Vom Deutscher Meister der Jungköche zum Koch in den Schwabenstuben: Seit Mitte Oktober kocht Alexander Neuberth in dem Restaurant in Freiberg am Neckar. In der Küche setzt er auf Klassiker.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Stuttgart - Alexander Neuberth muss ein glücklicher Mann sein. „Es ist mein Traumberuf, definitiv“, sagt der 26-Jährige über seinen Job. Und nun hat er sich noch einen weiteren Traum erfüllt: den Schritt in die Selbstständigkeit. Seit Mitte Oktober kocht der Stuttgarter in den Schwabenstuben in Freiberg am Neckar. Nicht nur gut-, sondern fein-bürgerliche Gerichte verspricht er in dem Stadthallen-Restaurant am Marktplatz. Er geht seinen Beruf schließlich ambitioniert an, wurde vor drei Jahren Deutscher Meister der Jungköche und schloss seine Lehre im mit einem Michelin Stern dekorierten Restaurant Burg Staufeneck ab. Als Sous-Chef arbeitete er zuletzt im Stuttgarter Restaurant 5 und dann in der Krone Waldenbuch.

 

Auch der Zwiebelrostbraten fehlt nicht

„Wir wollen wieder einen Treffpunkt daraus machen“, sagt Alexander Neuberth über das Ziel für die Schwabenstuben, das er sich mit seiner Lebensgefährtin Pia Thorschmidt gesteckt hat. Erreichen will er es vor allem mit grundsoliden Gerichten wie Tafelspitzsülze (10,90 Euro) oder Pilzcremesuppe (5,90 Euro) zur Vorspeise und mit fleischlichen Klassikern wie Wurstsalat (8,50 Euro), Wiener Schnitzel (19,80 Euro) oder Cordon bleu mit Pommes frites (16,80 Euro). Ein veganes Gemüsepfännle mit Zwiebelmarmelade für 13,80 Euro findet sich aber ebenso auf der Karte wie ein gebratener Zander auf Filderkraut mit Schupfnudeln für 18,80 Euro.

Auch das schwäbische Leibgericht Zwiebelrostbraten fehlt nicht. Für die große Portion mit Maultasche und Spätzle ist der Preis mit 18,80 Euro relativ klein. Während die Qualität bei den Produkten auch stimmt, ist die Ausführung allerdings noch nicht ausgefeilt. Zum Beispiel die maschinell erstellt wirkenden Spätzle, die fast so breit wie Bandnudeln sind und damit bei aller Liebe zu überdimensioniert. Oder die Maultasche, deren Spinatfüllung durch Geschmacksstärke überzeugt, deren Hülle aber eindeutig ausgetrocknet ist. Überhaupt Trockenheit: das Thema zieht sich durch das Essen. Der Braten war ein Tick zu lang auf dem Herd – was gleichermaßen für den Hirschrücken (22,80 Euro) gilt. Die wunderbar fruchtige Soße mit Wacholderbeeren und Pilzen macht das Manko zwar wieder wett. Doch das Brezelknödelsoufflé, das seine Luftigkeit vermutlich durch das Aufwärmen verloren hat, lässt sich damit auch nicht mehr aufpeppen.

Weinangebot legt Fokus auf die Region

Dafür versöhnen die schön kross gebackenen Apfelküchlein mit Vanille-Calvados-Eis (6,80 Euro). Das Weinangebot konzentriert sich vorbildlich auf die Region – mit dem Forsthof in Steinheim an der Murr und dem Heilbronner Amalienhof. Im mit dunklem Holz modern eingerichteten Restaurant wird der Gast vom Service gut umsorgt. Die Voraussetzungen stimmen, um die Stadthalle wieder zu einem Treffpunkt zu machen. Mit seiner Sterne-Erfahrung wird Alexander Neuberth die Anlaufschwierigkeiten sicher meistern.

Schwabenstuben , Marktplatz 5, Freiberg am Neckar, 0 71  41/7 50 37. Geöffnet Dienstag bis Sonntag 11.30 bis 14 Uhr und 17.30 bis 22 Uhr, www.restaurant-schwabenstuben.de

Die Bewertung:

Küche ***

Service ***

Ambiente ***

***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.