Von 29. Juni an sollen die Kindertagesstätten wieder in den Regelbetrieb gehen – nach drei Monaten Corona-Ausnahmezustand. Wie wird das funktionieren? Wir haben mit Kita-Leitern in Stuttgart-Vaihingen und auf dem Fasanenhof gesprochen.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

Filder - Die Vorbereitungen laufen: Von 29. Juni an sollen die Kindertagesstätten wieder den Regelbetrieb aufnehmen, heißt: Alle Kinder sollen wieder täglich in die Kita gehen können. „Für uns war der größere Sprung, die Teilöffnung Mitte Mai hinzubekommen“, sagt Felix Jung, der Leiter der Kita Wichtelpark im Fasanenhof. Die Einteilung der Kinder, der Schichtplan, das Hygienekonzept – all das musste erarbeitet werden. „Jetzt können wir die vorhandenen Konzepte erweitern“, erklärt er, auch am Arbeitsschutz für die Mitarbeiter müsse noch gefeilt werden, sowie an einem Notfallplan – für den Fall, dass es eine Corona-Infektion in der Kita geben sollte.

 

Bisher ist er mit einem Zwei-Schicht-Plan gut gefahren, sagt Jung. „Ich habe hier aber auch ein leistungsstarkes Team, lediglich eine Mitarbeiterin gehört zur Risikogruppe, das macht natürlich viel aus. Da ist es einfach, die Sache anzugehen.“

Kommunikation mit den Eltern ist wichtig

Schwierigkeiten bereitet ihm aktuell die Vorgabe, dass die Kinder zwar wieder in ihren Regelgruppen, diese aber weiterhin voneinander getrennt sein sollen. „Da müssen wir sehen, wie wir das räumlich hinbekommen“, sagt Felix Jung. Beispielsweise bei den Toilettengängen: Aktuell gehen die Gruppen getrennt in den Waschraum, die Toiletten und Waschbecken sind farblich markiert, um zu gewährleisten, dass jede Gruppe nur eine bestimmte Toilette und ein Waschbecken benutzt. „So funktioniert die Separierung“, sagt der Kita-Leiter. „Kommen aber alle Kinder in die Kita, müssen wir sehen, ob das weiterhin klappt.“

Klar ist, dass die Hygieneregeln weiter befolgt werden müssen – also das Abstandhalten im Haus, das Maskentragen für die abholenden oder bringenden Eltern, die Desinfektion der Hände am Eingang. Dass die Landesregierung plant, Testmöglichkeiten für Kinder und Beschäftigte zu schaffen, findet Jung eine gute Idee. „Damit hat man eine gewisse Sicherheit“, meint er.

Gute Kommunikation mit den Eltern ist für Jung wichtig. „Es gibt Eltern, die sind sehr besorgt und fänden es besser, wenn die Kinder in Kleinstgruppen betreut werden“, erzählt er. „Andere Eltern haben einfach keine Wahl, müssen arbeiten gehen und sind daher auf die normalen Betreuungszeiten angewiesen.“

Schwierig findet Felix Jung allerdings die Kommunikation des Landes Baden-Württemberg: „Da werden Dinge verkündet, wie etwa die Teilöffnung oder der Regelbetrieb“, sagt er, „aber die dazugehörige Verordnung mit allen Vorgaben ist noch nicht da“. Dann wollten die Eltern natürlich gleich wissen, wie es weitergehe – „ich kann aber noch nichts dazu sagen, wenn ich nicht weiß, wie die Verordnung lautet“, so Felix Jung.

Ebenso das Thema Geschwisterkinder: „Davon steht nichts in der Verordnung, dabei gibt es die in jeder Kita.“ Problematisch deshalb, weil Geschwisterkinder oft nicht in dieselben Gruppen gehören, wegen des unterschiedlichen Alters. „Kontakt haben sie ja aber zu Hause trotzdem zueinander“, sagt Felix Jung, „die strikte Trennung der Gruppen funktioniert hier also gar nicht“.

Dass der Regelbetrieb wieder aufgenommen werden soll, sieht der Kita-Leiter positiv. „Das ist eine Entlastung für Eltern und Kinder.“ Gerade die sozialen Kontakte für die Kinder seien so wichtig für die Entwicklung. „Ich finde es schade, dass es politisch für diesen Aspekt so wenig Lobbyismus gegeben hat.“

„Es wird Zeit“

„Es wird Zeit, dass alle wiederkommen“, sagt auch Monika Lang, die Leiterin der Kita der Paritätischen Sozialdienste (Pasodi) im Paritätischen Mehrgenerationenzentrum (PMGZ) in Stuttgart-Vaihingen. Die Besprechungen seien im Gange, einige offene Fragen müssten noch geklärt werden. „Jugendamt und Unfallkasse müssen unser Hygienekonzept noch abnehmen“, sagt Lang, und die Gruppen müssten umstrukturiert werden. „Bisher hatten wir zwei Kindergartengruppen, übergreifend – das geht jetzt nicht mehr, sie müssen getrennt sein. Da müssen wir schauen, wie das geht.“ Man müsse auch sehen, wie sich die Hygienevorschriften auf die Selbstständigkeit der Kinder auswirke – „sie dürfen nicht alleine auf die Toilette und das Essen nicht selbst schöpfen. Für die Entwicklung ist das nicht gut.“

Diesmal – anders als bei der Teilöffnung – seien aber die Fristen länger gewesen, die Kitas hätten somit etwas mehr Zeit, um die Vorgaben umzusetzen. „Ich hätte mir gewünscht, dass das immer so läuft“, sagt Monika Lang.

Die Teilöffnung habe letztendlich aber gut geklappt, resümiert Lang. „Die Kinder haben sich riesig gefreut, wieder da zu sein.“ Dabei sei die reduzierte Belegung sicher hilfreich gewesen, meint die Pädagogin, „damit die Kinder erst mal ankommen konnten“. Auch Felix Jung vom Wichtelpark auf dem Fasanenhof sagt: „Die Kinder waren sehr froh, wieder in die Kita kommen zu können.“