa Bernd Murschel, der Fraktionschef der Grünen. Laut dem Baubürgermeister Klaus Brenner, dessen Tiefbauamt für das Vorhaben zuständig ist, habe man sich bereits mit dem Abfallwirtschaftsbetrieb des Kreises Böblingen (AWB) zusammengesetzt. „Zusammen haben wir einen Standort ausgesucht, wo der Müll teilweise mannshoch abgestellt wird“, sagte Brenner. Dabei handelt es sich um die Altglascontainer an der Ecke Neue Ramtel- und Göppinger Straße. In der Beschlussvorlage wurden die unterirdischen Behälter zudem für das neu entstehende Wohnviertel auf dem früheren TSG-Gelände in der Jahnstraße in Verbindung mit dem Haldengebiet empfohlen, beides noch in diesem Jahr zu realisieren.

Auch der Landkreis möchte sich beteiligen

Bei der Umsetzung wolle sich der Landkreis einbringen. „In Böblingen freut man sich, dass man das System bei uns testen kann“, berichtete Cohn. Auch finanziell werde sich der AWB beteiligen. Bislang sind knapp 30 000 Euro als Kostenerstattung des Kreises für zwei Standorte veranschlagt bei Kosten für die Stadt von etwa 80 000 Euro. Doch einige Gemeinderäte kritisierten dieses Vorgehen. „Der richtige Weg wäre, unsere Kreisräte bringen das vor und sagen, die Kommunen wollen da ein besseres Handling haben“, sagte Bernd Murschel. „Machen wir das Fass auf und starten da ein eigenes Pilotprojekt, obwohl wir noch nicht wissen, welche finanziellen Folgen Corona für die Stadt haben wird?“ fragte Jörg Langer (Freie Wähler). „Wenn wir das dem Kreis überlassen, dann wird das vielleicht in fünf bis zehn Jahren mal was“, entgegnete der OB. „Ich sehe das auch eher unter dem Aspekt Stadtsauberkeit, und dafür sind ja Gelder im Haushalt bereitgestellt“, merkte Wolfgang Schaal (Freie Wähler) an.

Vom Aussschuss abgelehnt wurde der anvisierte dritte Standort auf dem kleinen Parkplatz an der Bruckenbachstraße gegenüber dem Vereinsgelände des SV Leonberg/Eltingen. „Da steht ein Meter unter der Oberfläche das Grundwasser“, sagte Schaal. Da dieses Vorhaben auch noch nicht terminiert war und der Standort ohnehin neu gestaltet werden soll, wurde es vorerst gestrichen. Die Eignung soll aber im Zuge der Umgestaltung mit überprüft werden. „Ich mache Ihnen einen neuen Vorschlag. Wir werden diese Unterflur-Container bevorzugt in Neubaugebieten umsetzen wie etwa an der Jahnstraße, der Berliner Straße oder dem Unteren Schützenrein“, brachte Cohn an der Stelle ein.

Außer dem Pandion-Projekt auf dem früheren TSG-Gelände wird aber keines der genannten Wohnbauvorhaben in nächster Zeit fertiggestellt. Der Standort im Ramtel blieb damit für dieses Jahr auf der Liste. Dem stimmte der Ausschuss schließlich bei sechs Enthaltungen zu. Die Stadt Leonberg kann die Planung des Pilotprojektes nun vorantreiben.