Die neue Wirtin im Gasthaus Zum Heurigen im Feuerbacher Tal will gehobene Küche und Hausmannskost kombinieren. Doch an einen echten Wiener Heurigen kommt die Küche leider nicht heran.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - Es ist ein fröhliches Hallo. Man würde meinen, dass sich hier am Waldrand im Feuerbacher Tal Fuchs und Hase Gute Nacht sagen. Aber Anne Hannich, die  Chefin der Gaststätte Zum Heurigen scheint mit so ziemlich allen Gästen auf Du und Du zu sein. Sie ist ja aber auch schon lange in der Stuttgarter Gastronomie tätig und hat bisher das Grünewald geführt – bis ihr das Ausflugslokal zu klein wurde. In ihrem neuen Domizil gibt es nun an die hundert Plätze, gemütlich ist es aber trotzdem in der Stube oder auch in dem großen Saal mit Blick ins offene Gebälk. Selbst gebaute Holztische und alte Wirtshausstühle, karierte Vorhänge und Plaids, Hirschgeweih und Kamin zur Dekoration – hier ergänzen sich Rustikales und moderne Elemente gut.

 

Die Vorspeise ist vielversprechend: Rote-Bete-Carpaccio (7,50 Euro), das hauchzart geschnitten ist, mild, warm, lecker. Dazu dezent etwas Rucola und ein kleiner, angebratener Schafskäse, das ist eine leichte, feine Begrüßung. Die Hauptspeise überzeugt hingegen nicht ganz. Der Rinderbraten (19,50 Euro) ist ausgezeichnet. Das Fleisch ist zart, die Soße reichlich und stimmt sowohl in der Konsistenz als auch im Geschmack. Dazu gibt es aber Wirsing in Sahnesoße. Die macht die Gemüsebeilage nicht nur sehr gehaltvoll, der Wirsing muss auch aus der Servierschale gegessen werden, wenn auf dem Teller nicht Braten- und Gemüsesoße zur Suppe verschwimmen sollen. Das Kartoffelgratin kommt kalt auf den Tisch, aber selbst nachdem es noch mal aufgewärmt wurde, schmeckt es nicht: Die Kartoffeln sind verkocht, geschmacklos und ungewürzt.

Mischung aus Hauben- und Bauernküche

Anne Hannich ist zwar keine Österreicherin, aber mit Heurigem verbindet sie eine Mischung aus Hauben- und Bauernküche, aus Feinschmecker- und Hausmannskost. Deshalb gibt es auf ihrer Karte nun Miesmuscheln, aber auch Blutwurst, Fischgerichte, aber auch einfache Maultaschen. Das wirkt etwas beliebig , aber so findet zumindest jeder etwas, sei es deftig oder leichter – wie der Salat mit Chilihühnchen (9,50 Euro). Die mit Chilistreifen angebratenen Geflügelstücke sind allerdings so reichlich, dass es eigentlich Hühnchen mit Salatgarnitur heißen müsste. Der Salat besteht aus Feld- und etwas Blattsalat und einem süßlichen Dressing.

Die Bedienung ist nett, wirkt aber unerfahren. Bei der ordentlichen Auswahl an Weinen ist der von uns gewünschte „gerade leer“, aber „Berta Rosé“ (6 Euro für 0,2 Liter) ist ein guter Ersatz. Zum Nachtisch nehmen wir Marillenknödel (6,50 Euro), die mit einer Kugel Eis serviert werden. Die in Brösel gerollten Knödel scheinen aber aus einer Art Quarkteig gemacht zu sein, der zäh wie Gummi ist. Im Inneren wartet keine Aprikose, sondern kleinstgeschnittenes Kompott. Nicht nur Muttern, sondern jeder einfache Heurige in Österreich hätte das anders, besser gemacht.