Vor zwei Wochen haben wir über den Mythos Lieblingsitaliener geschrieben - hier kommt die Fortsetzung. Wo gibt es extra scharfe Nudeln, wo schmeckt der Wein besonders gut und wer denkt an die Bambini? Unsere Gastro-Experten verraten, wo ihnen Pizza und Pasta am besten schmecken.

Lokales: Matthias Ring (mri)

Stuttgart - Unsere Gastro-Experten verraten, wo ihnen Pizza und Pasta am besten schmecken.

 

Villa Rustica (Matthias Ring)

Was für ein Glück, dass dieser Italiener für mich nicht nur der nächste ist, denn von der Pizza (auch zum Mitnehmen und eine der besten der Stadt) über besondere Pasta bis hin zum großen Menü wird man im – nomen est omen – edelrustikalen Ambiente gut versorgt. Ist hier eine Ehrensache und Familienangelegenheit: Die sonore Stimme des Chefs Roberto Madeddu ist überall, in der Küche werkeln die Frau und der Schwager, der eine Sohn steht am Holzofen, der andere ist samt Freundin und Tante im Service. Und obwohl es selbst mittags immer gut besucht ist, bekomme ich – ohne als Gastrokritiker bekannt zu sein – immer einen Platz. Bislang.

Il Pomodoro (Frank Armbruster)

Eigentlich ist das Il Pomodoro am Wilhelmsplatz immer voll, und im Sommer, wenn auch die Terrasse voll besetzt ist, kann es sein, dass man schon mal 45 Minuten auf die Pizza warten muss. Aber wenn sie dann kommt! Mit dem dünnen Boden, der die Aromen des Belags in sich aufgesogen hat, schon leicht angedunkelt von der Holzofenhitze, umgeben von einem knusprig-zarten Rand mit feinem Hefegeschmack. Dazu ein frisch gezapftes, naturtrübes Pils und für die Kinder eine Apfelschorle – mehr braucht es nicht fürs kleine, dazu preisgünstige Glück. Das „Pomi“ bringt einen Hauch Napoli nach Stoccarda: ein ebenso quirliger wie herzlicher Familienbetrieb ohne schnöselige „Prego“-Kellner, in dem man sich selbst beim größten Trubel nicht aus der Ruhe bringen lässt.

Capretto (Lukas Jenkner)

In einem schiefen Häuschen in der Spreuergasse in Bad Cannstatt kocht und serviert Dino Andretti familiär-rustikal die „wahre italienische Küche“, wie er sagt. Für den Gast bedeutet dies eine kleine, feine Karte, die alle zwei Wochen wechselt und eigene Klassiker aufweist. Wer sich im kleinen Gastraum (Reservieren!) niederlässt, sollte bei Gelegenheit das Rote-Bete-Carpaccio mit Ziegenfrischkäse probieren, von den Primi Piatti lohnen sich die Taglierini mit Steinpilzen, Pfifferlingen oder Trüffeln. Glücklich darf sich schätzen, wer das Lammfilet an Balsamicosoße auf der Karte findet. Dies alles im Sommer im kleinen Garten hinterm Haus, und es beschleicht mich der Gedanke: Besser geht’s nicht!

Zum alten Fritz (Eva Drews)

Mein Lieblingsitaliener ist mein Lieblingsitaliener, obwohl es in dem alten Gewölbe laut ist, man selten spontan einen Tisch kriegt und ich mir seinen Namen einfach nicht merken kann. Friedrich der Große? Fridericus Rex? Nein! Zum Alten Fritz heißt das Ristorante in Tübingen, in dem es Steinofenpizza aus duftendem Teig mit blasigem Rand und leicht mehligem, knusprigem Boden gibt – zubereitet von einem virtuosen Pizzaiolo. Wo öfter Gerichte mit frischer Salsiccia auf der Karte stehen – über deren Fenchelaroma für mich einfach nichts geht. Wo man frische, cremige Spaghetti Carbonara als Kinderportion ordern kann. Und wo die freundliche Familie Spanó Lebensmittel wie die calabrische Nduja hochhält, die es noch nicht in jedem Supermarkt gibt. Kurz: tolle italienische Küche für Bauch und Seele. .

Oggi (Kathrin Haasis)

Allein die Weinkarte! Schon wegen dieser Auswahl muss ein Weinliebhaber ein Fan vom Oggi sein. Erstens sind darauf die Top-Weingüter Italiens versammelt. Zweitens steckt man nach einer Bestellung nicht knietief im Dispo. Eine Flasche Promis von Starwinzer Angelo Gaja kostet im Laden 30 Euro, im Oggi 50 Euro. Ein Schnäppchen! Andere Gastronomen verdreifachen den Preis. Das Oggi gilt zwar als Edelitaliener, aber die Leistung stimmt. Das Essen ist gut, weil es die Zutaten sind. Zehn Euro für Tagliatelle mit Steinpilzen sind nun wirklich nicht übertrieben, soviel bezahlt man im Supermarkt nur für die Pilze. Und schließlich bekommt man noch einiges fürs Auge geboten: eine schicke Einrichtung etwa und jede Menge illustre Gäste.

Da Fabio (Markus Klohr)

Für manche sind es die Bruschetta, manche schwören auf die einmalige Atmosphäre, die unglaubliche Pizza oder die nette Bedienung bei ihrem Lieblingsitaliener. All das gibt es bei Fabio auch. Aber für mich macht die Schärfe den Unterschied. Als Gourmet, der auch höhere Scoville-Werte in der Pasta Arrabiata zu schätzen weiß, bin ich leidgeprüft. Wenn ich beim Bestellen „bitte extra scharf“ hinzufüge, kriege ich hinterher etwas, das Spuren von Chili enthalten kann. Nicht so bei Fabio. Hier gibt der Koch alles, hier stimmt auf Wunsch die Schärfe, so dass die Bedienung beim Servieren berichtet, sie habe „in der Küche kurz Atemnot bekommen“. Dafür: Grazie und Arrivederci!

Die Favoriten unserer Leser

Vor zwei Wochen haben wir Sie nach Ihrem Lieblingsitaliener gefragt. Über Facebook haben mehr als 140 Personen mitgemacht, die meisten Nennungen haben mit Abstand das Il Pomodoro am Wilhelmsplatz und seine Ableger im Westen und Süden. Häufig genannt wurden auch das Vesuvio in Feuerbach, das Valle in Mitte, das La Bilancia in Zuffenhausen und das Ristorante Stadio in Fellbach-Schmiden. Einige Leser haben sich auch per Post und Mail an uns gewandt. Wie Uta Zepf, die ihrem Lieblingsitaliener trotz dessen Umzugs die Treue hält. So ist das Insieme zwar nicht mehr um die Ecke in der Werastraße, sondern in Möhringen, aber Uta Zepf ist der Meinung, dass sich der Weg lohnt. Auch weil Chef Vincenzo manchmal Opernarien in der Küche schmettert.