Ein junges Paar aus Leonberg lebt und arbeitet seit einem Jahr in Detroit.

Leonberg/Detroit - „Es ist wie ein schlechter Traum“, sagt Tanja Gusbeth. „Du liest die ganze Zeit davon. Aber du siehst es nicht in deiner Umgebung.“ Die 31-Jährige aus Leonberg lebt seit einem Jahr mit ihrem Verlobten Roland Spiegelhalder in Detroit in den USA.

 

Das Coronavirus ist auch dort ein riesiges Thema. Immerhin haben die Vereinigten Staaten die weltweit höchsten Zahlen, sowohl bei den Infizierten als auch bei den Toten. Und ihre Wahlheimat Detroit gehört auch zu den so genannten Hotspots der Epidemie.

Lesen Sie hier: Alle News zur Corona-Pandemie

Doch in ihrer Subdivision, also einer Siedlung von rund 300 Häusern, in einem Vorort von Detroit ist alles eher ruhig. Auch dort bleiben die Menschen, soweit es möglich ist, daheim. „Lange gab es keine Mundschutzpflicht, aber alle hier haben einen getragen. Da wurde man richtig böse angeguckt, wenn nicht“, erzählt sie. Der von einer demokratischen Gouverneurin regierte Michigan hat recht Strenge Corona-Maßnahmen erlassen – und sich damit eine Menge Ärger mit Präsident Donald Trump eingehandelt.

Läden nicht mehr und um die Uhr offen

„Am Anfang habe ich mich zurückgehalten, wenn bei Treffen mit Nachbarn, Freunden oder Kollegen über Trump geredet wurde. Ich wollte keinem zu Nahe treten. Aber jetzt nicht mehr“, sagt Tanja Gusbeth. Nur einen Tag nach dem ersten Videochat stürmen aufgebrachte Bürger ins Parlamentsgebäude von Michigans Hauptstadt Lansing. Sie tragen ganz offen Waffen bei sich und fordern von den Abgeordnete lautstark, die Corona-Maßnahmen zurückzunehmen. „Einfach irre“, sagt die 31-Jährige. In Deutschland wäre das unvorstellbar. „Hier waren Waffenläden ja anfangs noch als lebensnotwendig eingestuft“, erzählt die gebürtige Leonbergerin. Die Läden, die hier oft rund um die Uhr offen sind, hätten derzeit oft nur von 8 bis 20 Uhr auf. „Wie in Deutschland.“

Ansonsten ist vieles anders als in der Heimat. „Roland ist zwar bei Trumpf in Kurzarbeit, aber das ist hier nicht sehr verbreitet“, berichtet Tanja. Generell neigten die Amerikaner nicht dazu zu sparen. „Was sie verdienen, geben sie auch aus.“

Für Trumpf in die USA

Seit genau einem Jahr ist das junge Paar nun in den USA. Roland Spiegelhalder war Produktmanager bei Trumpf in Ditzingen. Und wurde von seinem Arbeitgeber für drei Jahre an den Standort Detroit entsandt. Tanja Gusbeth, die zuvor als Selbstständige in der Messeplanung gearbeitet hat, kümmert sich nun um Social-Media-Marketing für Kunden in aller Welt. Über Ostern wollte Tanja eigentlich der Heimat einen Besuch abstatten. Doch der Corona-Pandemie geschuldet wurde nichts draus. „Ich hätte zwar nach Deutschland fliegen, aber nicht wieder in die USA einreisen dürfen“, erklärt sie. Der US-Präsident hat einen Einreisestopp für die Europäische Union verhängt.

Auch viele Pläne, die das Paar für ihren USA-Aufenthalt hatte, liegen vorerst auf Eis. Aus den geplanten Roadtrips wird erst einmal nichts. „Dabei sind es nur 30 Minuten bis nach Kanada. Aber die Grenzen sind dicht“, erzählt die 31-Jährige.

Geburtstag in Leonberg feiern?

Doch es gebe auch positive Geschichten. „Das örtliche Tierheim hat angeboten, für die Coronazeit Hunde mit nach Hause zu geben, damit die Menschen nicht so allein sein. Ich bin mir sicher, da werden viele auch nach Corona bleiben“, meint Tanja Gusbeth.

Nach Corona – wann das sein wird, das kann keiner sagen. Für die Leonbergerin steht jedoch fest: „Ich würde sofort nach Hause zu meiner Mama fliegen.“ Für Ende Juni hat das Paar schon länger einen Heimatbesuch geplant. Rolands 30. Geburtstag sollte mit Freunden und Familie gefeiert werden. „Gefühlt war die Distanz noch nie so groß“, meint Tanja nachdenklich. Die beiden hoffen, dass es vielleicht doch klappt. Denn es ist nicht das einzige große Ereignis, das in diesem Jahr ansteht. Ende das Jahres wollen die beiden auf den Bahamas heiraten – und das gerne im Kreise ihrer Liebsten.