In einer ehemaligen Tankstelle in der Jägerstraße wird eine Bar mit einem Lokal gekreuzt.

Stuttgart - Dem Phänomen der Superschanke kann man sich vielleicht mit den Worten der englischen Komikergruppe Monty Python nähern: „And now for something completely different!“ In vielerlei Hinsicht ist die Superschanke, ein Hybridkonzept aus Bar und Restaurant, eben etwas anders als ein gewöhnliches Lokal. Die Gäste sitzen in einer ehemaligen Agip-Tankstelle in der Jägerstraße, getafelt wird in der früheren Autowaschanlage.

 

Ausgedacht haben sich das ganze Bastian Sommer (Das Unbekannte Tier, Bravo Charlie) und Hilmi Sögut, am Herd steht ein alter Bekannter aus der Stuttgarter Gastroszene: Thomas Labusch hat unter anderem die 36 Kammern der Shaolin und das Muhammad Ali mit ungewöhnlichen Kochideen bereichert. Und mit etwas anderen Speisekarten.

In der Superschanke ist er sich treu geblieben, drei Vorspeisen stehen zur Auswahl. Los geht’s mit einem „Wu Tang Motherfucker“ (sieben Euro). Dahinter verbirgt sich eine Essenz vom Bressehuhn mit Ingwer und Zitronengras. Die Suppe ist ein fruchtiger Auftakt, regt den Appetit an, macht neugierig auf mehr. Zum Beispiel darauf, was es mit dem Gericht „Neulich in Bernhausen“ (9,50 Euro) auf sich hat. Neulich in Bernhausen also, da „irrte eine Ziege über die Felder des Keltenhofs und vertilgte mit wachsender Begeisterung die sorgsam gehegten Wildkräuter“, steht in der Labusch’schen Kurzgeschichte auf der Karte.

Kein Ort für die turtelnde Zweisamkeit

Um es auf den Punkt zu bringen: der Ziegenkäse hat einen wunderbaren Schmelz, der Serranoschinken ist kross, und die Wildkräuter besitzen jene herbe Würze, die der andernorts mitunter lieblos auf den Teller geworfenen Salatbeilage oft fehlt. Im mehrwöchigen Rhythmus tauscht Thomas Labusch die Gerichte auf der Karte aus, sein Schwerpunkt liegt dabei im mediterranen Raum, und er folgt mit seiner Philosophie dem kulinarischen Zeitgeist: „Ich mache klassische handwerkliche Küche ohne Pülverchen mit guten Produkten.“

Das schmeckt man an diesem Abend, auch beim Hauptgang: beim Bressehuhn aus dem Ofen mit eigenem Saft, Kirschtomaten und Kartoffel-Pinienkern-Dublonen (19,50 Euro) überzeugt in erster Linie die reduzierte Sauce, die eben „ohne Pülverchen“ hergestellt wurde und deswegen eine enorme Intensität entfaltet. Solide fällt zum Schluss das Panna cotta mit einer fruchtigen Umrahmung aus (sechs Euro).

Wer in der Superschanke abends essen will, der muss ein paar Spielregeln beachten: Dinner gibt es nur montags bis mittwochs – und für turtelnde Zweisamkeit ist die einstige Tankstelle definitiv der falsche Ort: Der Raum ist klein, die Gäste werden bunt zusammengesetzt – dabei werden keine Extrawürste gebraten. Dafür kann der Gast Thomas Labusch in der offenen Küche beim Arbeiten zusehen: Es ist eine One-Man-Kochshow, und Labusch hat nicht nur den Ziegenkäse voll im Griff.

Superschanke, Jägerstraße 19 in Stuttgart-Mitte, Telefon: 07 11/38 96 71 37, http://superschanke.de . Geöffnet montags bis mittwochs von 10 bis 2 Uhr, donnerstags bis 3 Uhr, freitags und samstags bis 4 Uhr, sonntags bis 1 Uhr. Die Bewertung Küche **** Service *** Ambiente **** ***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-/Leistungsverhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.