Für das künftige Direktionsgebäude mit einem Quartier für 70 Wohnungen wird ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben.

Leonberg - Es war der kommunale Aufreger zum Jahresauftakt, noch bevor alle Themen von Corona überlagert wurden: der von der Kreissparkasse geplante Neubau ihrer Leonberger Direktion, gepaart mit einem Wohnviertel, das sich direkt an das Bankgebäude anschließen soll. Fast wäre das Projekt gescheitert. Jetzt, ein Vierteljahr später, hat der Gemeinderat einen Knopf dran gemacht.

 

Und damit stehen die Eckdaten des Vorhabens im Dreieck zwischen Stuttgarter Straße und Grabenstraße am Rande der Altstadt endgültig fest: Das kommunale Kreditinstitut kann ihr in die Jahre gekommenes Direktionsgebäude, es war vor einem halben Jahrhundert der Hauptsitz der alten Kreissparkasse Leonberg, abreißen und durch einen Neubau ersetzen. Außerdem plant die KSK vier Häuser mit insgesamt 70 Wohnungen. 25 Prozent davon sollen „bezahlbar“ sein. Das heißt, dass die Mieterwartung 67 Prozent unter dem ortsüblichen Mietspiegel liegt.

Grenzwerte stabil

Um die Frischluftzufuhr im gesamten Stadtviertel nicht zu behindern und auch um einen zu wuchtigen Eindruck zu vermeiden, wird die fünfte Etage eines der Gebäude zurückversetzt. Darüber hinaus hat ein Luftschadstoffgutachten bestätigt, dass die Grenzwerte eingehalten werden. Auch der in Leonberg übliche Schlüssel von 1,5 Parkplätzen pro Wohnung gilt.

Fußgänger und Radler haben mit dem neuen Quartier ausreichend Platz. Denn eines der Gebäude wird zurückversetzt. Und die Sonnenkreuzung wird ein Stück in Richtung Süden verlagert.

Impulse für die Bebauung

Wie das neue Quartier genau aussehen wird, das soll nun durch eine Architektenwettbewerb ermittelt werden. Die eingereichten Entwürfe begutachtet ein mehrköpfiges Preisgericht, dem mehrere renommierte Planer, Baubürgermeister Klaus Brenner, Mitglieder des Vorstandes und des Verwaltungsrates der Kreissparkasse sowie als kommunale Vertreter Oberbürgermeister Martin Georg Cohn und Abgesandte der Gemeinderatsfraktionen angehören.

Durch die Corona-Krise ist auch die Arbeit der Juroren schwierig, doch einen groben Zeitplan will man einhalten. So sollen noch in diesem Monat die Unterlagen für die Ausschreibung herausgegeben werden. Die Entwürfe müssen von den teilnehmenden Planungsbüros bis September abgegeben werden. Im Oktober will das Preisgericht ihre Favoriten benennen und einen Monat später im Gemeinderat vorstellen. Bei diesem Verfahren einer sogenannten Mehrfachbeauftragung wird nicht zwangsläufig das Siegermodell eins zu eins umgesetzt. Vielmehr sollen die eingereichten Arbeiten Impulse für die tatsächliche Bebauung geben.

Übergangs-Filiale am Marktplatz

Steht die Planung, zieht die Kreissparkasse mit ihren Kundenbereichen in ein provisorisches Domizil. Dem Vernehmen nach wurde hierfür ein Gebäude direkt am Marktplatz angemietet.

In dieser Zeit wird das alte Gebäude komplett abgerissen. Dann kann der Neubau des Direktionsgebäudes und der Wohnhäuser beginnen. Bauherr ist die Kreissparkasse selbst, die das Gesamtprojekt mit den zu erwartenden Mieteinnahmen refinanzieren will.

Heftige Diskussionen

Die Finanzierbarkeit war denn auch ein Knackpunkt in der politischen Auseinandersetzung. Den politischen Forderungen nach Abstrichen im Bauvolumen setzte der KSK-Vorstand die wirtschaftlichen Aspekte entgegen, ohne die sich das Projekt nicht rechnen würde.

Die Diskussionen im Gemeinderat waren im Januar bisweilen derart heftig, dass die Kreissparkasse das ganze Vorhaben zunächst einmal platzen ließ. Erst nach intensiven wie schwierigen Verhandlungen hinter den Kulissen kam es doch noch zu einer Einigung.