Nach fast sieben Monaten Lockdown ist die Außengastronomie in Stuttgart seit wenigen Wochen zurück. Und der Kaffee to stay schmeckte noch nie so gut, wie unser Autor findet. Eine Liebeserklärung an die Außengastro im Kessel.

Stuttgart – Über ein halbes Jahr herrschte in und vor allem vor Stuttgarts Cafés, Bars und Restaurants gähnende Leere. Nichts ging mehr. Im Kessel wurden die Bürgersteige hochgeklappt. Und so bot sich seit November überall das gleiche Bild: verwaiste Bars, Cafés und Restaurants, die höchstens im To-Go-Betrieb am Start waren. Ein Winterschlaf, der bis zum Sommer andauerte.

 

Doch jetzt, fast sieben Monate später, sieht die Welt im Kessel endlich wieder etwas anders aus, und fröhlicher. Denn mit steigenden Temperaturen und sinkenden Infektionszahlen, ist seit nun wieder etwas der Fall, was früher so normal schien und heute so besonders scheint: die Außengastro ist zurück! Die Inzidenzwerte lassen es zu und es darf wieder draußen gesessen, gegessen und getrunken werden. Ein fast schon historischer Moment war dieser erste Tag des Jahres, an dem dies für uns alle wieder möglich war. Die Außengastronomie ist wieder da und auf Stuttgarts Straßen kehrt das Stadtleben zurück. Und nach so vielen Monaten voller Coffees to go schmeckt der Kaffee aus einer richtigen Tasse, to stay, einfach so viel besser.

Ein noch etwas surreales Bild 

Dass eine Stadt ohne Gastronomie ziemlich trist wirken kann, dass essen gehen ein unglaublich soziales Event und die Lieblingsbar um die Ecke mehr als nur ein Ort mit Drinks ist, haben wir in den letzten Monaten vermutlich alle irgendwie gelernt. Und so ist es jetzt noch ein etwas surreales Bild, wenn am Hans-im-Glück-Brunnen in Stuttgart-Mitte endlich wieder etwas los ist, wenn man über die Tübinger Straße oder durch den Stuttgarter Westen läuft und dort wieder Menschen vor den Cafés und Restaurants Platz nehmen. Egal, wo man sich in Stuttgart momentan befindet, überall sitzen die Menschen draußen. Außer sintflutartige Regenfälle suchen den Kessel heim und verhageln der Außengastro im wahrsten Sinne das Geschäft, aber das ist eine andere Geschichte.

Kaffee aus einer richtigen Tasse, Pizza auf richtigen Tellern 

Zwar sitzen in den Cafés, Bars oder Restaurants nur Menschen, die getestet, genesen oder geimpft sind (die drei „magischsten Gs“ seit Erfindung der G-Klasse), zwar ist alles noch etwas runtergefahren und auf Abstand, doch ein bisschen fühlt sich alles wieder nach Normalität an. Fast wie früher. Und wer hätte jemals gedacht, dass ein professionell zubereiteter Kaffee in einer richtigen Tasse so besonders sein kann, dass eine Pizza auf richtigen Tellern und eine Weinschorle in einem richtige Glas so viel Euphorie auslösen können? What a time to be alive!

Ti Amo, Außengastro!

Und so sitze ich draußen in einem Café in der Tübinger Straße, Premiere in diesem Jahr. Es ist warm, die Sonne taucht den Innenhof in ein angenehmes Licht. Ich hocke da, trinke mit ein paar Freunden ein paar Aperol Spritz (schließlich ist ja Sommer), das Leben ist gut. La Dolce Vita im Kessel ist zurück, zumindest ein bisschen. Und während wir da sitzen, tauchen immer wieder bekannte Gesichter auf. Menschen, die man „vor Corona“ auch immer hier gesehen hat. Es ist ein bisschen als hätte man die Zeit angehalten und jetzt wieder vorsichtig auf „Play“ gedrückt. In der Zwischenzeit ist sehr viel und gleichzeitig auch nichts passiert, und es gab super viel Bananenbrot. Die Leute an den Tischen scheinen zu strahlen, wohlwissend, dass die Pandemie natürlich noch nicht vorbei, aber ein bisschen normales Leben im Kessel zurück ist. Was so ein Getränk aus einem richtigen Glas und das zusammen an einem Tisch sitzen alles ausmachen kann kann. Ti Amo, Außengastronomie! Auf hoffentlich noch viele Stunden mit euch. Cheers!