Das Ehepaar Lavorato ist von Wangen ins Cannstatter Römerkastell umgezogen. Dieses Mal habe die Terrasse, die große Küche und Giuseppes Traum von der eigenen Vinothek zu verwirklichen, zum Umzug verführt, erzählt Sandra Lavorato.

Stuttgart - Leicht zu finden ist das neue Rusticone nicht. Wer denkt, dass die Adresse Naststraße 15a in der Nähe der Naststraße zu finden sein sollte, der irrt: Erst ein Anruf im Ristorante klärt uns auf, dass wir gerade auf die andere Seite des Römerkastells müssen. Dort, gegenüber vom vor wenigen Monaten eröffneten Rewe-Markt, weist uns schnell ein Ape-Kleintransporter mit Werbeaufdruck den richtigen Weg. Er steht auf der künftigen Terrasse des Lokals.

 

Wo einst Pferde untergebracht waren und zuletzt das Technische Hilfswerk Material lagerte, ist jetzt italienischer Stil eingezogen: Die Klinkerfassade ist von raumhohen Fenstern unterbrochen, drinnen lockt auf der einen Seite eine von gläsernen Wänden umschlossene Vinothek und ein großer Gastraum, der mit exquisitem Geschmack eingerichtet ist: weißblaue Bodenfliesen dominieren im Zentrum, eine fragile LED-Lichtwolke und blumige Sofas schaffen angenehme Kontraste. Der Raum hat aber einen Nachteil: Es ist nicht gerade leise.

Der Traum von der eigenen Vinothek

Nach 13 Jahren sind Sandra und Giuseppe Lavorato vor wenigen Wochen von der wenig romantischen Wangener Kesselstraße ins historische Gebäude am Römerkastell umgezogen. 13 Jahre hatte es das italienisch-kroatische Paar zuvor auch schon in Kemnat ausgehalten. Dieses Mal habe nicht zuletzt die Terrasse, die große Küche sowie die Möglichkeit, sich bei der Einrichtung auszutoben und Giuseppes Traum von der eigenen Vinothek zu verwirklichen, zum Umzug verführt, erzählt Sandra Lavorato.

Im Kontrast zum innovativ-urbanen Ambiente steht die Speisekarte, die auf silberner Folie gedruckt die Standards der italienischen Küche bietet und weitgehend unverändert mit umgezogen ist: Minestrone, Carpaccio, Pizze, diverse Nudelgerichte, verschiedene Scaloppine und Rinderfilets. Dazu kommen Tagesgerichte, die an der gläsernen Wand notiert sind: vor allem Fisch.

Das Tagesnudelgericht ist köstlich

Wir genehmigen uns zur Vorspeise eine sehr reelle Pizza mit großartiger scharfer Salami (9,50 Euro) – nur der Teig könnte mehr Salz vertragen. Köstlich ist das Tagesnudelgericht Strudel mit Ricotta, Spinat und feiner Tomatensauce (8,50 Euro). Es folgt gegrilltes Doradenfilet mit knuspriger Haut, aber etwas trockenem Fleisch (20,80 Euro) und zarte Saltimbocca alla Romana (20,50 Euro) in buttriger Sauce. Dazu kommt eine Platte knackiges Gemüse für beide. Schnörkellos – aber ehrlich.

Zum Dessert probieren wir sowohl die Zabaione „per due“ (saftige 15 Euro) als auch das Tiramisu (sechs Euro) – beides köstlich, aber vor allem der feine Weinschaum macht in prosaischen Schälchen nichts her. Ambiente und Speisenpräsentation passen nicht recht zusammen, zumal das Preisniveau mehr verspricht. Lavoratos selbst sind unzufrieden, dass im größeren Lokal der persönliche Kontakt leidet – in der Tat ist der Service eher knurrig und knapp. Aber das spielt sich sicher noch ein.

Die Bewertung:

Küche***+ ½ Stern

Service***

Ambiente****

***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.