Der Lyriker Jan Wagner gilt als neugieriger und sensibler Erkunder des Kleinen. Zu seinen Auszeichnungen gehört der Leipziger Buchpreis. Nun bekommt er den renommierten Georg-Büchner-Preis.

Darmstadt - Für seine „poetische Sprachkunst“ wird der Lyriker Jan Wagner in diesem Jahr mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet. Der mit 50 000 Euro dotierte Preis gilt als wichtigste literarische Auszeichnung in Deutschland. Die Gedichte des in Hamburg geborenen 45-Jährigen „verbinden spielerische Sprachfreude und meisterhafte Formbeherrschung, musikalische Sinnlichkeit und intellektuelle Prägnanz“, begründete die Akademie am Dienstag in Darmstadt ihre Entscheidung. Die Verleihung des Preises ist am 28. Oktober 2017 in Darmstadt vorgesehen. Letzter Preisträger mit Schwerpunkt Lyrik war 2014 Jürgen Becker.

 

Das Werk Wagners, der in Berlin lebt, umfasse Gedichtbände, Essays und Kritiken, Anthologien und Übersetzungen zeitgenössischer englischsprachiger Lyrik. Seine Gedichte seien in rund 30 Sprachen übersetzt worden. „Seine Gedichte erschließen eine Wirklichkeit, zu der Naturphänomene ebenso gehören wie Kunstwerke, Sujets der Lebens- wie der Weltgeschichte, erste Fragen und letzte Dinge“, teilte die Akademie weiter mit. Wagner besitze eine „poetische Sprachkunst, die unsere Wahrnehmung ebenso schärft wie unser Denken“.

Vielseitiges essayistisches Werk

Begleitend zu seinem lyrischen Werk sei ein vielseitiges essayistisches Werk entstanden. Im Frühjahr 2017 erschien laut Akademie die Prosasammlung „Der verschlossene Raum“. Hervorgetreten sei Wagner auch als Übersetzer englischsprachiger Lyrik - darunter von James Tate, Matthew Sweeney, Simon Armitage und Robert Robertson. Zudem habe er von 1995 bis 2003 gemeinsam mit Thomas Girst die Literaturschachtel „Die Außenseite des Elements“ herausgegeben, eine Loseblatt-Anthologie zur zeitgenössischen Weltpoesie. 2015 hatte Wagner für den Lyrikband „Regentonnenvariationen“ den Leipziger Buchpreis in der Sparte Belletristik erhalten.

Im vergangenen Jahr war der Büchner-Preis an Marcel Beyer verliehen worden. Die Reihe der Geehrten ist lang. Zu ihnen zählen auch Gottfried Benn (1951), Erich Kästner (1957), Heinrich Böll (1967) sowie Hermann Kesten (1974) , Friedrich Dürrenmatt (1986), Felicitas Hoppe (2012) und Sibylle Lewitscharoff (2013), Jürgen Becker (2014) sowie Rainald Goetz (2015). Der Namensgeber der Auszeichnung, Georg Büchner, war deutscher Revolutionär und Dramatiker („Dantons Tod“, „Woyzeck“). Der wegweisende Autor des 19. Jahrhunderts starb mit nur 23 Jahren am 19. Februar 1837 im Exil in Zürich an Typhus.