Ratsfraktion plädiert für eine starke Klinik. Skepsis beim Gesundheitscampus.

Leonberg: Thomas Slotwinski (slo)

Leonberg - Die Freien Wähler drängen auf eine Mindestzahl von 200 Betten im Krankenhaus Leonberg. Nur so könne ein wirtschaftlicher Betrieb erhalten werden, erklärt der Fraktionschef im Gemeinderat, Axel Röckle, in einer jetzt veröffentlichten Stellungnahme des Stadtverbandes zur Gesundheitspolitik.

 

Wie berichtet, könnte die Bettenzahl von derzeit 239 auf 162 reduziert werden. Diese Zahl steht in einem sogenannten Feststellungsbescheid des zuständigen Landessozialministeriums. In einer geplanten Großklinik am Flugfeld zwischen Böblingen und Sindelfingen sind hingegen mehr als 700 Betten vorgesehen.

Die Kosten für das Megaprojekt, so hatte der Landrat jüngst öffentlich erklärt, dürften stark nach oben schnellen. Angesichts insgesamt steigender Baukosten rechnet Roland Bernhard mit einer Steigerung von bis zu 15 Prozent. Bisher standen maximal 450 Millionen Euro als Gesamtsumme im Raum. Nun dürfte die Latte von einer halben Milliarde Euro gerissen werden.

24-Stunden-Betrieb unverzichtbar

Nicht nur deshalb bewerten die Freien Wähler das Neubauprojekt kritisch und setzen sich stattdessen für ein starkes Krankenhaus vor Ort ein. „Im Zusammenhang mit der privaten Initiative des Baus eines neuen Strahlentherapie-Zentrums könnte am Krankenhaus ein Onkologiezentrum eingerichtet werden“, erklärt Axel Röckle. „Leider fand dieser Gesichtspunkt im Medizingutachten zur Krankenhauslandschaft bislang keinerlei Eingang.“

Mit Blick auf die direkte Lage der Klinik am „unfallträchtigen Autobahndreieck Leonberg“ sei eine unfallchirurgische Abteilung. „welche nicht nur zu gewissen Tageszeiten, sondern rund um die Uhr betrieben wird, unverzichtbar“, kommentiert Röckle die internen Überlegungen, in der Leonberger Unfallchirurgie nur noch tagsüber zu operieren. In der jüngsten Kreistagssitzung hatte der Landrat betont, dass eine solche Entscheidung nicht anstehe.

Kritisch setzt sich der Fraktionsvorsitzende mit dem vom Landkreis geplanten Gesundheitscampus am Krankenhaus auseinander, den er als „Worthülse“ bezeichnet. „Ist es wirklich im Sinne unserer Bevölkerung und der potenziellen Patienten, wenn man versucht, die niedergelassenen und freiberuflichen Ärzte auf dem Krankenhausgelände anzusiedeln?“, fragt Röckle und liefert seine Antwort gleich mit: „Richtig und wichtig ist es doch vielmehr, dass die in der Stadt ansässigen Ärzte bei Bedarf zum Wohle ihrer Patienten eine wohnortnahe gute stationäre Versorgung empfehlen und organisieren können.“

Basisversorgung nicht definiert

Weiteren Klärungsbedarf sehen die Freien Wähler beim zukünftigen Status des Krankenhauses, sollte wie geplant nach dem Jahre 2024 die Flugfeldklinik eröffnet werden. Der Begriff Basisversorgung, den das kreisweite Medizinkonzept für die Häuser in Leonberg und Herrenberg vorsieht, sei nach wie vor nicht definiert, bemängeln die Kreisräte Werner Metz und Joachim Quent, die beide selbst Mediziner sind.

Der Klinikverbund hatte für Leonberg einen Schwerpunkt für chronische Darmentzündungen ins Gespräch gebracht, der vom neuen Chefchirurgen Wolfgang Steurer geleitet werden soll. Doch die Freien Wähler halten darüber hinaus ein onkologisches Zentrum für sinnvoll.