Der Automobilfotograf René Staud und der Küchenvermarkter Ernst-Martin Schaible präsentieren sich beim Unternehmertag der Stadt als selbstbewusste Firmenlenker und rühren die Werbetrommel für Leonberg – mit einer kleinen Prise Kritik.

Leonberg - Sie kennen sich gut. Sehr gut sogar, denn im Gewerbegebiet Hertich sind sie Nachbarn. René Staud, den das Magazin Spiegel einmal als „Meister des Blitzlichts“ bezeichnet hat, und Ernst-Martin Schaible, der sich vom Küchenverkäufer zum europaweiten Chef eines Einkaufsverbundes hochgearbeitet hat.

 

Sie sind Nachbarn im Hertich. Und das Gerücht, es gebe einen unterirdischen Tunnel zwischen den beiden Firmenzentralen, lässt sich kaum ausrotten. „Nein, ich schaue nicht nach den Erlkönigen, die bei René ein und ausfahren“, bekennt Schaible, und Staud frotzelt über die gemeinsam finanzierte Glasfaser-Leitung für schnelles Internet: „Er sieht meine Modelle nicht, aber ich seine Aufträge.“ In diesen kleinen Anekdoten, vorgetragen vor einem voll besetzten Foyer in der Leonberger Stadthalle beim Unternehmertag am Donnerstag, steckt aber schon ganz viel Information über den Standort Leonberg im Allgemeinen und den Hertich im Besonderen.

Denn dass beide in dem früher eher bescheidenen Gewerbegebiet ihre Zelte aufgeschlagen haben, hat seine Gründe. „Ich habe gut 50 Standorte ein Jahr lang analysiert“, erzählt René Staud zu seinen ganz kleinen Anfängen 1985 als einfaches Bildstudio, aus dem ein multimedialer Foto- und Videofilmkonzern für Autowerbung geworden ist. Warum es damals ausgerechnet Leonberg geworden ist? Klar, drei Minuten bis zur Autobahn, 90 Minuten bis Frankfurt, und 110 Minuten bis zum Skifahren in St. Moritz – per Flugzeug, wie Staud auf Nachfrage von Schaible bekennt.

Und auch Ernst-Martin Schaible, dessen Einkaufs- und Marketingverbund „Der Kreis“ inzwischen 2500 Küchenfachgeschäfte zusammenschweißt und zwei Milliarden Euro Umsatz macht, kam von Weil der Stadt schließlich 1992 in den Hertich. „Ich wollte nicht zu weit draußen bauen“, sagt er. Allerdings – und damit wären wir bei der feinen Prise Kritik – gab es gleich Probleme mit der Bauverwaltung. Denn sein Prachtbau von Frei Otto mit lichter Attika gefiel dieser nicht. „Der damalige OB Herr Ortlieb hat mir dann gesagt: Reichen Sie es ohne Attika ein, dann wird genehmigt, dann reichen Sie es mit Attika ein und schreiben Küchenspezialist drauf“, erzählt er. So kam es dann, aber einen Seitenhieb in Richtung Bürokratie musste es dann schon sein. Und wo wir schon beim Mäkeln wären, so war das Frotzeln über die Glasfaserleitung schon ein Stück Kritik daran, dass diese so spät und selbstfinanziert kam.

Und noch einen Makel hat René Staud entdeckt: „Es gibt auf dem Arbeitsmarkt keine Mitarbeiter für mich.“ Deswegen reist der Starfotograf mit seinen 500 000 Flugmeilen im Jahr an die Hochschule in Nürnberg: „Ich erwarte dann schon, dass sich mindestens 30 Studenten nach meinem Vortrag um ein Praktikum bewerben.“

Genug des Krittelns aber, denn die beiden sind ja schließlich Macher und von Natur aus optimistisch und sehr von ihrem Tun überzeugt. „Made in Leonberg“ betitelt der Fotograf sein Schaffen, und es schwingt etwas Stolz in seinen betont weltmännischen Erzählungen vom Fotoshooting mit: „In Padua wurden 1200 Stühle vom Marktplatz mit Lastwagen weggebracht, für René Staud aus Leonberg.“ Auch der Küchenmeister Ernst-Martin Schaible will da nicht hintanstehen, „Wir sind saumäßig stolz darauf, im Hertich zu sein“, bekennt er sich. Und schwärmt davon, wie er mit seiner Akademie die „jungen Wilden“ der Küchenbranche zu Nachwuchschefs schult. „Es gibt bei uns kein Firmennachfolgerproblem“, sagt er selbstbewusst. Und auch seine eigene habe er gesichert, durch die nach seiner verstorbenen Tochter benannten Anja-Schaible-Stiftung.

Wieder eine Gemeinsamkeit mit René Staud, der sich seit 2006 auf tolle Reisen zu Foto-Locations konzentriert und seine Nachfolger („Die sind längst im Betrieb“) das Heimgeschäft erledigen lässt. Und das mit dem Tunnel ist auch final geklärt: „Ich habe meine Firma mit Stahl ummantelt, auch unterirdisch.“ Man kennt sich eben.