Beim Neustart des Leonberger Festes sind Resonanz und Stimmung bestens, Randale ist die Ausnahme. Eine Bilanz mit Anmerkungen.

Viel zu tun hatten am Mittwoch die Leute des Leonberger Bauhof und der Straßenreinigung. Die Überreste von 30 000 Menschen mussten entfernt werden. So viele waren am Dienstag gekommen, um nach zweijähriger Zwangspause endlich wieder Pferdemarkt zu feiern – jenes Ereignis, das sich vom Viehmarkt 1684 zu einem der größten Volksfeste in der Region entwickelt hat. Zum Neustart war das Wetter an allen fünf Tagen traumhaft. Entsprechend groß war die Resonanz nicht nur am dienstäglichen Höhepunkt. Von Anfang bis Ende herrschte reger Betrieb, am Sonntag waren ganze Völkerwanderungen zu beobachten, die zwischen Marktplatz, Reiterstadion und den offenen Geschäften pendelten.

 

Neue Pins gehen weg wie frische Berliner

Neben den Menschenmassen gibt es auch andere Indikatoren, die die Popularität des Pferdemarktes unterstreichen: Die riesige Nachfrage nach den neu gestalteten Pferdemarkt-Ansteckern ist eine davon. Wurden bei früheren Pferdemärkten noch rund 300 Buttons verkauft, ließ jetzt der Ansturm auf die insgesamt 1000 Pins nicht nach. Sie waren allesamt schnell ausverkauft.

Das dürfte neben der allgemeinen Verbundenheit mit dem Fest auch mit Qualität zu tun haben. Waren die früheren Buttons aus Plastik und Blech, so hat die Stadt in diesem Jahr einen hochwertigen Metall-Anstecker angeboten, der grafisch deutlich anspruchsvoller gestaltet war. Das schmückt!

Beim Umzug selbst waren die Ränder der Römerstraße, der Eltinger Straße und der Altstadt-Gassen dicht mit Menschen gesäumt. Löcher wie in früheren Jahren gab es nicht. Gleichwohl stellt sich die Frage, ob der Zugweg nicht arg kurz ist. Eine Erweiterung von der Berliner Straße über die Glemseckstraße und womöglich über die Carl-Schmincke-Straße, ähnlich der Strecke des Citylaufs, würde Eltingen enger einbinden und neue Möglichkeiten eröffnen.

Immer wieder Thema ist auch die Verteilung der Musikgruppen. Nahezu das erste Drittel des Zuges ist still. Hier sind die Kutschen und Pferde unterwegs, und die mögen laute Klänge gar nicht gerne. Um aber ausgelassene Atmosphäre aufkommen zu lassen, ist ein ruhiger Umzug nicht das beste Mittel. Die Pferde nicht nur am Anfang, sondern über den kompletten Zug zu platzieren, sodass auch die Musikgruppen etwas gleichmäßiger verteilt sind, würde das Stimmungsbarometer deutlich steigen lassen.

Löcher zwischen den Gruppen sind ein Dauerproblem

Dass Pferde nicht unmittelbar vor oder hinter einer Guggen-Gruppe sind, versteht sich von selbst. Aber diesmal war vorne alles ruhig und hinten alles laut. Wenn nicht gerade große Löcher zwischen den einzelnen Wagen oder Gruppen waren. Auch das ist seit vielen Jahren ein Dauerproblem. Eine etwas straffere Zugregie könnte hier helfen.

Unter dem Strich aber war der erste Pferdemarkt nach Corona ein durchschlagender Erfolg, der auch der durch die Pandemie arg gebeutelten Gastronomie dringend benötigte Einnahmen beschert hat. Ein Erfolg übrigens, der viele Mütter und Väter hat. „Ich möchte mich bei allen Beteiligten ganz herzlich bedanken“, sagt denn auch der Leonberger Oberbürgermeister Martin Georg Cohn. „Dazu zählen unter anderem der Ordnungsdienst, Rotes Kreuz, Technisches Hilfswerk, Feuerwehr und Polizei sowie Vertreterinnen und Vertreter der Vereine, vor allem der Reit- und Fahrverein Leonberg und die Fasnetsvereine.“ Ein wichtiger Bestandteil des Pferdemarkts war aber auch die breite Unterstützung aus der Belegschaft der Stadtverwaltung. „Ohne sie wäre der Pferdemarkt nicht denkbar gewesen“, lobt der OB seine eigenen Leute.

Randalierer endet in der Ausnüchterungszelle

Dazu passt, dass es am Dienstag vergleichsweise nur kleinere Zwischenfälle, darunter zwei Platzverweise, gegeben hat. Richtig Ärger indes hatte ein Volltrunkener in der Altstadt gemacht: Er hatte am Dienstag um 23 Uhr in einer Bar in der Hinteren Straße gepöbelt. Als herbeigerufene Polizisten ihn zum Gehen aufforderten, wurde der 37-Jährige zusehends aggressiver und beleidigte die Beamten. Sie mussten ihn zu Boden drücken und Handschellen anlegen. Eine Blutprobe ergab bei ihm zwei Promille. Der Pferdemarkt endete für den Wüterich in der Ausnüchterungszelle des Polizeireviers.