Die georgische Tanz-Show „Fire of Georgia“ bringt mit viel Power die Stadthalle zum Beben.

Leonberg - „Zu jeder Kunst gehören zwei: Einer, der sie macht, und einer, der sie braucht.“ Unter diesem Motto von Ernst Barlach haben am Sonntagabend 35Tänzerinnen und Tänzer das Publikum am Sonntag in der Leonberger Stadthalle mitgenommen auf eine Reise zu den Ursprüngen des georgischen Volkes: nach Kolchis, dem mythischen Land des goldenen Vlies.

 

Den historischen Quellen zufolge geht der georgische Volkstanz auf das zweite Jahrtausend vor Christus zurück. Dabei gab es neben Gruppen-Volkstänzen (für Männer und Frauen) auch Paartänze als Teil eines Fruchtbarkeitsrituals. Im Laufe der Geschichte sind die Aufführungen beständig verändert und erweitert worden.

Georgien, das auf eine wechselvolle Geschichte zurückblickt, sieht sich heute selbst als „Balkon Europas“ und wird 2018 Gastland der Frankfurter Buchmesse sein.

Seit über 35 Jahren auf der Bühne

Die „Royal National Dance Company of Georgia“ steht schon seit über 35 Jahren auf der Bühne und ist schon vor über 40 Millionen Zuschauern in 80 verschiedenen Ländern der Welt aufgetreten. In diesem Jahr präsentiert sie mit „Fire of Georgia“ eine neu inszenierte Performance, in der georgische Volkstänze mit Elementen des klassischen Tanzes und artistischen Darbietungen mit sprühendem Temperament und wilder Leidenschaft kombiniert werden.

Es geht gleich kämpferisch und dramatisch in der Stadthalle los: Zu eindrucksvollen Klängen, die kaukasische Rhythmen, Modern Dance und traditionelle Volkstänze verbinden, wirbeln Tänzerinnen und Tänzer über die Bühne, rufen „Ha-Ho-Ho“, klatschen, drehen Pirouetten und zeigen waghalsige Sprünge. Dabei tragen sie prächtige Kostüme, angelehnt an traditionelle volkstümliche Kleidung des multiethnischen 4,5-Millionen-Einwohner-Staates in Vorderasien. Ein großes Ikonenbild (Georgien ist georgisch-orthodox) dient als imposanter malerischer Hintergrund.

Säbel und Duelle

Das Publikum verfolgt fasziniert, wie das Ensemble paarweise, im Reigen, als Formation und solo in exakten Bewegungen und artistischen Figuren über die Bühne fegt – bald in rotes, dann in blaues Licht getaucht. Die wilden Kerle ziehen im Tanz martialisch Säbel und Dolch, duellieren sich in rasendem Tempo und springen in großen Sätzen energiegeladen über die Bühne – Georgiens Wappen zeigt einen kampfbereiten, mutigen Ritter. In einer spannungsvollen Choreografie bieten die Tänzer eine rasante Show und mutige Stunts.

Aber es gibt auch lyrische Passagen: Damen mit edlen Gesichtszügen schweben in fließenden Gewändern grazil über die Bühne, in einer mystischen Szene vollführen fantasievoll kostümierte Akteurinnen einen meditativen Tanz.

Die Tradition lebt weiter

Und es werden Geschichten erzählt: Eine Dame wird nach allen Regeln ritterlicher Kunst umworben; neckisch die Szene zwischen Mann und Frau – Streit und Versöhnung, und ein Nebenbuhler wird entschieden und siegreich aus dem Feld geschlagen. Szenen einer Ehe eben. Diese Tänze kennen (noch) keine Gender-Problematik: Wilde Kerle inszenieren sich kämpferisch bis zum Äußersten, während die umworbenen Damen graziös und elegant auf Zehenspitzen strümpfig über die Bühne tänzeln.

Das Publikum – darunter auch echte Georgier, die bestätigen, dass diese traditionellen Tänze auch heute noch bei Geburtstagen und Hochzeiten in ihrer Heimat aufgeführt werden – erlebt Gänsehaut-Feeling, lässt sich von der Leidenschaft mitreißen und bereitet den Akteuren Standing Ovations. Shalva Beniashvili, Geschäftsführer und Produzent, sowie Rimma Wachsmann, Produzentin, werden auf die Bühne gerufen. Noch einmal überbieten sich die Tänzer selbst: schnelle Kreisdrehungen auf Knien quer über die Bühne, schwindelerregende Saltos und stampfende Leidenschaft: „Ha-Ho-Ho!“