Da sonst für Theater nichts mehr geht, bietet Dein Theater in Stuttgart immer nachmittags Literatur am Telefon an, live gesprochen von Profis. Einfach mal anrufen: 0176 85 13 70 80.

Lokales: Armin Friedl (dl)

S-Ost - Mal wieder ein gutes Gedicht, eine Ballade oder eine Kurzgeschichte hören, vorgetragen vom Profi – das ist ein unerfüllbarer Wunsch in diesen Zeiten. Das gilt sowohl für jene, so was gerne wollen, wie auch für jene, die dies zu ihrem Beruf gemacht haben: Die Schauspieler. Doch da gibt es ja Dein Theater, die Theatertruppe im Stuttgarter Osten, die sich nun wirklich alles mögliche einfallen lässt, um wenigstens etwas Darstellende Kunst unters Volk zu bringen in diesen Zeiten, die mehr von Verboten als von Möglichkeiten geprägt sind. Denn in ihrem Aufführungsraum, dem Wortkino in der Werastraße, dürfte nun auch schon zentimeterdick der Staub auf dem Mobiliar sein, seit Wochen geht da gar nichts. Und Theater im Freien, im Grünen, unterm Baldachin – was im vergangenen Frühjahr noch gestattet war, ist aktuell alles nicht mehr möglich.

 

Bestens bekannte Autoren

Doch es gibt ja noch das gute alte Telefon, und dann wird jetzt eben dies aktiviert. Immer von 15 bis 18 Uhr ist da jemand erreichbar unter unter 0176 / 85 13 70 80. Der Schauspieler Stefan Österle gehört zu denen, die da häufiger drangehen. Die Textauswahl, die ihm da zur Verfügung steht, ist schon enorm. Typisch eben für Theaterleute, bei denen das gesprochene Wort im Mittelpunkt steht. Schiller, Mörike, Hesse, Brecht oder der Hausautor Hans Rasch – das sind alles Autoren, deren Werk Österle und Kollegen aus dem Effeff kennen. Und wer anruft, darf natürlich seine Präferenzen nennen, auch wenn dies keine reine Wunschveranstaltung ist. Österle: „Wir wollen vor allem Spaß und Freude in diesen schwierigen Zeiten vermitteln. Und da wissen wir eben aus Erfahrung, dass sich dazu etliche Texte sehr gut eignen.“ Damit grenzt er dieses Angebot auch ab von einem Sorgen- oder Notfall-Telefon, das überlässt er lieber jenen, die sich darauf professionell verstehen.

Wieder mal Publikumskontakt

„So etwa fünf bis zehn Minuten dauert so ein Telefonat“, erklärt Österle, „das können aber auch mal 20 Minuten werden, wenn wir entsprechend ins Philosophieren kommen.“ Denn da ist auch Mehrwert für die Schauspieler drin: „Wir haben ja jetzt überhaupt keinen Kontakt mehr zu unserem Publikum, dabei leben wir davon. Klar, das Telefon ist alles andere als optimal. Aber das ist jetzt eben das, was möglich ist“. Und den Anrufern wird eben gute und unterhaltsame Literatur angeboten.