Der Herbst bringt wieder die Lesezeit in Leinfelden-Echterdingen. Mit wilden Texten aber auch Prosa der Schönheit Willen.

Leinfelden-Echterdingen - Wolfgang Herrndorfs Helden pissen in die Hose, haben Blut an den Beinen und befehlen anderen die Klappe zu halten. Schöne Worte sind das nicht. Seine Texte sind wild. „Er schrieb so, wie er gemalt hat“, erklärt Kulturbürgermeister Alexander Ludwig. „Das kann man so sagen“, schiebt Dorothea Veit, Vizeleiterin des Kulturamtes nach. Die Rede ist von dem Autor des Erfolgsromans „Tschick“ und ehemaligen Zeichner der Satirezeitschrift Titanic.

 

Die Geschichte über zwei jugendliche Außenseiter, die mit einem gestohlenem Auto durch Deutschland reisen, ist 2010 erschienen. Herrndorf wurde über Nacht zum Bestsellerautor. Den Erfolg konnte er allerdings nicht mehr lange genießen. Er war krebskrank und starb im August.

Sprecherin Sarah Stukenbrock liest am Sonntag, 29. September, von 11 Uhr an in der Echterdinger Zehntscheuer aus dem Jugendroman. Und liefert damit einen frechen Auftakt zur Reihe Lesezeit LE, die es seit drei Jahren gibt. Musiker der Gruppe big „M“ band bieten unter der Leitung von Albi Hefele den dazu passenden Sound.

Die Stadt und ihre Kooperationspartner wollen wieder Lust aufs Lesen machen und mit ihren Veranstaltungen diesmal vor allem Jungs und das Kind im Mann erreichen. Das macht sich an den Themen und auch an den geladenen Autoren bemerkbar.

So geht es bei der Herbstlese mit Autor Wolfgang Schorlau im Oberaichener Pavillon ebenfalls um eine Freundschaft zwischen zwei Jungen, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Schorlau liest aus seinem aktuellen Roman Rebellen. In eine ähnliche Richtung stoßen Max Tidof und Walter Lang mit ihrem Mark-Twain-Programm in der Filderhalle.

Sachbuchautoren lesen in diesem Herbst für die rund 1100 Schüler aus dem Stadtgebiet. „Weil Jungs eben eher von Sachthemen begeistert sind“, erklärt Sabine Fecke von der Lese-Agentur. Fecke hat der Stadt geholfen, die Literaturschaffenden zu finden. Simak Büchel, Bärbel Oftring und Maja Nielsen werden den Zweit- bis Sechstklässlern nun Geschichten über Forscher und Entdecker, über Natur, Wald und Tiere sowie über das Leben auf anderen Kontinenten erzählen.

Die vielfach ausgezeichnete Autorin Jutta Richter konnte für die Schülerveranstaltungen ebenfalls gewonnen werden. Sie erhielt 2001 den Deutschen Jugendbuchpreis und 2005 den katholischen Kinderbuchpreis. Kinder und Jugendliche können im Anschluss mit den Autoren sprechen. Die Organisatoren hoffen, dass möglichst viele mit dem Lesevirus infiziert werden.

Theater und Krimiabende gehören zur Lesezeit LE. Schulen tragen ebenfalls zu dem Programm bei. So gibt es beispielsweise Vorlesewettbewerbe. Vertreter der Stadtverwaltung, Stadträte aller Fraktionen und Schüler werden Anfang November wieder Gedichte, Balladen und Musikstücke im Echterdinger Gymnasium vortragen. Das Thema in diesem Jahr heißt: „Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein – Texte zu Herbst und Ernte“ frei nach Rainer Maria Rilke. Profisportler aus Ludwigsburg sollen für diesen Abend gewonnen werden. Auch sie bringen dort dann ihr liebstes Prosastück zu Gehör. „Um der Schönheit Willen“, wie Rektor Wolfgang Krause sagt.