Die „Krone“ am historischen Marktplatz wird seit Jahrhunderten als Gasthaus geführt. Nun steht ein Neuanfang bevor.
Leonberg - Heinrich Essig ist hier vier Jahre lang Wirt gewesen und Friedrich Schiller soll von der Solitude her so manchen feucht-fröhlichen Abstecher hierher unternommen haben. Mit dem Erwerb der „Krone“ am Leonberger Marktplatz 5 hat sich der Physiker Jens Kirchner ein geschichtsträchtiges altes Fachwerkhaus zugelegt, das seit mehr als 350 Jahren als Wirtschaft geführt wird.
Doch nicht alles, was im Volksmund so erzählt wird, lässt sich auch belegen. Die Stadtarchivarin Bernadette Gramm hat in ihren Schätzen gesucht und einiges Interessantes über das Haus und seine Bewohner zusammengetragen.
Die Daten reichen bis 1350 zurück. Vermerkt ist ein Adliger, Wolf von Waltdorf, der Herdzins auf sein „Gesäß“ (heute heißt es Besitz) zahlte. 1381 folgte ein Albrecht der Huet. In die lange Folge der Besitzer reiht sich 1523 der ehemalige Vogt Werner Keller ein. 1667 eröffnet Johann Zacharias Göttler als Erster den langen Reigen der „Kronenwirte“. Es folgen Christoph Raith (1681), Conrad Hipp (1735), Georg Bohle (1765), Johann Schwegler (1771). Die „Krone“, die ehemalige „Altdeutsche Bierstube“ und das Haus Nummer 7, stammen wohl alle drei vom selben Baumeister.
1774 übernahm der frühere Bürger und Metzger von Fellbach, Johann Dobler, mit seiner Ehefrau Anna Catharina, geborene Seybold, die Krone. Doch das Glück dauerte nicht lange und der Wirt starb, sodass 1779 Friedrich Stökle und Doblers Witwe weitermachten. Auch Johann Georg Dobler (Sohn von Johannes und Anna Catharina)und Friederike Beile stiegen ein.
Nach Heinrich Essig war von 1843 unter den Wirtsleuten Göhring, Schott, Sulzmann, Kämmerle, Sommer, Pfitzenmaier, Gentner, Fischer die „Krone“ bis weit über die Mitte des 20. Jahrhunderts eine gutbürgerliche deutsche Gaststätte.
Der erste Italiener in Leonberg
Und dann hat am 24. Dezember 1978 in der Krone der erste „Italiener“ in Leonberg eröffnet. Der damals 35-jährige Temistocle Stoico aus Italien hatte nach neunmonatiger Renovierung aus der Krone die „Fontana di Trevi“ (den Marktbrunnen) gemacht und sie für 20 Jahre gemietet. Er hatte zehn Jahre Erfahrung in der Gastronomie, davon sieben in Deutschland. Vor Leonberg hatte er zwei Jahre lang eine Pizzeria in Mönsheim. Stoico bot im Erdgeschoss eine Pilsstube mit Imbiss. Im ersten Stock war das Restaurant mit Küche, die italienische, deutsche und französische Spezialitäten anbot. Im Untergeschoss war der Billardsaal.
Nachdem die „Fontana di Trevi“ geschlossen hatte, haben sich Bettina und Peter Knöpfle der „Krone“ angenommen und auf drei Etagen gehobene Küche zelebriert und dem Haus einen guten Ruf gegeben. Doch Ende 2014 mussten sich die Knöpfles aus ihrem Gastronomiebetrieb zurückziehen: Nach 40 Jahren in Küche und Keller spielte beim Küchenchef die Gesundheit nicht mehr mit. Die Knöpfles gingen in den Schwarzwald, wo sie nun ein kleines Hotel betreiben. Hier kocht Peter Knöpfle zwar noch immer, aber in deutlich kleinerem Rahmen.
Es folgte der „Grüne Michel“ – ein vegetarische Restaurant, das gut anlief, dann aber nur noch unregelmäßig öffnete, bis schließlich die Gäste vor verschlossener Tür gestanden hatten. Eine Mischung aus wirtschaftlichen und privaten Problemen, so hieß es damals, war die Ursache für das Aus. Doch nun ist Jens Kircher ja da, der die Leonberger „Krone“ zu neuem Glanz bringen will.