Entspannen, pflegen, regenerieren: Wellness erfreut sich großer Beliebtheit. Bei der Reisemesse CMT dreht sich am letzten Wochenende alles darum. Was liegt im Trend?

Wellnessangebote, also Methoden und Anwendungen, die das körperliche, geistige und seelische Wohlbefinden steigern, stehen an den letzten drei Tagen der CMT neben Golf- und Schiffsreisen im Fokus. Dabei geht es in Halle 9 vermehrt um Achtsamkeit, um Rückbesinnung und auch um Prävention. Die Menschen kümmern sich inzwischen mehr um sich, bevor es zu gesundheitlichen Problemen oder einem Burn-out kommt. Das sind die drei größten CMT-Trends in Sachen Wellness.

 

1Bio-Hacking“ mit Eisbäde

Der große Holzzuber am Eingang zur Halle 9 ist nicht zu übersehen. Er spielt eine entscheidende Rolle beim Thema Eisbaden. Die Eiswürfel und das rund 6 Grad kalte Wasser fehlen auf der CMT, aber wer hineinschaut, sieht die eingebauten Bänklein, auf denen die Eisbadenden sitzen, wenn sie sich auf das Abenteuer einlassen. Zwei Minuten dauert die Therapie, die nichts für Warmduscher ist. Zwei Minuten, die laut wissenschaftlichen Erkenntnissen bei wiederholter Anwendung entzündungshemmend, stressmildernd und sogar blutdrucksenkend wirken sowie das Immunsystem verbessern.

„Und es werden wahre Glücksmomente ausgelöst“, sagt Beate Proske, Projektleiterin und Nachhaltigkeitsbeauftragte der Kur- und Bäder GmbH Bad Dürrheim im Schwarzwald. Für das richtige Eisbaden benötigt man die passende Atemtechnik. Langsam atmen, dadurch lässt sich alles steuern. Regelmäßig angewendet – da hilft auch die kalte Dusche zu Hause – fördert es das sogenannte braune Fett und die darin enthaltenen Mitochondrien. Das sind die körpereigenen Zellkraftwerke, die für die Energieproduktion zuständig sind.

Das Eisbaden ist Teil eines neue Trends, des „Bio-Hackings“. Darunter versteht man die wirkungsvolle Verbesserung der menschlichen Biologie mit individueller Selbstoptimierung, indem die Biologie des Menschen genau unter die Lupe genommen und sprichwörtlich „gehackt“ wird. „Wir arbeiten mit neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Schon Pfarrer Kneipp wusste, dass kaltes Wasser gesund sein kann“, sagt Markus Spettel, der Geschäftsführer der Kur- und Bäder GmbH Bad Dürrheim.

2Erlebnis Waldbaden

Schon länger bekannt ist der Trend des Waldbadens, dessen Ursprung in Japan liegt und dort Shinrin-Yoku heißt. Damit wollte das Forstministerium in Tokio die Menschen in den achtziger Jahren anregen, mehr in die Natur zu gehen. Inzwischen gilt die positive Wirkung von regelmäßigen Aufenthalten im Wald als erwiesen. Studien haben den stimmungsaufhellenden Einfluss von Phytonziden untersucht. Die organischen Verbindungen, die Pflanzen ausströmen, sollen den Blutdruck und die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol senken. Auch unter den Deutschen gibt es immer mehr Waldbadende. Spazieren gegangen ist man zwar immer schon, aber jetzt tut man es angeblich viel bewusster.

Zu den Experten in Sachen Waldbaden gehören auch Thomas Müller und Jasmin Schlimm-Thierjung von der Deutschen Akademie für Waldbaden und Gesundheit in St. Martin, die erstmals auf der CMT vertreten sind. Sie bieten mehrtägige Kurse für diverse Ausbildungen an. Waldbaden-Begleitende für Hotel und Tourismus gehören ebenso dazu wie Kursleiter für Senioren oder die Ausbildung zur Natur-Resilienz-Trainerin.

Jasmin Schlimm-Thierjung und Thomas Müller zeigen auf der CMT unter anderem, wie sich verschiedene Waldböden anfühlen. Foto: Lichtgut/

Doch was macht für Müller das Waldbaden aus? „Ganz wichtig ist für die meist gestressten Menschen, dass man erst einmal in Langsamkeit und Stille kommt. Erst dann ist man auch bereit für die Übungen im Wald“, sagt er. Gerade der Weg zur Langsamkeit sei für viele sehr anstrengend. In den Wald hineingehen vergleicht er gerne mit einer Einkehr zu sich selbst. An dem ansprechend gestalteten Stand kann man einen Barfußparcours testen und sich inspirieren lassen.

3Ayurveda-Reisen für Senioren Ayurveda, die Wissenschaft vom Leben, ist schon länger Bestandteil beim Thema Achtsamkeit. Massagen sind dabei die Seele der ayurvedischen Anwendungen: Sie sollen Giftstoffe im Körper lösen, die dann auf natürlichem Wege abgeführt werden, und auch die Ernährung wird auf den jeweiligen Typ abgestimmt. Angebote dazu gibt es schon lange. Auch auf der CMT. Aber Martine Schnitzer aus Engstingen hat mit ihrem Projekt „Landscape“ eine Nische entdeckt. Sie bietet begleitete Reisen in kleine Ressorts nach Indien an. „Vor allem bei älteren Menschen über 70, die sich das sonst nicht mehr trauen würden, wird das Angebot sehr gut angenommen“, sagt sie. Zu ihrem Programm zählen auch Reisen für Frauen nach Indien.

Martine Schnitzer an ihrem Ayurveda-Stand auf der CMT auf der Landesmesse Foto: Lichtgut