Sie gehören zur Heimatstadt wie die Brezel und die Vorwahl. Ohne sie wäre Stuttgart nur halb so schön. Zu den Lieblingsplätzen gehört auch das Bad Berg.

Stuttgart - Ja, die oben auf der Sonnenterrasse sind nackt. Ist so. Diesen Satz hört man sich immer wieder sagen, gerade wenn man in Begleitung von Menschen das Bad Berg betritt, die zum ersten Mal den Lieblingsplatz betreteten. Aber die da oben liegen ja auch, sind also kaum zu sehen. Ansonsten ist das Bad Berg ganz prima angezogen. Eigentlich wie ein Berliner Hipster nur in echt. Denn das "Neuner" will gar nicht cool sein, das sieht halt so aus. So ein bisschen als hätte man Papis Klamotten von vor vierzig Jahren einfach angelassen und ist jetzt plötzlich voll angesagt mit dem Look. Hat es aber gar nicht richtig bemerkt. Voll retro halt.

 

Da wo andere Freibäder eine Rutsche haben, hat das Bad Berg Charme und eine Treppe. Statt Kinderbecken, Schwimmbecken und Spaßbecken, gibt es hier - tatata - ein Becken. Mit Mineralwasser drin und schlüpfrigem Untergrund. In der Kupferwanne kommt man gerne mal ins Rutschen, man ist dann aber auch schneller im wirklich ziemlich kalten Wasser. Ist dann auch irgendwie, als hätte man die Rutsche genommen. Hier wird kein Wettkampfschwimmen betrieben, hier macht man gemächlich ein paar Züge. Badekappen sind hier genauso zu besichtigen, wie Tattoss.  Es mischt sich so durch und alle fühlen sich wohl. Die Gefahr von einem Fußball als Anspielstation genutzt zu werden ist gleich null, das entspannt ungemein, wenn man sonst mehrfach unfreiweillig in Kontakt mit dem Lederball gekommen ist. "Sorry, war keine Absicht". Nee is' klar. 

Champagner-Stammtisch und Spätzle

Am Kiosk, der eigentlich kein Kiosk ist, sondern etwas zwischen Restaurant und Biergarten, gibt es dann auch nicht die Standard-Pommes mit Currywurst, sondern Linsen mit Spätzle oder auch mal Braten mit Kartoffelpüree. Im Bad Berg kann man also auch richtig essen. Und trinken. Wo gibt es sonst bitte hausgemachte Bowle? Legendär ist auch der Champagner-Stammtisch, der inzwischen gar ein eigenes Schild hat beschriften lassen. Wer allerdings am Champagner-Stammtisch irgendwas zwischen Victoria Beckham und Kate Moss vemutet, der könnte beim Anblick  allerlei sonnenverbräunter Rentner etwas ins Schwitzen geraten. Macht ja nichts, die haben schon ihren Spaß. Nach ein paar Gläsern Champus in der Mittagshitze steigt eben nicht nur die Stimmung. Wer wissen will, wie Umkleidekabinen früher aussahen, der kann sie hier live besichtigen. Die haben ihren Look ganz sicher nicht gewechselt.

Zugegeben Stuttgart hat keinen See. Das fehlt. Meer wäre auch ok. Und Berge sieht man von hier auch nicht. Zumindest keine mit Schnee drauf. Aber so lange es ein Bad gibt, das den See vergessen macht, und den Berg im Namen trägt, kann man darüber an einem Sommerwochenende auch mal ganz gut hinwegsehen.