Im Längenbühl wird nach Überresten aus der Jungsteinzeit gesucht. Erste Grabungen im Februar haben Knochen, Tonscherben und Teile von Steinwerkzeugen zu Tage gefördert. Einblicke in die Arbeit gibt es am Sonntag bei zwei Führungen über das Gelände.

Leonberg - Denkmale sind nicht nur alte Gemäuer, historische Gewölbe oder besondere Bauwerke. Manchmal sind sie tief vergraben in der Erde und harren seit Jahrhunderten der Dinge. So wie das Tal entlang der Glems. An vielen Stellen ist es ein eingetragenes Bodendenkmal. Denn unter dem fruchtbaren Ackerboden verbergen sich die Überreste vergangener Zeitalter. So auch im Längenbühl, wo die Stadt Leonberg ein Gewerbegebiet erschließen will.

 

Um die kulturhistorischen Schätze zu bergen, bevor die Bagger anrollen, sind seit Anfang August die Archäologen am Werk. Zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 14. September, geben diese nun einen Einblick in ihre Arbeit an einem Ort, der sonst nicht zugänglich ist. Um 11.30 und 13.30 Uhr beginnen Führungen mit dem Ausgrabungsleiter Christian Bollacher vom Landesdenkmalamt im Längenbühl. Er und seine Mitarbeiter sorgen dafür, dass alle Schätze im Boden geborgen werden und nicht „zufällig“ erst bei der Erschließung des Gewerbegebietes ans Licht kommen. Erste Funde in dem Gebiet gab es bereits in den 30er Jahren.

Im Februar hatte es deshalb bereits Probegrabungen am Westanschluss gegeben, bei denen Tonscherben, Knochen und Fragmente von Steinwerkzeugen gefunden wurden. Die Farbe – in diesem Jahr das verbindende Motto des Denkmaltags – wies den Archäologen dabei den Weg.

Bei den Probegrabungen gab die Bodenfärbung – hellbrauner Lössboden mit dunkelbraunen Erdflächen – eindeutig Spuren einer frühgeschichtlichen Siedlung zu erkennen. Überall dort, wo dunkle Erdflächen im Löss vorhanden sind, nahmen Menschen der Jungsteinzeit und der Eisenzeit einst Eingriffe in die Natur vor. Dem geschulten Auge des Grabungsleiters offenbaren die Verfärbungen alte Gräben, Abfallgruben, Erdkeller und Gräber.

Im August startete das Landesamt für Denkmalpflege die Grabungen. Schicht für Schicht wurde zunächst die Humusschicht abgetragen und das Grabungsfeld freigelegt. Seit einigen Wochen werden die deutlich erkennbaren Gruben Stück für Stück mit Schaufel und Spaten aufgegraben. Wieder ist es der Farbkontrast zwischen Lössboden und eingeschwemmter dunkler Erde, der die an der Grabung beteiligten leitet. Die Form, oder besser das Profil einer Grube lässt dabei die Nutzung erkennen. Vorratsgruben wurden in der Jungsteinzeit (5500 bis 5000 vor Christus) beispielsweise ein bis zwei Meter tief und kegelstumpfförmig angelegt. Grubenhäuser waren weniger tief eingegraben, dafür großflächiger angelegt. Als bisher wichtigster Fund kam der obere Teil eines keramischen Gefäßes zum Vorschein. Ein zweites größeres Fundstück ist der Schädel eines Tieres ohne ein zugehöriges Skelett.

Mit Spannung erwarten die Archäologen, was die Erde noch verbirgt. Die Fundstücke werden geborgen und analysiert. Später können sie dann vielleicht im Museum ausgestellt werden. Die Kehrseite: das Bodendenkmal ist am Ende der Grabungen Geschichte. Es wird mit der Erschließung unwiderruflich zerstört.

Tag des offenen Denkmals und Museum

Stadtmuseum
: Wer wissen möchte, welche jungsteinzeitlichen Funde zu Tage kommen könnten, der kann sich beim Besuch des Stadtmuseums in Leonberg anhand von Funden aus Höfingen ein Bild von der Jungsteinzeit machen. Ausgestellt ist außerdem der einzelne Mammutzahn, der in Höfingen gefunden wurde. Öffnungszeiten des Stadtmuseums mit Schelling-Gedenkraum (Pfarrstraße 1) sind dienstags, mittwochs und donnerstags 14 bis 17 Uhr, sonntags 13 bis 18 Uhr.

Offene Denkmale: Die Lahrensmühle ist am Sonntag ab 10 Uhr für Besucher geöffnet. Der Holzofen wird zum Brotbacken angeworfen, und die Gartenbauern bieten ihre Waren an. Die Stadtkirche öffnet von 11 bis 18 Uhr ihre Pforten. Ein Vortrag zu 80 Jahre Engelbergtunnel der KZ-Gedenkstätteninitiative beginnt um 13.30 Uhr im Samariterstift. Anschließend gibt es die Möglichkeit, die Gedenkstätte im alten Engelbergtunnel zu besuchen. Das Bauernhausmuseum Gebersheim öffnet von 13 bis 18 Uhr. Zu jeder vollen Stunde gibt es kostenlose Führungen.