Was ist wichtig im Angesicht des Todes? Im Quartiershaus Feuerbacher Balkon wurde erstmals ein „Letzter Hilfe Kurs“ angeboten.

Stuttgart-Feuerbach - Der Erste-Hilfe-Kurs, wie man ihn von der Fahrschule her kennt, rettet Leben. Beim bundesweit angebotenen „Letzte Hilfe Kurs“, wie ihn die Samariter-Stiftung nun auch ins Quartiershaus Feuerbacher Balkon geholt hat, geht es um Lebensqualität für Betagte und Kranke – und um Hilfestellungen für die Angehörigen. Das klingt nach einem bedrückenden Nachmittag, und doch wurde auch viel gelacht.

 

Den Gedanken an den Tod schiebt man gerne von sich. Trotzdem: „Ich möchte vorbereitet sein, wenn es soweit ist“, bringt eine Frau beim Feuerbacher „Letzte Hilfe Kurs“ ihre Motivation auf den Punkt. Wie sie haben einige der Teilnehmer betagte oder bereits schwer erkrankte Angehörige und erhoffen sich nun Informationen. Ein Gast erklärt aber auch, er wolle sich mit der eigenen Endlichkeit auseinandersetzen. So oder so bot der Kurs wertvolle Tipps, dazu vertiefende Broschüren zu allen Themen und das Angebot der Referentinnen Christine Pfeffer und Monika Fingerle, auch telefonisch gerne weitere Fragen zu beantworten.

Sie gehören dem Team „Begleitung zu Hause“ des Stuttgarter Hospizes an, Pfeffer als Leiterin des Ambulanten Pflegedienstes, Fingerle als Koordinatorin. In den vier Kursstunden schlagen sie nun einen weiten Bogen: Vom Nachdenken über die Normalität des Sterbens über das Thema Gesundheitsvollmacht bis hin zu Abschied und Trauer. Dazwischen gibt Monika Fingerle praktische Tipps, wie man das Leiden der Patienten lindern kann, vom richtigen Betten bis zur veränderten Sinneswahrnehmung Sterbender.

Ein nächster Kurs findet am 30. September statt

Wie ist das, wenn man stirbt? Was sind die Anzeichen dafür, „dass sich jemand bald auf den Weg macht?“ Einige würden von einer Unruhe gepackt, andere dämmerten hinüber, erzählen die Fachfrauen. Viele ziehen sich aber auch spürbar in sich zurück: „Diese scheinbare Ablehnung ist natürlich für die Angehörigen schwer zu ertragen“, weiß Pfeffer. Manchmal wirken die Patienten auch verwirrt, sprechen dann mit Personen, die nur sie sehen. „Wer stirbt, steht wie auf einer Brücke, ist noch hier, sieht aber in das hinein, was kommt.“

Ganz im Hier und Jetzt war die Fragestellung, welche Möglichkeiten der Betreuung es gibt zwischen Palliativstation, Hospiz und häuslicher Pflege – und wo die Angehörigen Unterstützung finden. Wer schon einmal in der Situation war weiß, wie sehr man sich zwischen Ärzten, Krankenkassen und der eigentlichen Pflege aufreiben kann. Dass die meisten Menschen zuhause sterben möchten, die Realität oft aber ganz anders aussieht, hatte Pfeffer schon zu Beginn ausgeführt. Andererseits: Viele, die sich völlig ausgebrannt um stationäre Aufnahme ihrer Angehörigen bemühen, wüssten oftmals nicht von den Angeboten, die sie bei der häuslichen Pflege entlasten könnten.

Klar ist: Wer sich um andere kümmern will, kommt nicht umhin, sich Gedanken über seine eigene Sterblichkeit zu machen. „Schreiben Sie auf, wie Sie sterben wollen“, weisen die Referentinnen an. Was ist noch wichtig im Angesicht des Todes: Selbstbestimmung, Teilhabe, Würde, Gemeinschaft? Man müsse seinen Standpunkt immer wieder hinterfragen, sagt Pfeffer: Was man jetzt für absolut unumstößlich hält, kann sich ganz anders darstellen, wenn die Zeit gekommen ist. Und dann geht es noch um das Abschied nehmen. Viele Rituale sind aus unserem Alltag verschwunden, Trauer zu etwas sehr Persönlichem geworden. Das ist durchaus zweischneidig, wie Pfeffer erläutert: „Traditionen können einschränken, man kann aber auch daran entlanggehen wie an einem Geländer.“ Auch hier lautet das Fazit, wie so oft an diesem Nachmittag, dass es kein Richtig oder Falsch gibt.

„Letzte Hilfe Kurse“ werden am 30. September von 14 bis 18 Uhr in der Petrusgemeinde, Gablenberger Hauptstraße 92, angeboten und am 10. November von 16 bis 20 Uhr erneut im Service- und Quartiershaus Feuerbacher Balkon, Kitzbüheler Weg 7.

Weitere Info und Anmeldung unter www.hospiz-stuttgart.de oder Telefon 0711 / 237 410.