Der VfB Stuttgart II, die Stuttgarter Kickers oder auch der TSV Steinhaldenfeld: Wie es im Lokalfußball läuft, erfahren Fans auf der Seite von Kicks-S.de

Stuttgart- Folgt man Philipp Maisel auf Twitter (@el_pibe12) stellt man schnell fest, dass er einen vollgepackten Tag ganz im Auftrag der bekanntlich schönsten Nebensache der Welt hat und in der lokalen Fußballszene bestens vernetzt ist. Seit März 2011 berichten Philipp und sein Team auf der Online-Plattform Kick-S.de, also „kick Stuttgart“ und nicht „kick ass“, neben den Kickers und dem VfB II ausschließlich über die unzähligen Amateurvereine der Landeshauptstadt.

 

Neben dem Spielberichten, die von Usern eingereicht werden, liefern die festen Autoren mit journalistischer Ausbildung Interviews mit Offiziellen, Reportagen über das derzeit große Thema Pryotechnik oder Stadion-Checks ab.

Kick-S.de hat eine Lücke geschlossen und kommt gut an: Bis zu 3000 Mal wird die Seite pro Tag besucht. Und nicht nur das: Auf dem Lokalsender Pier111.TV hat man in diesen Tage die eigene Sendung „Gleiche Höhe“ reaktiviert. Philipp Maisel empfängt bei dem halbstündigen Talk einen Gast aus der Fußballszene. Beim Relaunch saß Roland Eitel, medialer Berater von Joachim Löw, Jürgen Klinsmann, Hansi Flick und Mesut Özil auf dem Talk-Sessel.

Stadtkind sprach mit Philipp über sein Portal, die zweite Mannschaft vom VfB und die WM-Reise nach Brasilien.

Kick-S.de wurde wahrscheinlich aufgrund mangelndem Angebot gegründet?

Philipp: Richtig. Wir haben die Seite deswegen ins Leben gerufen, weil wir gesehen haben, dass es überall in Deutschland derartige Portale schon gibt – wir haben das Rad nicht neu erfunden – nur in Stuttgart eben nicht. Ich habe früher bei Vaihingen-Enz gekickt. Da hat die Lokalzeitung nichts zu schreiben und vier Tage die Woche das Blatt mit Lokalsport gefüllt. Da kriegst du alles mit, hier im Kessel aber nicht. Die großen Stuttgarter Blätter drucken nur ein paar Ergebnisse und Tabellen ab und das war´s.

 

Wie groß ist ungefähr das Potential in der Landeshauptstadt?

Philipp: Alles in allem, also aktive Spieler, Vereinsmitglieder und die Zuschauer, circa 60.000 Personen. Und die haben keine zentrale Anlaufstelle, kein zentrales Portal, wo Informationen, Kader, Spielberichte usw. präsentiert werden. Und deswegen haben wir Kick-S.de gegründet.

 

Sprich, ein Spielbericht wie zum Beispiel der von der Partie SSV Zuffenhausen : TSV Steinhaldenfeld wird wirklich gelesen.

Philipp: Auf jeden Fall. Unsere zugriffsstärksten Tage sind Sonntag, Montag und Dienstag, wenn die ganzen Amateur-Spielberichte hier eintrudeln.

 

Das sind jede Woche immens viele – wir schafft ihr das?

Philipp: Wir alleine natürlich nicht. Man kann bei uns kostenlos ein User-Konto erstellen und die User können die Berichte selbstständig einstellen.

 

Die Artikel sind also überwiegend von Usern?

Philipp: Das ist komplett User-generierter Content. Wir in der Redaktion kümmern uns um die dritte Liga, sprich Stuttgarter Kickers, VfB II und die zweite Mannschaft von den Kickers. Bei den Amateurvereinen machen einige Leute ehrenamtlich die Pressearbeit oder eben die Zuschauer schicken uns einen Bericht.

 

Ihr schaut dann gar nicht mehr drüber?

Philipp: Doch, natürlich haben wir eine gewisse Sorgfaltspflicht. Wir lesen alles gegen. Und das ist richtig Arbeit. Bevor der Artikel online geht kümmern wir uns zunächst um das Notwendigste, wie Grammatik, Rechtschreibung, und Zeichensetzung. Wenn das passt, machen wir nichts mehr dran. Aber in manchen Fällen muss man noch mehr nachpolieren. Und natürlich müssen wir darauf achten, dass z.B. keine Beleidigungen drin stehen, denn wir sind dafür schlussendlich presserechtlich verantwortlich.

 

Wie hab ihr euch gerade in der ersten Zeit einen Namen gemacht, damit auch Content da war?

