Auf den Arbeitsplatz kommt es an: Der selbst geschreinerte Goldschmiedetisch hat Marlen Albrechts Berufswahl besiegelt.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Heute hämmert und feilt Marlen Albrecht auf den Holzstufen, auf denen sie als Kind treppauf treppab gerannt ist. Die Schmuckdesignerin hat mittlerweile ihr eigenes Verkaufsatelier im Stuttgarter Süden – und die Planken aus dem Elternhaus sind dort auch zu finden. Allerdings sind sie nicht wiederzuerkennen, denn sie sind zum Goldschmiedetisch mutiert. Dahinter steckt der Vater von Marlen Albrecht, der ihn für die Tochter geschreinert hat nachdem die Holztreppe renoviert worden war.

 

Start in den Beruf

„Ich habe den Tisch zu meinem 16. Geburtstag bekommen“, erzählt sie. „Er war mit einem Tuch verhüllt und vorne war eine Schleife daran. In Papier eingepackt war er nicht“, sagt die Besitzerin mit Blick auf das massive Stück und kichert. Albrecht kommt aus einer kreativen Familie: Der Vater arbeitet mit Holz, die Mutter malt in Öl und schon früh war klar, dass es der Tochter edle Metalle angetan haben. Deshalb war das Geschenk das Rüstzeug für ihre berufliche Zukunft. „Anfangs stand er in meinem Zimmer“, sagt sie. Was diesen Goldschmiedetisch von einem gekauften unterscheidet, sind nicht nur die Hölzer aus dem Elternhaus, sondern er hat einige Raffinessen, die individuell auf Marlen Albrecht zugeschnitten sind: An der Seite hält eine Lederlasche den Ringriegel für Fingerringe, die Minibohrer und Schleifsteine, stecken in einem löchrigen Stück Findelholz. „Und dann hat mein Vater unten noch ein Brett eingezogen, weil er weiß, dass ich beim Arbeiten gerne die Füße aufstelle“, zeigt sie stolz.