Nabu-Experten der Ortsgruppe Winnenden gehen mit Interessierten im Steinbruch in Weiler zum Stein auf Fledermaus-Pirsch.

Leutenbach - Abenddämmerung im ehemaligen Steinbruch in Weiler zum Stein: Trotz Nieselregen versammeln sich einige Interessierte, die mit Werner Fleischmann und Andreas Hurlesbaus von der Nabu-Gruppe Winnenden Fledermäuse aufspüren wollen. Vor allem vier Arten der nachtaktiven Tiere können in dem rekultivierten früheren Werksgelände der Firma Klöpfer beobachtet werden: Zwerg-, Wasser- und Breitflügelfledermäuse sowie Große Abendsegler – sofern der Regen nicht stärker wird. „Bei Starkregen fliegen keine Fledermäuse, weil dann auch keine Insekten unterwegs sind. Momentan ist es grenzwertig“, sagt Fleischmann mit Blick auf den anhaltenden Nieselregen.

 

Aber die Jagdzeit der fliegenden Säugetiere beginnt auch erst. „Nur den Großen Abendsegler kann man, wenn Ameisenflug ist, auch schon am späten Nachmittag gegen 16 Uhr beobachten“, erklärt Hurlebaus. Während die beiden Fachmänner zunächst Wissenswertes über die Lebensweise von Fledermäusen vermitteln, halten manche der Teilnehmer nebenbei Ausschau, ob sie schon einen der Flattermänner entdecken können. „Da war eine“, sagt eine Frau, die sich sicher ist, etwas am sich zusehens verdunkelnden Himmel vorbeihuschen gesehen zu haben. „Das war vermutlich eine Zwergfledermaus. Die sind bereits in der Dämmerung unterwegs“, meint Hurlesbaus. Daraus, wann und wo man eine Fledermaus entdecke, ließen sich bereist erste Rückschlüsse auf ihre Art ziehen, erläutert der Experte.

Die nachtaktiven Säugetiere verfügen über erstaunliche Fähigkeiten

Doch egal ob Zwergfledermaus, die mit einem Gewicht von nur fünf Gramm und der Größe einer Streichholzschachtel zu den kleinsten der Flattermänner gehört, oder Großes Mausohr, die größte heimische Fledermausart mit 28 bis 40 Gramm Gewicht, der Jahresrhythmus ist bei allen der gleiche: Im Frühjahr verlassen sie ihr Winterquartier – meist Höhlen oder Kellern. Im Frühsommer kommen dann die Jungen zur Welt, die von ihren Müttern in große Kolonien etwa in alten Dachstühlen, Wochenstuben genannt, groß gezogen werden. Jetzt im Spätsommer wird der Fledermausnachwuchs flügge und die Begattungszeit beginnt. Dabei gebe es eine „tolle Einrichtung der Natur“, sagt Hurlebaus: „Die Weibchen können den Samen der Männchen über den Winter in sich aufbewahren und erst im Frühjahr kommt es dann zur Befruchtung.“

Zudem weiß er noch von anderen erstaunlichen Fähigkeiten der Nachtschwärmer zu berichten: „Es gibt ein unglaubliches Spektrum an Herzfrequenzen, mit dem Atem ist es genauso.“ So könne ein Fledermausherz nachts bei der Jagd bis zu 1110 Mal pro Minute schlagen. „Tagsüber beim Schlafen sind es dagegen 450 Schläge und im Winterschlaf nur vier.“

Mit einer naturnahen Gartengestaltung kann man etwas für Fledermäuse tun

Wer solche körperliche Höchstleistungen im Flug erbringt, braucht einiges an Energie und entsprechend Nahrung. Diese finden Fledermäuse indes nicht nur im Weilermer Steinbruch, auch in naturnah gestalteten Gärten könne der Tisch für sie reich gedeckt sein, erklären die Fachmänner – sofern dort Pflanzen wachsen, die vor allem nachts mit ihren Blüten und ihrem Duft Insekten anlockten, wie etwa das Echte Geißblatt, Wegwarte oder Borretsch. Wer Fledermäusen etwas Gutes tun wolle, könne ihnen zudem Rückzugsorte zum Schlafen am Tag zur Verfügung stellen.

Inzwischen ist es stockdunkel. Mit Taschenlampen und Fledermausdetektoren geht es auf die Suche am Teich im Steinbruch. Ein knatterndes Geräusch ist zu hören. Hurlesbaus Detektor zeigt den Ultraschallruf einer Wasserfledermaus an. Die Teilnehmer versuchen sie zu erspähen. Doch nur Falter sind in den Lichtkegeln ihrer Lampen zu sehen. Der Regen verstärkt sich. Die Detektoren schweigen. Offenbar warten die Fledermäuse auf besseres Wetter – die Nacht ist ja noch lang . . .