Philipp: Wir mussten ganz schön bluten am Anfang. Das dauerte eine Weile. Man muss persönliche Kontakte aufbauen, wir waren auf vielen Plätzen und haben Werbung gemacht, beziehungsweise machen es immer noch mit. Mittlerweile kriegen wir von über 50 Prozent der städtischen Vereine Inhalte geliefert, nicht von allen Mannschaften, meist von der aktiven ersten Mannschaft. Auf Kick-S.de findet aber auch Kinder- und Jugendfußball statt.

 

Wie viele Vereine gibt es eigentlich in Stuttgart?

Philipp: Vereine sind es knapp 60 und alles in allem kann man inklusive Jugend von aktiven 350 Teams ausgehen. Das ändert sich aber in jeder Saison, Mannschaften werden zurückgezogen und neue Vereine werden gegründet.

 

Neben der gesamten Koordination und Organisation von Kick-S.de ist dein Steckenpferd die zweite Mannschaft vom VfB. Du bist auch Fan von der Mannschaft?

Philipp: Ja klar. Vom VfB allgemein. Ich bin in Bad Cannstatt geboren. Früher war ich noch mehr bei Auswärtsspielen von der ersten Mannschaft, aber das hat etwas nachgelassen.

 

Wie ist konkret die aktuelle Lage vom VfB II?

Philipp: Gut! Überragend, muss man ganz ehrlich sagen. Ich hätte es nicht gedacht, und auch der Trainer nicht, mit dem ich erst jetzt ein großes Interview geführt habe, dass sie so gut da stehen. Es ist eine sehr, sehr junge Truppe, es sind nur drei Spieler über 23 dabei, und es herrscht eine sehr hohe Fluktuation im Kader, weil immer Spieler nach oben abgegeben werden und von unten welche geholt werden. Dass man unter solchen Umständen auf dem siebten Platz steht ist schon eine Ansage.

 

Spricht das auch für eine rosige Zukunft der ersten Mannschaft?

Philipp: Auf jeden Fall. Da können es fünf, sechs Spieler wirklich packen. Im Winter gehen jetzt der Benedikt Röcker und Rani Khedira, bekanntlich der kleine Bruder vom Sami, hoch in die Erste. Die werden ab der Winterpause nur noch bei den Profis trainieren und nur nach unten abgegeben, wenn es für sie keinen Platz gibt und sie auf der Tribüne hocken.

 

Siehst du dich, z.B. auch wegen deiner Leidenschaft für den VfB II, ein bisschen als Bindeglied zwischen Verein und Fans?

Philipp: Ja, kann man schon sagen. Ich bin auch deswegen angetreten, gerade was den VfB II angeht, um diesen Jungs mal ein bisschen mehr Audience zu verschaffen. Die spielen in einem Stadion, in dem sie nicht spielen wollen (GAZI-Stadion, Anm. d. Red.), in der der Gegner oft das drei- bis fünffache an Fans mitbringt. Wenn mal vier bis fünfhundert VfB-Fans da sind ist es wirklich viel. In der Heimtabelle sind sie auch letzter und in der Auswärtstabelle zweiter.

 

Neben der vielen Leidenschaft, die ganz offensichtlich in Kick-S.de steckt, sieht das alles nach einem hohen Zeitaufwand auf. Verdient man damit Geld?

Philipp: Es kommt soviel Geld rein, dass wir unsere ganzen Spesen decken und wir zwei, drei Jungs einen kleinen Fixbetrag bezahlen können. Kick-S liefert z.B. auch die wöchentliche Sportseite an den Stadtanzeiger, wir schreiben für den Kicker und über unseren Merchandise-Shop kommt auch noch etwas rein.

 

Und du lebst davon?

Philipp: Ich investiere zwar den Hauptteil meiner Arbeitszeit in die Seite und es springt auch bisschen was bei rum, aber ich verdiene mein Geld mit anderen Sachen, wie z.B. eben mit Texten für den Kicker.

 

Aber du lebst letztendlich vom Fußball.

Philipp: Ja, das kann man definitiv so sagen.

 

Und in den Sparstrumpf kommt aktuell der eine oder andere Euro für die WM 2014 in Brasilien?

Philipp: Ich versuche es, wenn möglich werde ich fliegen. Karten sind nicht das Problem, die holste dir Vorort, ich hab auch ein, zwei Bekannte, wo ich unter kommen könnte.

 

Karten sind nicht das Problem?

Philipp: Nö, schätze ich nicht. Die machen natürlich immer ein ziemliches Trara daraus, von wegen personalisiert und so weiter, aber im Sommer bin ich auch ohne Karte nach Polen gefahren und habe ein Ticket ergattert. Du musst halt wissen wie (lacht).

 

Langjährige Erfahrung.

Philipp: Richtig.