Die Bartender tragen Smoking, das Interieur stammt von einem Designbüro: Mit einer hochwertigen Cocktailbar im früheren Korridor an der Weberstraße soll Stuttgarts Altstadt als Ausgehviertel weiter aufgewertet werden.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Als neue „Vorzeigeadresse“ hat die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) vor sechs Jahren die Weberstraße 11d gefeiert, als sie das Gebäude von Grund auf für Wohnungen und Gastronomie im Erdgeschoss saniert hat. Mit der Modernisierung an diesem und an anderen Orten wolle man helfen, das Leonhardsviertel vom „Schmuddel-Image“ zu befreien. Die Kultur-Bar Korridor zog im neuen Stolz der Eigentümer ein – und reihte sich ein in die immer größer werdende Vielfalt der Altstadt-Locations, die ein junges Publikum anlocken, fern von sexuellen Dienstleistungen.

 

Vor zweieinhalb Monaten haben sich die Macher des Korridors verabschiedet, weil sie neue Pläne verwirklichen und zum Teil in eine andere Stadt ziehen wollten. Der Leerstand wird bald beendet. Ein neuer Betreiber hat sich nun gefunden, der große Pläne für die Weberstraße hat, wo sich einst auch die Kneipe Finkennest befand. Ziemlich selbstbewusst sagt Ingo Hampf, der neue Pächter, unserer Zeitung: „Wir wollen Stuttgarts schönste Bar eröffnen!“ Dafür habe er einen italienischen Barkeeper gewonnen, der weltweit als Leiter in Hotspots etwa auf Gran Canaria tätig war.

Die neue Bar wird nach einem Lied von Doris Day benannt

Für den Umbau beauftragte Hampf das renommierte Stuttgarter Designbüro Kampe 54, das ein hochwertiges Ambiente schaffen werde. Läuft alles nach Plan, werde man im Mai die Bar eröffnen – unter einem Namen, der an ein Lied von Doris Day erinnert: Easy Street. Für Leichtigkeit soll die Cocktailbar sorgen, die zwar exquisit werden solle, „aber nicht versnobt“. Der frühere Geschäftsführer eines Unternehmens in der Automobilindustrie mit mehr als 200 Mitarbeitern, das er verkauft hat, will sich mit der Bar Easy Street einen Traum erfüllen. Von „Leidenschaft“ lasse er sich leiten und denke nicht nur an den Umsatz.

Zwei künftige Nachbarn freuen sich über den Neuzugang. „Die neue Bar könnte die Weberstraße und das gesamte Viertel beleben“, sagt Jörg Kappler von der Bar Holzmaler. Am vergangenen Woche war er nach der Pro Wein Messe in der Düsseldorfer Altstadt unterwegs. „Dort ist viel mehr los als bei uns“, berichtet er, „in unserer Altstadt beschweren sich die Anwohner sofort über jeden kleinen Lärm – vielleicht ändert sich das ja, wenn sich im Viertel noch mehr Gastro ansiedelt.“

Auch Patrick Witz von der Fou Fou Bar hat keine Angst vor neuer Konkurrenz, sondern baut darauf, dass eine größere Vielfalt die Altstadt noch attraktiver mache. Die Laufhäuser sollten nicht alle aus dem Leonhardsviertel verbannt werden, worüber die Stadt gerade nachdenke, findet Witz. Die Mischung mache doch gerade den Reiz auch als Ausgehviertel aus.