Toncar verteidigt Aus für Jamaika und erhält bei der Basis Zuspruch.

Leonberg: Thomas Slotwinski (slo)

Altkreis Leonberg - Selbst am Nachmittag ist Florian Toncar noch aufgewühlt. „Da war nichts mehr zu holen“, sagt der FDP-Abgeordnete aus dem Wahlkreis Böblingen, den unsere Zeitung zwischen zwei Sitzungen ans Telefon bekommt. „Es gab in keinem Feld ernsthafte Perspektiven, geschweige denn Einigungen.“ Vielmehr hätten am Sonntag 237 Dissenspunkte bestanden.

 

Der 38-Jährige weiß, wovon er spricht: In den wichtigen Arbeitsgruppen für Finanzen und Europa hat Toncar bei den Sondierungsgesprächen mitgewirkt. Als Parlamentarischer Geschäftsführer seiner Fraktion, war er auch bei den anderen Themen ganz nah dran.

„Ich bin enttäuscht“

„Dass jetzt gesagt wird, man hätte eine stabile Regierung bilden können, ist schlicht irreführend“, sagt der Bundestagsabgeordnete. „Allen Beteiligten war klar, dass es keine gut funktionierende Verbindung geben kann.“ Im Gegenteil: „Nach einer anfänglichen Aufgeschlossenheit auf allen Seiten hat sich im Laufe der vergangenen fünf Wochen eine große inhaltliche Diskrepanz herausgestellt.“

Der Parlamentarier bedauert, dass die Fahrt nach Jamaika im Schiffbruch endet: „Ich bin enttäuscht. Aus dem Besten von allen hätte etwas sehr Interessantes werden können. Aber so hätten wir ein halbseidenes Papier unterschreiben müssen, in dem Bewusstsein, dass über kurz oder lang Murks herauskommt.“

Rückendeckung bekommen die Berliner Parteifreunde vom FDP-Kreisvorsitzenden Hans Dieter Scheerer aus Weil der Stadt: „Ich hatte gehofft, dass es klappt. Es ist schade, aber die Unterschiede sind einfach zu groß.“ Vor allem langfristig hätte Scheerer Probleme erwartet: „Selbst wenn es jetzt Kompromisse gegeben hätte: Spätestens beim nächsten strittigen Thema wären in der Regierung die kontroversen Debatten wieder losgegangen.“

„Man muss die Reißleine ziehen“

Auch der Leonberger FDP-Stadtrat Jochen Flegl hätte mit Turbulenzen während einer Jamaika-Regierung gerechnet: „Bei aller politischen Verantwortung: Wenn der Dissens zu groß ist, muss man die Reißleine ziehen.“ Dass seine Partei von Anfang an kein Interesse an einer Lösung gehabt hätte, hält Flegl aber für „kapitalen Unsinn.“