Die Anbindung der B 295 an die Leonberger Straße soll über eine Brücke erfolgen. Eine unterirdische Lösung hätte die Stadt mehrere Millionen Euro gekostet. Das ist dem Gemeinderat eindeutig zu viel.

Renningen - Auch diese Entscheidung im Renninger Gemeinderat – wie kurz zuvor über die Klage gegen die Hesse-Bahn – kam wenig überraschend: Bei der Frage, ob Renningen sich für eine unterirdische oder für eine überirdische Anbindung der Leonberger Straße an die B 295 ausspricht, hat sich der Gemeinderat mit großer Mehrheit für die Überführung ausgesprochen. Der Grund ist in erster Linie der immense Kostenunterschied zwischen beiden Varianten, den die Stadt bei einer Unterführung selbst hätte tragen müssen. Es geht dabei um mehrere Millionen Euro. Doch auch das „Ja“ zu der Brücke ist mit einer Einschränkung versehen: Vorher würde die Stadt gerne prüfen lassen, ob eine intelligente Ampelsteuerung für diese Kreuzung nicht doch möglich wäre.

 

Die Ostanbindung der B 295 an Renningen über die Leonberger Straße war bislang der letzte ungeklärte Aspekt des Großprojekts. Die Planer hatten hier schon früh eine Überführung vorgeschlagen. Die Interessengemeinschaft Burg-Hummelbaum-Kindelberg machte sich dafür stark, dass auch die Möglichkeit einer Unterführung in Betracht gezogen wird. Ihre Argumente: Eine Unterführung verursache weniger Lärm, zerstöre weniger das Landschaftsbild und wirke sich nicht auf die bestehende Frischluftschneise der Stadt aus. Das Regierungspräsidium untersuchte den Vorschlag und stellte die Ergebnisse in einer Bürgerversammlung vor. Demzufolge hätte eine Überführung, was den Lärm von der B 295 angeht, sogar Vorteile gegenüber der Unterführung, da sie durch die Auffahrrampen einen Lärmschutz gleich mitbringe. Ohne die Rampen müsste mit Sicherheit ein zusätzlicher Lärmschutz errichtet werden. Die Frischluftschneise sieht das RP zudem nicht gefährdet.

„Das können wir den Bürgern nicht vermitteln“

Doch wie kommt der Kostenunterschied zustande? Wegen des Grundwassers müsste bei einer Unterführung die Fahrbahn in eine riesige Art Wanne gelegt werden, was das Projekt besonders teuer macht: geschätzt 6,5 Millionen Euro im Unterschied zu den 1,2 Millionen Euro für eine Überführung. Zusätzlich zu den fünf Millionen Euro Kostenunterschied müsste die Stadt auch für die Pumpen zur Entwässerung und die Wartung aufkommen. Das RP sprach von rund neun Millionen Euro, die auf die Stadt zukommen würden. Ein Totschlagargument, wie sich im Gemeinderat zeigte.

„Das können wir den Bürgern nicht vermitteln, dass wir so viel Geld ausgeben, wenn das Ergebnis lärmtechnisch sogar nachteilig wäre“, stellte der Bürgermeister Wolfgang Faißt (Freie Wähler) klar. Dem schlossen sich die meisten Ratsleute an. „Ich weiß, dass ich die Überführung selbst als ,Monstrosität‘ bezeichnet habe“, erinnerte Marcus Schautt (Freie Wähler). „Deshalb schmerzt es mich umso mehr, dem heute zuzustimmen. Aber in Anbetracht der Faktenlage sehe ich keinen Ausweg.“ Zumal eine Unterführung allem Anschein nach auch keine Schönheit für die Renninger Landschaft gewesen wäre. „Mir gefällt die Unterführung auch besser, aber ich sehe auch die Kosten, und wir wissen, was mit solchen Kostenangaben über die Jahre passiert“, formulierte es Resi Berger-Bäuerle (Frauen für Renningen).

Auch das Positive sehen

Thomas Mauch (SPD) schlug eine andere Richtung ein und wandte sich in Richtung der IG: „Ich habe nie verstanden, warum ein Vier-Meter-Wall am Kindelberg besser sein soll als hier eine Brücke.“ Der Wall dort war auf das Bestreben der IG hin erst entstanden. Auch Melanie Lederer von den Freien Wählern betrachtete die Unterführung durchaus kritisch im Hinblick auf die Grundwassersituation und die Gefahr, was künftige Hochwasser angeht.

Dennis Metzulat (SPD) konnte mit den Bekundungen nach dem Motto „Das gefällt mir nicht, aber ich muss ja“ wenig anfangen, auch wenn sie vielleicht populär seien. „Wir sollten uns ein bisschen davon lösen und auch mal das Positive daran sehen“, riet er. Immerhin erhalte die Stadt mit der Brücke ganz offenbar einen kostenlosen Lärmschutz. Er sprach sich aber nicht nur für die Überführung, sondern ebenso gegen die vom Bürgermeister präferierte Ampellösung aus. „Die Verkehrssituation dort ist katastrophal.“ Wenn der Verkehr besser fließt, könne das nur von Vorteil sein. „Eine Ampel fällt uns später garantiert auf die Füße.“

Am Ende wurde trotzdem mehrheitlich der Vorschlag der Stadt in der ursprünglichen Form angenommen: nämlich die Überführung zu präferieren, aber nur, sofern eine Ampel ausgeschlossen ist. Die Stadt kann in diesem Punkt allerdings nur ihre Wünsche weitergeben. Wie die Anbindung letztlich ausgestaltet wird, darüber entscheidet der Bund. Am Zeitplan des Lückenschlusses ändert sich durch die Diskussionen um die Ostanbindung nichts. Vorgesehen ist weiterhin, mit dem Bau des Lückenschlusses direkt im Anschluss an die Fertigstellung der A 81 zu beginnen. Das soll 2026 der Fall sein.